Spital-Ökonomie auf Schweizer Art

Weniger Personen kommen ins Spital und trotzdem explodieren die Kosten. Dies ist aber nicht das einzig Kuriose am Spitalwesen der Schweiz.

Die Entwicklungen in der Schweizer Spitallandschaft sind schon fast unglaublich. Im Jahr 2022 wurden 1,04 Millionen Personen hospitalisiert, was weniger ist als noch 2019 vor der Coronavirus-Pandemie war, als die Schweiz noch auf 1,05 Millionen hospitalisierten Personen kam.

Über 23 Prozent an Mehrkosten

Die Betriebskosten sämtlicher Spitäler lagen 2022 aber bei über 33,9 Milliarden Franken, was ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um eine Milliarde Franken beziehungsweise rund 3 Prozent darstellt.

Gegenüber dem Jahr 2019 ist der Anstieg sogar gewaltig – damals waren laut der Spitalstatistik des Bundesamtes für Statistik BFS «nur» 27,5 Milliarden Franken angefallen.

Das ist ein Kostenanstieg binnen weniger Jahre um über 23 Prozent, obwohl selbst die Zahl der stationären Fälle fast gleichgeblieben sind.

Weniger Corona-Intensivfälle

Gewiss spielte im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie noch eine Rolle. 2022 wurden 68.632 Personen mit der Diagnose Covid-19 hospitalisiert, wie aus den jüngsten BFS-Daten zu den Spitälern hervorgeht.

Das sind über 80 Prozent mehr als 2021 als es 37.770 Personen betraf. Im Jahr 2020 waren es 34.834.

Altersverteilung bei stationären Aufenthalten

Gleichzeitig fiel die Zahl der Personen, die mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert wurden und eine intensivmedizinische Behandlung benötigten mit 8,8 Prozent, deutlich geringer aus als 2021 als es noch 14,3 Prozent waren. Das heisst, schwere Fälle gab es deutlich weniger; die Intensiv-Fälle halbierten sich quasi.

Auch die Verweildauer auf der intensivmedizinischen Abteilung ging stark zurück: Bei der Hälfte der Patienten, die 2022 intensivmedizinisch behandelt wurden, belief sich die Verweildauer auf maximal 60 Stunden, während es 2021 noch 165 Stunden gewesen waren.

Verwaltung wuchert

Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen gingen die Kosten bei den Spitälern um über eine Milliarde Franken nach oben. Es betrifft ungefähr zur Hälfte den ambulanten sowie den stationären Bereich.

Das BFS bietet sogar eine Schweiz-Karte, auf der die Bürger für alle Regionen die Kostenverteilungen sehen können.

Zwischen 2019 und 2022 erhöhten sich jedoch die Vollzeitstellen in den Spitälern um 5,8 Prozent.

Besonders stark nahm die Beschäftigung zwischen 2019 und 2022 in der Administration zu, die um 10,9 Prozent stieg.

Beim medizinischen Personal ging es «nur» um 8,9 Prozent und beim Pflegepersonal «bloss» um 3,9 Prozent nach oben. Es wird also deutlich mehr administriert als behandelt.

Angebot schafft Nachfrage

Doch es gibt noch weitere Beobachtungen, die verwundern dürfen. So beträgt die Hospitalisierungsrate im Kanton Basel-Stadt auf über 40.000 pro 100.000 Einwohnern. Aus dem eigenen Kanton sind es immerhin noch 20.000.

Im kleinen Kanton Appenzell-Ausserrhoden (AI), dem Zweitplatziertem im Ranking, liegen diese Werte bei 30.000 und 8.000, was zeigt, was in Basel (BS) mit seinem Unispital & Co. für eine «Spital-Maschinerie» waltet.

Haben die Menschen ein schönes Spital, gehen sie auch häufiger hin und die Krankenhausärzte empfehlen sich auch häufiger.

Hospitalisierungen nach Kantonen

Die Balken der einzelnen Kantone in der Grafik müssten pro 100.000 Einwohnern eigentlich gleichlang sein – mit der Ausnahme der Patienten aus dem Ausland, was die dunkelblaue Linie markiert.

Doch sie sind sehr unterschiedlich lang, was zeigt, dass die Hospitalisierungen in den Kantonen sehr unterschiedlich sind.

Mehr Spitalbetriebe

Trotz der Milliarden, welche in die Spitalwelt fliessen, erwirtschafteten 2022 rund 38 Prozent der Spitäler ein Betriebsdefizit von über einer Million Franken. Dieser Anteil zeigte eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, als es noch 36 Prozent waren.

Es ist jedoch eine deutliche Verbesserung gegenüber 2020, als der Wert noch 44 Prozent betrug. Doch etwa geriatrische Zentren, die man als Verlustbringer vermuten würde, sind fast von der Bildfläche verschwunden.

Verfügbare Spitalbetten der Schweiz

Und wer all die Kostensteigerungen bezahlt, steht ohnehin auf einem ganz anderem Stern. Alle reden jedenfalls vom Sparen im Gesundheitswesen und von Schliessung beziehungsweise vom Zusammenlegen von Gesundheitseinrichtungen.

Doch das kann bei den Spitälern gar nicht sein. In den Jahren 2020 und 2021 gab es 276 Spitalbetriebe in der Schweiz.

Im Jahr 2022 waren es laut der Tabelle des BFS mit 278 schon zwei Einrichtungen mehr.

22.11.2023/kut.

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