
Firmen müssen ihre Preise regelmässig erhöhen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Doch alte Tarife gibt es, wie bei Spotify, meist im Verborgenen weiter.
Ob bei Musik-Streaming, im Einzelhandel oder bei Abonnements – immer wieder erhöhen Unternehmen ihre Preise, um die Reaktionen der Kundschaft zu beobachten.
Hintergrund ist der Wettbewerb, der die Verkaufspreise von Natur aus nach unten bewegt.
Ertragspotenziale heben
Firmen nutzen dabei das ökonomische Prinzip der Preiselastizität der Nachfrage: Wie stark sinkt die Absatzmenge, wenn der Preis steigt?
Aktuelles Beispiel ist der Musikdienst Spotify. Der Streaming-Anbieter hat in mehreren Märkten die Gebühren für Premium-Abos angehoben. In der Schweiz kostet Spotify Premium Family mittlerweile 22.95 Franken pro Monat.
Klares Ziel ist dabei, die Einnahmen zu steigern, ohne dass eine relevante Zahl an Nutzern abspringt.
Das Risiko: Eine zu starke Preiserhöhung könnte Abkündigungen nach sich ziehen, während eine zu geringe Anpassung ungenutzte Ertragspotenziale offenlässt.
Träge Kunden zahlen mehr
In der Praxis versuchen Unternehmen jedoch, dieses Spannungsfeld abzufedern. So bleiben ältere, günstigere Tarife oft weiterhin verfügbar – wenn auch weniger sichtbar.
Die Sozialen Medien überschlagen sich derzeit, dass in der Benachrichtigung über die Preiserhöhung von Spotify auch versteckt die Option zu alten Konditionen enthalten ist.
Bei dieser Variante fehlt nur ein Feature, das ohnehin unpopulär ist und von dessen Existenz viele Kunden nicht einmal wussten.
Langjährige Abonnenten erhalten dadurch die Möglichkeit, ihr bisheriges Preisniveau zu behalten, während Neukunden und «träge», weniger preissensitive Nutzer die teureren Konditionen akzeptieren.
Netflix macht es vor
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist dies ein klassisches Vorgehen. Firmen nutzen Preistests, um herauszufinden, welche Kundengruppen besonders preissensibel sind und welche eher auf das Angebot als auf den Preis achten.
Gerade digitale Anbieter verfügen über die nötigen Daten, um das Kundenverhalten schnell auszuwerten und Anpassungen vorzunehmen.
Der Filmanbieter Netflix macht dies regelmässig vor.
Vor ein paar Jahren war das Netflix-Angebot fast gratis. Mittlerweile gehen die Monatsabos vielerorts richtig ins Geld.
Swiss testet tiefere USA-Preise
Und auch die Premiumfluggesellschaft Swiss führte unlängst einen solchen Preistest für die Nachfrage auf den Nordamerika-Strecken durch, wie Finanzchef Dennis Weber an einer Medienkonferenz berichtete.
Mit Preisnachlässen könnten Ticketverkäufe in die USA durchaus noch zufriedenstellend stimuliert werden, hiess es.
Firmen entwickeln dabei eine Preis-Absatz-Kurve und entscheiden, welche Kombination für sie am besten ist.
Umsatz steigern oder halten
Die Entwicklung zeigt: Für Konsumenten ist es wichtig, Preise genau zu vergleichen und Angebote zu prüfen.
Für Unternehmen hingegen bleibt die Preiselastizität ein zentrales Steuerungsinstrument, um Wachstum und Kundenbindung in Einklang zu bringen.
Preis mal Absatzmenge gibt den Umsatz – und je höher der Absatzpreis bei gleichbleibenden Verkäufen, desto mehr klingt die Musik in der Kasse.
Der Wettbewerb drückt die Verkaufspreise automatisch nach unten, und dagegen müssen Unternehmen etwas unternehmen.
24.08.2025/kut.