Slowenien zieht Schweizer Aussenhandel aus der Misere

Der Aussenhandel hat sich 2024 mit dem Export wieder gefangen. Doch Klumpenrisiken bestimmen die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland.

Die Schweiz hat 2024 einen neuen Rekordüberschuss in ihrer Handelsbilanz von 60,6 Milliarden Franken verzeichnet.

Der Saldo von Im- und Exporten erhöhte sich um rund 12 Milliarden Franken gegenüber dem Vorjahr, teilte das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG am heutigen Donnerstag zum Aussenhandel mit.

Einfuhren sinken

Die Exporte stiegen im Jahr 2024 um 3,2 Prozent auf 282,9 Milliarden Franken. Real, also inflationsbereinigt, legten die Ausfuhren immerhin noch um 2,5 Prozent zu, wie es weiter hiess und das Minus im Vorjahr vergessen macht.

Die Importe sanken laut dem BAZG im Jahr 2024 um 1,6 Prozent auf 222,3 Milliarden Franken.

Auch real ging es bei den Einfuhren um den Wert von 1,6 Prozent nach unten.

Im Jahr 2023 hatte das nominale Minus immerhin 3,8 Prozent betragen.

Alles läuft über Pharma

Doch die Schweiz hat bei ihrer Volkswirtschaft enorme Klumpenrisiken. Obwohl sich die Gesamtexporte im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr steigerten, verzeichneten lediglich zwei der elf Hauptgruppen einen Zuwachs.

Die Steigerung rührte in erster Linie von den chemisch-pharmazeutischen Produkten her, die um 10,0 Prozent oder 13,6 Milliarden Franken zunahmen.

Allein die Lieferungen an Roh- und Grundstoffen hätten sich innert Jahresfrist auf 37,7 Milliarden Franken verdoppelt, hiess es vom BAZG.

Auch die Exporte von Medikamenten (+7,7 Prozent) und immunologischen Produkten (+10,8 Prozent) nahmen demnach wieder Fahrt auf.

Zurück gingen nach Rekordergebnissen in den vergangenen Jahren sowohl die Ausfuhren von Bijouterie und Juwelierwaren um 4,5 Prozent als auch jene von Uhren um 2,8 Prozent, letztere real sogar um 9,3 Prozent.

Grossinvestitionen wirken

Von den drei bedeutendsten Wirtschaftsräumen bezogen Europa (+3,9 Prozent) und Nordamerika (+6,7 Prozent; USA: +7,9 Prozent) mehr Güter aus der Schweiz.

Das Exportwachstum nach Europa resultiert vor allem aus dem erneut starken Plus nach Slowenien (+68,3 Prozent oder +10,7 Milliarden Franken; Chemie-Pharma). Dies gelang dem kleinen Land bekanntermassen, weil der Basler Pharmakonzern Novartis dort bei seiner damaligen Generika-Sparte Sandoz stark investierte.

Solche Grossinvestitionen fallen in den Statistiken also stark auf.

Energieimporte implodierten

Abgesehen von den chemisch-pharmazeutischen Produkten (+5,9 Milliarden Franken; +8,5 Prozent) wiesen alle Warengruppen beim Import ein Minus aus.

Um 3,1 Milliarden Franken niedriger kamen die Energieträgerimporte zu erliegen, was einem Einbruch von rund 23,8 Prozent entsprach. Laut der Zollverwaltung war dies zum Grossteil preisbedingt.

Merklich sei auch der Nachfragerückgang in den Sparten Maschinen und Elektronik (–2,2 Milliarden Franken; –6,3 Prozent), Fahrzeugen (–1,4 Milliarden Franken; –6,7 Prozent) sowie Metallen (–1,2 Milliarden Franken; –7,4 Prozent) gewesen, führte das BAZG aus.

Slowenien wirkt auch bei Einfuhren

Im Jahr 2024 bezog die Schweiz aus allen drei grossen Wirtschaftsräumen weniger Güter.

Am deutlichsten seien die Importe aus Asien mit 2,5 Milliarden Franken gesunken und damit zugleich auf den niedrigsten Stand seit 2020 gefallen, hiess es zu den Entwicklungen.

Schweizer Aussenhandel nach Ländern
Screenshot: muula.ch

Um 904 Millionen Franken beziehungsweise 0,6 Prozent nahmen die Bezüge aus Europa ab. Hierbei sanken die Importe aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Irland kumuliert um 7,5 Milliarden Franken.

Demgegenüber stiegen die Einfuhren aus Slowenien innert Jahresfrist um 5,8 Milliarden Franken (Chemie-Pharma), was wiederum die Verquickungen zum Basler Pharmacluster verdeutlicht.

Aus Nordamerika kamen wertmässig 1,9 Prozent weniger Waren, wobei die USA um –2,9 Prozent sanken.

Indien kaum Hoffnungsträger

Aus den Jahreszahlen wird noch klar, dass die Hälfte aller Schweizer Exporte in die EU gingen und auf rund 144 Milliarden Franken kamen.

Die Importe aus den EU-Staaten betrugen fast 160 Milliarden Franken und machten fast 75 Prozent aller Einfuhren der Schweiz aus.

Dies stellt ebenfalls ein Klumpenrisiko dar und zeigt die Abhängigkeit des Landes von der EU.

Die Freihandelsabkommen, etwa mit Indien, Kosovo, Moldawien & Co., bringen da kaum Linderung, denn Indien als Hoffnungsträger erzielte 2024 gerade einmal je 2 Milliarden bei den Im- und Exporten.

An das Land China, mit dem die Schweiz seit Jahren ein Freihandelsabkommen hat, gingen gerade einmal nur 16 Milliarden Franken der Schweizer Exporte und ergeben gerade einmal 5 Prozent.

Tausch von Brüssel gegen Washington

In die Vereinigten Staaten von Amerika, bei denen sich die Schweiz ein Freihandelsabkommen erhofft, exportierte die Schweiz im vergangenen Jahr rund 53 Milliarden Franken und importierte aus den USA rund 14 Milliarden Franken.

Wenn sich also der Aussenhandel mit den USA verdreifachen würde, wäre das Land eine Alternative zur EU. Aber realistisch ist dies wohl kaum.

Und die Schweiz würde sich damit ohnehin nur in eine neue Abhängigkeit begeben und müsste dann aus Eigeninteresse immer auf Washington statt auf Brüssel hören.

30.01.2025/kut.

Slowenien zieht Schweizer Aussenhandel aus der Misere

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