Die staatliche Unfallversicherer Suva sitzt auf über 60 Milliarden Franken. Die Chefs sprechen selbst von Tafelsilber und wollen ja nichts ändern.
Es ist ein schönes System, was sich die Schweiz da um den Unfallversicherer Suva gebastelt hat.
Geldmaschine entwickelt
Das staatliche Teilmonopol nimmt für seine Produkte oftmals zu hohe Tarife, legt die Gelder bis zum Schadenfall an und generiert damit weitere Erträge.
Diese verteilt der 40 Personen umfassende Suva-Rat dann als Gönner quasi grosszügig wieder.
Gemeinschaft muss nur wenig helfen
Die seit 1912 bestehende Einrichtung steht dabei aber da, als wäre die Suva aus der Zeit gefallen. Denn eigentlich braucht es heutzutage das Gebilde um staatliche Rehakliniken und Zwangsmassnahmen zum Schutz von Arbeitnehmern kaum noch.
Einzig Berufsgruppen, welche von der privaten Assekuranz möglicherweise nicht oder zu nur zu sehr hohen Prämien versichert würden, könnte die Gemeinschaft helfen.
Doch ein Milliardengebilde, wie die Suva, braucht es dazu sicher nicht.
Attraktives Risiko
Dies wird auch daran sichtbar, was der altershalber zurückgetretene Suva-Ratspräsident Gabriele Gendotti am heutigen Freitag vor den Medien zum Erreichten sagte.
Er hob den tiefsten Prämienstand seit 1984, die erreichte Digitalisierung und die gute Finanzlage hervor.
Was er nicht sagte, ist, dass allein der technische Fortschritt die Arbeit vielerorts sicherer macht und Unfallversicherungen auch weltweit für die Assekuranz sehr gute Risiken darstellen.
Die Prämien gehen da naturgemäss ständig zurück. Mit Wettbewerb würden sie noch rascher und stärker sinken.
Jahresgewinn von über 300 Millionen
Die Finanzlage der Suva ist mit Aktiva von fast 63 Milliarden Franken tatsächlich wieder gut.
Von den Milliardenverlusten im Jahr 2022, über die muula.ch berichtete und die das gleiche Management zu verantworten hat, will da niemand mehr reden.
Der Jahresgewinn betrug im vergangenen Jahr etwas über 300 Millionen Franken.
Die versicherungstechnischen Rückstellungen für laufende Unfallrenten & Co. betragen zirka 39 Milliarden Franken.
Alle Gelder verplant
Da wären also immer noch zirka 24 Milliarden Franken zum Verteilen, also zum Rückgeben an die Schweizer Kundschaft, da.
Der Schadenaufwand betrug für Berufs- und Nichtberufsunfälle im Jahr 2023 rund 3,8 Milliarden Franken, was zeigt, dass die Organisation locker sechs Jahre lang überleben könnte, ohne einen neuen Franken an Prämien zu verlangen.
Auf eine entsprechende Frage von muula.ch an der Medienorientierung wies Suva-Chef Felix Walter die Begehrlichkeiten zurück. Die Rücklagen seien quasi alles für irgendetwas fest eingeplant, hiess es.
Milliarden an nicht-versicherungstechnischen Rückstellungen sind laut Jahresrechnung 2023 aber beispielsweise für Kapitalmarktschwankungen da. Da kann die Suva schön manövrieren.
Dieses Jahr löste sie einfach mal rund 1,1 Milliarden Franken auf.
Kanton Bern übervertreten
Auch der zurückgetretene Suva-Ratspräsident Gabrielle Gendotti sagte, dies sei der Familienschmuck der Schweiz und den gelte es zu bewahren.
Selbst die 40 Mitglieder des Suva-Rates seien ihm nicht zu viele.
Schaut man in die Zusammensetzung kommen 17 allein aus dem Kanton Bern.
Politisches Einsetzen der Mittel
Auch die Art, wie die staatliche Versicherung ihre Kapitalanlagen einsetzt, ist immer wieder ein Dorn im Auge.
Von den Milliardenverlusten während eines Börsencrashs und Immobilienskandal im Tessin einmal abgesehen, will Suva bis 2050 das Netto-Null-Ziel auch in der Kapitalanlage erreichen.
Solche politischen Ziele gehören eigentlich nicht per se zu einer staatlichen Unfallversicherung.
Kollektive Unverantwortlichkeit
Doch das Geld wird geschickt für Vorsorgemassnahmen, höheren Zahlungen für medizinische Leistungen als bei Krankenversicherungen und mit der geschickten Wahl von Pöstchen in den Suva-Gremien so orchestriert, dass sich ja nichts ändert.
Die SVP sprach sogar einmal von Filz aus Parlamentariern, Gewerkschaftsfunktionären und Wirtschaftsverbänden.
Es herrschten unüberschaubare, komplexe Strukturen, die Verfehlungen und kollektive Unverantwortlichkeit begünstigten.
Alles schon vorher entschieden
Genau dies kann man auch an der Wahl des neuen Suva-Rats-Präsidenten sehen. Der wurde laut der Suva am heutigen Freitag mit Andreas Rickenbacher gewählt und ist einer der acht Vertreter des Bundes in dem Gremium.
Die Pressebilder zur Übergabe samt zwei Interviews der beiden Herren waren aber umgehend pfannenfertig online.
Und die Medien erhielten die Präsentation zur heutigen Bilanzmedienkonferenz bereits vor einigen Tagen vorab zugeschickt.
Da stand der Name des neuen Präsidenten Rickenbacher schon längst drin.
Die Suva überlässt eben nichts dem Zufall. Ein schönes Konstrukt hat sich die Schweiz da zurechtgestrickt.
14.06.2024/kut.