Skandal überschattet Gala der besten Schweizer Weine 2024

Weingala «Grand Prix du Vin Suisse» im Kursaal in Bern
Jedes Jahr werden am «Grand Prix du Vin Suisse» die besten Schweizer Weine gekürt. (Bild: PD)

Jedes Jahr wird am «Grand Prix du Vin Suisse» viel über besten Schweizer Weine diskutiert. Doch dieses Jahr gab es oft ein anderes Gesprächsthema.

«Für den stolzen Weinkanton Wallis ist der Fall ein Fiasko», schrieb einst der «Blick».

Der Skandal lege die Schwächen im Kontrollsystem der Schweizer Weinbranche offen und könnte zu strengeren Überwachungs- und Prüfverfahren führen, hiess es weiter.

Oberwallis siegt

Die Rede ist vom jüngsten Walliser Weinskandal, bei dem jahrelang andere Weine unter dem Label «AOC Valais» verkauft worden waren, wie muula.ch berichtete.

Doch am Freitag an der diesjährigen Gala zum «Grand Prix du Vin Suisse 2024» – organisiert von der Association Vinea und dem Weinmagazin Vinum – wurde der Weinkanton Wallis quasi mit Preisen überschüttet.

Noch nie in der Geschichte des Grand Prix geschah, dass ein Weingut die Auszeichnung «Weingut des Jahres» verteidigen konnte, hiess es in einem Communiqué.

Die Kellerei Leukersonne in Susten im Oberwallis, geführt von Damian und Fabienne Seewer, verteidigte nämlich den prestigeträchtigen Titel.

Wallis über Wallis

Der «Prix Vinissimo Weiss» ging an die Domaines Chevaliers aus Salgesch, auch aus dem Wallis.

Und der «Prix Vinissimo Rot» wurde ebenfalls von der Kellerei Leukersonne entgegengenommen, wie es in der entsprechenden Medienmitteilung hiess.

Das Weingut Weinschmiede aus Salgesch im Wallis erfreute sich am «Prix Vin Bio», stand sodann im Communiqué.

Der «Grand Prix du Vin Suisse» sei auch in seiner 18. Ausgabe ein Spiegelbild des Schweizer Weinbaus, hiess es trocken.

18 von 26 Kantonen dabei

Die Kantone mit den grössten Rebflächen stellten auch die grössten Kontingente an eingereichten Weinen.

Das Wallis dominierte demnach mit 1183 eingereichten Weinen, gefolgt vom Kanton Waadt mit 611 Weinen und der Deutschschweiz mit total 439 Weinen.

Gesamthaft seien 18 der 26 Schweizer Kantone mit Weinen am Concours vertreten gewesen, führten die Organisatoren weiter aus.

Und dennoch räumte das Wallis quasi alle wichtigen Preise ab.

«Schwarzes Schaf» ausgeschlossen

Nun hat das Wallis zweifelsohne hervorragende Weine zu bieten, wie auch muula.ch bereits berichtete.

Während sich an der jährlichen Gala im Kursaal in Bern normalerweise die Münder über die Preisträger zerrissen werden, bestimmte in diesem Jahr aber der jüngste Walliser Weinskandal um das von Cédric Flaction geleitete Cave «Maison Rouge» das Gesprächsthema, wie Recherchen von muula.ch unter Teilnehmern ergaben.

Da diese Person am 2. September in erster Instanz wegen Betrugs mit der «AOC Valais» verurteilt worden war, hatten der Vorstand von Vinea und die Direktion von Vinum trotz des noch laufenden Gerichtsverfahrens einstimmig beschlossen, die Cave «Maison Rouge» zu disqualifizieren und ihr die noch im August 2024 zugestanden drei Goldmedaillen abzuerkennen.

Teilnehmer müssen zahlen

«Diesen Anlass mit einer Person in Verbindung zu bringen, die strafrechtlich verurteilt wurde, entspricht nicht den Leitlinien des Concours», hatten die Veranstalter des Grand Prix argumentiert.

Allerdings wurde am Freitag dann ein völlig anderes Problem diskutiert.

Die Weingüter reichen nämlich ihre Tropfen selbst ein und zahlen eine Teilnahmegebühr, wie auch aus den Bedingungen des Wettbewerbs hervorgeht. Allein dies spült mehrere hunderttausend Franken in die Kasse.

Besondere Flaschen auswählen

Zudem müssen sie für die Weingala kostenlose Flaschen zur Verfügung stellen.

Da Winzer genau wüssten, welche Flaschen besonders gut gelungen sind, würden auch nur die besten Resultate an solche Weinprämierungen geschickt.

Die Kundschaft erhält in den Geschäften aber möglicherweise ganz andere Ware, wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Insofern überraschen Goldmedaillen für ein Weingut, das jahrelang seine Produkte panschte, nicht.

Selbst namhafte Abnehmer der Schweizer Weinbranche, etwa Mövenpick Wein, Giroud Vins SA und die Caves Garnier, die im Besitz der Agrargenossenschaft Fenaco sind, bemerkten von den Qualitätsmängeln jahrelang auch nichts.

Grossen Worten folgen keine Taten

Der Vorstand von Vinea und die Direktion von Vinum bedauerten zumindest den erheblichen Imageschaden, den die juristische Verurteilung der gesamten Walliser Weinbranche wie auch der gesamten Schweizer Weinszene auferlegt, hiess es.

Es hinderte die Organisatoren des «Grand Prix du Vin Suisse 2024» aber nicht daran, etwas am Auswahlverfahren der Preisträger zu ändern oder praktisch alle wichtigen Auszeichnungen an Weingüter aus dem Wallis zu vergeben.

Ein zufälliger Quercheck mit Flaschen aus Ladengeschäften oder Warnhinweise von Jurymitgliedern der ganzen Schweizer Weinelite sucht man vergeblich.

Weiter wie bisher

Vertrauen wird laut «Duden» als festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit und der Zuverlässigkeit einer Person oder Sache definiert.

Davon kann beim Wallis angesichts der Panscherei wohl keine Rede mehr sein.

Selbst das Boulevardblatt «Blick» schrieb, dass der jüngste Weinskandal für den stolzen Weinkanton Wallis ein Fiasko sei.

Beim «Grand Prix du Vin Suisse» ist diese Botschaft offenbar aber noch nicht angekommen.

20.10.2024/kut.

Skandal überschattet Gala der besten Schweizer Weine 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert