Die Swatch Group hat im ersten Halbjahr deutlich Federn gelassen. Doch neben einem Gewinneinbruch um 71 Prozent gibt es auch Lichtblicke.
Die Finanzwelt hatte erwartet, dass die Bieler Swatch Group schlechte Ergebnisse für das erste Semester publizieren würde.
Dass es dann so dick kommt, hatten die Analytiker aber wohl nicht erwartet.
Markanter Gewinneinbruch
Der Umsatz sank um 14,3 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken, wie die Swatch Group am heutigen Montag überraschend bekanntgab.
Rechnet man Währungseffekte heraus, bleibt immer noch ein Minus bei den Einnahmen von über 10 Prozent.
Unter dem Strich sieht es aber noch viel schlimmer aus. Der Reingewinn brach um 70,5 Prozent auf nur noch rund 150 Millionen Franken förmlich weg.
Luxusmarken stark betroffen
Die Gewinnmarge sank um 8,1 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Marketing-Massnahmen seien bewusst aufrechterhalten worden, hiess es zu dem Gewinneinbruch.
Der markante Umsatzrückgang sei durch die stark gesunkene Nachfrage nach Luxusgütern in China inklusive Hongkong und Macau ausgelöst worden, teilte Swatch zu den Hintergründen mit.
Die Luxusmarken Breguet, Blancpain und Omega seien besonders vom schwierigen Marktumfeld betroffen, während dem sich Harry Winston gut behauptete. Swatch, Tissot und Longines konnten ihre starke Position halten.
Einzig die Marke Swatch habe sich dem negativen Umsatztrend widersetzt und steigerte die Verkäufe in China sogar um 10 Prozent. Dies zeigt, dass das günstigere Preissegment durchaus eine Berechtigung am Markt hat.
Langfristtrend bleibt intakt
Doch Swatch in China ist nicht der einzige Lichtblick.
Im Juni stieg die operative Marge des Gesamtkonzerns bereits wieder auf über 15 Prozent an, was ein positives Zeichen für das 2. Halbjahr 2024 sei, so der Uhrenkonzern.
Im ersten Semester war die Betriebsgewinnmarge auf 5,9 Prozent von 17,1 Prozent im Vorjahreszeitraum gefallen.
Die Gruppe erwartet, dass der Markt China für die gesamte Luxusgüterindustrie bis zum Jahresende schwierig bleiben werde. Das Potenzial Chinas bleibe indes intakt, erklärte der von Nick Hayek geführte Konzern.
Die aktuelle Situation biete den Konzernmarken im unteren Preissegment exzellente Chancen für weiteres Wachstum und damit für Marktanteilsgewinne.
Olympia in Paris zieht
In Japan und den USA werde im 2. Halbjahr 2024 weiteres starkes Wachstum erwartet, beschleunigt durch die Investitionen ins eigene Retailnetz. Die Aussichten in vielen europäischen Ländern seien zudem erfolgversprechend.
Die Marke Omega werde als offizieller Zeitmesser an den Olympischen Spielen in Paris von der weltweiten medialen Präsenz profitieren, gab sich die Swatch Group überzeugt.
Effizienzgewinne kommen
Das zu Beginn des Jahres eingeführte Kostensenkungsprogramm habe obendrein erste Früchte getragen.
Die vollen positiven Auswirkungen, insbesondere auf das Ergebnis des Produktionsbereichs, würden in der zweiten Jahreshälfte spürbar.
Daher erwartet das Management für das zweite Halbjahr eine stark verbesserte Situation.
Investoren laufen davon
An der Börse kamen die Informationen gar nicht gut an. Die Inhaberaktien brachen gleich zu Handelsbeginn um rund 11 Prozent ein.
Allerdings ist der Uhren- und Schmuckhersteller mit 85 Prozent an Eigenkapitalquote hervorragend kapitalisiert.
Der Wert des Eigenkapitals lag zum Halbjahr bei rund 12 Milliarden Franken. Die Marktkapialisierung betrug per 30. Juni allerdings nur 9,6 Milliarden Franken.
Dies dürften Schnäppchenjäger an den Kapitalmärkten wohl bald realisieren.
15.07.2024/kut./Meldung am Ende mit Börsenreaktion ergänzt