Spital Wetzikon als Mahnmal für Schweizer Firmen

Spital in Wetzikon
Das Spital in Wetzikon ist ein Sanierungsfall. (Bild: PD)

Die Aktionäre des taumelnden Spitals Wetzikon haben den Verwaltungsrat komplett neu gewählt. Wichtige Kompetenzen fehlen allerdings.

«Ausgewiesene Führungspersönlichkeiten aus dem Spitalwesen nehmen Einsitz in den Verwaltungsrat».

Mit dieser Schlagzeile gaben die zwölf Aktionärsgemeinden des Spitals Wetzikon die Wahl des neuen Gesamtverwaltungsrats bekannt.

Gesundheitswissen vorhanden

Die namhafte Neubesetzung zeige die Bedeutung des Spitals in Wetzikon, hiess es weiter. Doch wer auf die neuen Mitglieder schaut, erkennt sofort eine Misere.

Spitalerfahrung, Spitalleitungserfahrung, Ausbildungserfahrung für Gesundheitsberufe, medizinisches Wissen und Knowhow im Immobilienmanagement sind die Hauptkompetenzen.

Das Spital Wetzikon ist jedoch ein Sanierungsfall, der Wissen von Sanierungen braucht und davon ist im neuen Verwaltungsrat nicht viel zu spüren, wie Beobachter der Situation kritisch feststellten.

Über 100 Millionen in den Miesen

Zwar war der neue Verwaltungsratspräsident, Andreas Mika, laut dem Communiqué Teil der Expertengruppe, welche die Erarbeitung des Sanierungskonzeptes der GZO AG Spital Wetzikon im Auftrag der Aktionärsgemeinden begleitet hat.

Doch Gesundheitsökonomie braucht es nicht mehr, wenn einer Firma das Geld ausgeht. Der Zwischenabschluss per 30.09.2024 weist einen Verlust von 121 Millionen Franken aus. Das Eigenkapital ist mit -103 Millionen Franken unterirdisch.

Die Nettoerlöse brachen zudem innerhalb von nur 9 Monaten um über 20 Prozent auf bloss noch 114 Millionen Franken ein.

Realität nicht wahrnehmen

Genau das ist das Hauptproblem des Spitals Wetzikons, welches sich mit einem Neubau verhoben hat und eine Anleihe von 170 Millionen Franken nicht zurückzahlen konnte.

Sehenden Auges raste die Firma quasi in die Insolvenz, wie muula.ch berichtete.

Der Kanton Zürich war dabei sogar von der Überflüssigkeit dieser Gesundheitseinrichtung im Zürcher Oberland überzeugt.

Verwaltungsrat des Spitals Wetzikon
Der neue Verwaltungsrat des Spitals Wetzikon. (Bild: PD)

Doch die Aktionärsgemeinden wollen den Untergang des Spitals nicht hinnehmen. Neues Geld fliesst dem alten hinterher.

Anleihegläubiger haben ja keine Chance, als sich an einem Hoffnungsschimmer zu klammern. Insofern unterstützen sie den Fortgang.

Oberaufsicht wahrnehmen

Neben diesem Problem im Verwaltungsrat kam in Wetzikon allerdings noch eine Herausforderung von Schweizer Aktiengesellschaften hinzu, die schon bei der Krisenbank Credit Suisse (CS) sichtbar geworden war.

Fehlen wichtige Kompetenzen im CS-Verwaltungsrat, kann das Gremium die Oberleitung der Firma auch nicht situationsbezogen ausüben.

Aktuell ist genau diese Diskussion um CS-Verwaltungsrätin Iris Bohnet entbrannt, die ihr Gender- und Diversity-Knowhow der taumelnden Grossbank zur Verfügung stellte. Letztlich sorgte das Gremium auf der letzten Generalversammlung dafür, dass es keine Abstimmung über ihren Leistungsausweis gab.

Die Oberaufsicht ist aber eine unübertragbare Aufgabe des Verwaltungsrats laut Obligationenrecht. Dazu bräuchte es in der Schweiz nicht einmal eine Geschäftsleitung in einer Aktiengesellschaft.

Spielball der Aktionäre

Doch der alte Gesamtverwaltungsrat schmiss den Bettel hin und neue Mitglieder mussten in dieser schwierigen Situation her. Die Verantwortlichen sind also über alle Berge.

Genau dies ist eine Mahnung an alle Schweizer Firmen – kommt es nämlich beispielsweise zu einer feindlichen Übernahme, können mittlerweile durch die Jahreswahl alle Verwaltungsräte im Herzstück einer Aktiengesellschaft praktisch gleichzeitig ausgetauscht werden.

Früher gab es die Wahlen auf mehrere Jahre und da gab es zumindest eine gewisse Kontinuität im Aufsichtsgremium. Beim Spital Wetzikon sind nunmehr alles Neulinge im Verwaltungsrat.

Schweizer Aktiengesellschaften sind damit regelrecht ein Spielball von unternehmerischen Launen geworden, was gravierende Auswirkungen haben kann.

19.04.2025/kut.

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