Sika-Gruppe braucht dringend neue Finanzziele

Sika Technology Center in der Schweiz
Der Sika-Konzern will hoch hinaus. (Bild: PD)

Unternehmen versuchen mit strategischen Zielen, eine Vision zu erreichen. Beim Sika-Konzern zeigt sich, wie wichtig klare Perspektiven sind.

Nach drei Quartalen sah es noch so aus, als würde der Bau-Chemiekonzern Sika im Jahr 2022 auf einem goldigen Pfad sein.

Die Umsätze legten um 17 Prozent auf rund 8 Milliarden Franken zu. Der operative Gewinn auf Stufe Ebit stieg um 17 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken, was eine Ebit-Marge von 15,4 Prozent ergab.

Und der Reingewinn erhöhte sich um 16 Prozent auf fast 900 Millionen Franken.

Verlieren von Schwung

Strategisch will Sika ja nur ein Umsatzwachstum zwischen 6 und 8 Prozent in Lokalwährungen sowie eine Ebit-Marge im Intervall von 15 bis 18 Prozent erreichen. Also alles im Lot?

Von wegen. Zum Jahresende hin verlor Sika ein Stück weit an Dynamik. Der Umsatz erhöhte sich insgesamt dann «bloss» noch um 13,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Franken, wie der Konzern am heutigen Freitag bekanntgab.

Das Ebit legte 2022 demnach letztlich nur um 13,5 Prozent auf 1,6 Milliarden Franken zu und die Ebit-Marge sank sogar auf 15,1 Prozent. Der Konzerngewinn verzeichnete einen Zuwachs von rund 11 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken.

Boom in Americas

Das strategische Umsatzziel will von einer Steigerung in Lokalwährungen zwischen 6 und 8 Prozent scheint wenig ambitioniert. Schliesslich kommt der Bau-Chemiehersteller 2022 auf eine Erhöhung um 15,8 Prozent in Lokalwährungen, also locker doppelt so viel wie als Ziel angestrebt.

Allein schon das organische Wachstum in der Region «Americas» betrug in Lokalwährungen im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 21,6 Prozent. Im Jahr davor waren es auch hohe 17,3 Prozent.

Ende der Fahnenstange?

Doch beim Betriebsgewinn wird das Intervall 15 bis 18 Prozent mit dem tatsächlichen Jahreswert fast verfehlt.

Im dritten Quartal hatte man vielerorts noch aufgrund der Ebit-Gewinnmarge von 15,4 Prozent damit gerechnet, dass da im Schlussquartal noch ein Schluck obendrauf käme.

Aber vielleicht hat sich mittlerweile herausgestellt, dass mehr als 15 Prozent schwierig zu erreichen sind. Gemäss einer Sika-Präsentation (Folie 8) pendelte die Kennzahl in der jüngsten Vergangenheit eher um die 13 bis 14 Prozent.

Alles wieder anders

Alle Firmenziele verstehen sich aber sowieso ohne die grössere MBCC-Akquisition, die Sika, wie sie an einer Medienorientierung am heutigen Freitag klarmachte, nun im ersten Halbjahr 2023 unter Dach und Fach bringen will.

Ursprünglich war das Closing für die zweite Jahreshälfte 2022 vorgesehen gewesen, denn die MBCC-Übernahme war schon im November 2021 von einem Private-Equity-Unternehmen bekanntgegeben worden.

Sobald der Zukauf abgeschlossen ist, wird es also mit den Zukunftszahlen ohnehin schwierig, weil der ganze Zahlenkranz durcheinanderkommt.

Insofern braucht es schon neue Unternehmensziele, um die strategische «Musik» für die neue Sika-Gruppe auch mit Finanzzahlen klarzumachen .

Mega-Akquisition belastet

Und blickt man auf noch ein strategisches Ziel, das die Jahresrechnung mit der Bilanz verbindet, so zeigen sich weitere Hürden bei Sika.

Die Rede ist von der Rendite auf das eingesetzte Kapital, Roce, und der Wert erhöhte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 21,6 Prozent. Strategisch will der Konzern im Jahr 2023 eine Kennzahl über 25 Prozent erreichen – doch halt, was ist mit der Gross-Akquisition?

Nimmt der Sika-Konzern die ganzen Aktiva und Passiva von MBCC in die Bilanz auf, verlängert sich die Bilanzsumme und das zu verzinsende Kapital beim Roce erhöht sich deutlich.

Das strategische Ziel von 25 Prozent rückt da deutlich ausser Reichweite, schliesslich bringt MBCC, von den Dimensionen her, rund 2,7 Milliarden Euro an Umsatz mit.

Merkwürdiger Verkauf

Am Rande der Medienorientierung in Zürich erkundigte sich muula.ch beim Sika-Finanzchef Adrian Widmer noch, warum Sika kurz vor Jahresende 2022 in der Schweiz am Produktionsstandort Sarnen noch drei Grundstücke an die Obwaldner Kantonalbank OKB verkauft hat.

Dies hatten nämlich Recherchen des Wirtschaftsnews-Portals muula.ch bei der OKB ergeben, weil die Staatsbank über den Erwerb jubelte.

Das Grundeigentum in Sarnen sei für Sika nicht mehr betriebsnotwendig gewesen, weil der Konzern an dem Standort die Produktion bereits effizienter gestaltet habe, erklärte Widmer diesbezüglich.

Kapitalmarkt erfreut

Ein Rückzug aus dem Produktionsstandort Schweiz, was der Verkauf von Grundeigentum der Sika Manufacturing auch signalisieren könnte, bedeute die Abgabe der Immobilien allerdings nicht, betonte der Sika-CFO.

All dies störte die Börsianer aber wenig. Die Sika-Aktien legen gleich nach dem Handelsstart um rund 5 Prozent auf 277 Franken je Titel zu und behielten das Niveau.

17.02.2023/kut.

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