SMG und das Imaginäre

Online-Anzeigen mit einer Frau
Online-Anzeigen verändern sich durch KI. (Bild: M. Hassen / pixabay)

An der Börse wird die Zukunft gehandelt, heisst es oft. Doch manchmal geht es auch um die Vergangenheit, wie der Börsengang von SMG verdeutlicht.

Wie suchen Menschen künftig eine Wohnung, ein Auto, eine Versicherung oder einen neuen Job?

Genau um diese Frage dreht sich ein Börsengang, der schon in wenigen Tagen an der Schweizer Börse SIX stattfinden soll.

TX, Ringier und Mobiliar

Es geht um die Swiss Marketplace Group (SMG), die Aktien zu einem Preis zwischen 43 und 46 Franken je Titel offeriert, wie das Unternehmen diese Woche überraschend bekanntgab.

Damit käme die Gesellschaft auf einen Börsenwert zwischen 4,2 und 4,5 Milliarden Franken, was einen der grössten Schweizer IPOs darstellt.

Hinter dem Börsengang stecken die Schweizer Medienhäuser TX Group und Ringier sowie der genossenschaftliche Versicherer Mobiliar und die amerikanische Firma General Atlantic.

Struktur SMG
Struktur SMG (Screenshot: muula.ch)

Allerdings sollen von ihrem Gemeinschaftsunternehmen nur zwischen 20 und 23 Prozent offeriert werden.

Das ist ein cleverer Schachzug, denn der Markt kann auf einmal bestimmt nicht viel mehr aufnehmen.

Der Vermögensverwalter Blackrock und das Pictet Asset Management haben allerdings bereits fest zugesagt, Aktien für je 150 Millionen Franken zu zeichnen.

2022 noch Verlustjahr

Im Jahr 2024 erlöste die SMG rund 291 Millionen Franken mit Plattformen, wie AutoScout24, ImmoScout24, FinanceScout24, Homegate, Ricardo & Co. Die Firma erwirtschaftete damit einen Gewinn von 61,4 Millionen Franken, was eine gute Gewinnmarge von rund 21 Prozent ergibt.

Im Jahr 2022 kam SMG mit einem Umsatz von rund 234 Millionen Franken aber bloss auf einen Verlust von rund 72 Millionen Franken, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht, das man sich eigens beschaffen muss.

Mit dem Jahresfehlbetrag fuhr die Firma dann Personalausgaben und Marketingkosten zurück.

Gewinn- und Verlustrechnung SMG
Gewinn- und Verlustrechnung SMG (Screenshot: muula.ch)

Die Bilanzsumme von SMG erreichte im Jahr 2024 rund 1,3 Milliarden Franken, wovon 868 Millionen Franken das Eigenkapital darstellten.

Die Eigenmittel speisen sich dabei fast vollständig aus «übrigen Reserven», was laut Experten relativ ungewöhnlich ist.

Viel Luft in Bilanz

Auf der Aktivseite gab es 2024 auch fast nur immaterielles Vermögen und Goodwill in Höhe von rund 1,2 Milliarden Franken, wie aus dem Börsenprospekt weiter hervorgeht. Viel ist von der Bilanz also nicht greifbar.

Der Goodwill beträgt rund 628 Millionen Franken und Kundenbeziehungen wurden mit 259 Millionen Franken in die Bücher geschrieben.

Die Hauptrisiken des Geschäftsmodells sind in den Unterlagen rasch beschrieben.

Falls Menschen in schwächeren Konjunkturphasen beispielsweise Wohnungen, Autos, Versicherungen & Co. nicht über Plattformen suchen beziehungsweise inserieren, käme SMG unter Druck.

KI übernimmt Suche

Doch dabei kommt zudem die Frage auf, wie Menschen künftig wohl überhaupt nach Informationen suchen.

Fachleute meinen, dabei dürfte vermehrt Künstliche Intelligenz KI um ChatGPT, Perplexity, Gemini & Co. zum Einsatz kommen.

Liebe KI, so lauten in Zukunft die Anfragen an die Maschinen: Suche mir bitte einen neuen Job in dem und dem Bereich, eine Versicherung für meinen BMW oder ein neues Zuhause in der Region X. Umgekehrt ist es beim Verkaufen.

Die Suchresultate kommen dann in Sekundenschnelle mit einer passgenauen Aufstellung von Firmenwebseiten, Maklern, Autohäusern & Co.

Spezialisierte Verkaufsplattformen spielen dabei wohl allenfalls noch als weitere Inputgeber eine Nebenrolle.

Altes Plattform-Geschäft

An der Börse wird die Zukunft gehandelt, heisst es oft, weshalb die Geschäftsmodelle um KI derzeit boomen.

Bei TX Group, Ringier & Co. geht es mit SMG aber vor allem um das alte Plattform-Geschäft, um die traditionellen Tauschbörsen.

An der Börse wird also durchaus auch Vergangenheit gehandelt, solange sie noch einen Wert hat.

13.09.2025/kut.

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