
Der Chemiekonzern Clariant kommt nicht zur Ruhe. Ein Kartell kommt dem Basellandschaftlichen Unternehmen schon jetzt teuer zu stehen.
Es scheint, als solle Clariant dem Erdboden gleichgemacht werden.
Forderungen von 767 Millionen
Die Firma, die zusammen mit den drei Unternehmen Orbia, Celanese und Westlake ein Einkaufskartell bei Ethylen zugegeben hatte, ist erneut mit einer Rechtsklage konfrontiert.
Der mächtige Chemiekonzern Dow mache bei Gericht in Deutschland gegen die vier Firmen eine Schadenersatzforderung von 767 Millionen Euro geltend, teilte Clariant am heutigen Montag überraschend mit.
Fehlverhalten eingeräumt
Der Rechtsstreit in München dreht sich um die von der Europäischen Kommission sanktionierten Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht auf dem Ethylen-Einkaufsmarkt. Clariant, Orbia, Celanese und Westlake hatten sich bei der Beschaffung von Ethylen abgesprochen, um tiefstmögliche Preise zu erzielen.
Alle vier Unternehmen hatten das Fehlverhalten und ihre Beteiligung an dem Kartell im Jahr 2020 gestanden. Clariant musste eine Busse von 155,8 Millionen Euro bezahlen, wie muula.ch berichtete.
Der Basellandschaftliche Chemiekonzern wies die Vorwürfe in der neuen Rechtsklage von Dow zurück. Man wolle sich entschieden zur Wehr setzen, hiess es.
Zusätzliche Milliarden gefordert
Clariant habe stichhaltige Beweise, dass das Fehlverhalten gar keine Auswirkungen auf den Markt gehabt habe, erklärte die betroffene Firma weiter.
Obendrein habe Clariant bei Dow gar kein Ethylen gekauft, weshalb die Klage ins Leere ziele.
2023 hatte bereits der Mineralölkonzern Shell eine Klage in gleicher Sache in Amsterdam gegen Clariant und die drei Firmen eingereicht, wie muula.ch berichtete.
Es ging um bis zu einer Milliarde Euro an Schadenersatz.
Deutsche und Franzosen klagen
Dann hatten Mitte Januar 2025 der deutsche BASF-Konzern eine Schadensersatzklage in der gleichen Sache eingereicht. Die Deutschen machen bei Gericht gegen die vier Unternehmen einen Schadenersatz von 1,4 Milliarden Euro geltend.
Im Februar 2025 kamen noch Franzosen hinzu. Die Firma TotalEnergies machte 625 Millionen Euro an Schadenersatz geltend.
Im schlimmsten Fall kämen also fast 4 Milliarden Euro an Forderungen auf die vier Sünder zu. Unklar ist, welche Marktteilnehmer möglicherweise noch alles hinzukommen.
Allein schon das Reputationsrisiko wirkt sich extrem negativ auf die Kartellsünder aus.
Eklatante Missstände
Bei Clariant wütete unlängst zudem eine Whistleblower-Affäre, wie muula.ch berichtete. Da musste der Chemiekonzern auch schon richtig Geld auf den Tisch legen und bei der Reputation zurückstecken.
Unser Wirtschaftsnews-Portal wollte dann an einem Investorentag teilnehmen – doch Clariant wehrte sich dagegen. Das sind schon einmalige Zustände in der Transparenz eines Unternehmens.
Doch zuletzt verzeichnete die Muttenzer Firma zumindest bei der Schweizer Börse SIX einen kleinen Sieg, wie muula.ch berichtete. Eine Geldstrafe wurde nach langem Rechtsstreit etwas reduziert.
12.05.2025/kut.