Der Konzernchef der Agnelli-Holding, John Elkann, hat die Assekuranz stark kritisiert. Verwaltungsratspräsident des Rückversicherers Swiss Re, Sergio Ermotti, konterte umgehend gegenüber muula.ch die Kritik.
John Elkann, der Chef der Familienholding Exor, die dem italienischen Familienclan Agnelli gehört, hat sich am Dienstagabend bei einem Vortrag am Schweizerischen Institut für Auslandsforschung an der Universität Zürich weit aus dem Fenster gelehnt und die Versicherungsbranche stark kritisiert.
Der Level an Innovationen, den Erst- und Rückversicherer aufwiesen, lasse zu wünschen übrig, erklärte der Topmanager in der Aula der Uni Zürich. Seine Holding sehe viel mehr Innovation etwa im Healthcare-Sektor oder bei der Entwicklung eines völlig neuartigen Ferrari, der nicht bloss einen Elektroantrieb habe, hiess es weiter.
Viel Rechenleistung nötig
Auch Insurtech, also Innovationen sowie moderne Technologien im Versicherungssektor, habe eigentlich zu nichts geführt, sagte Elkann vor der versammelten Schweizer Finanzwelt, die etwa auch den Finanzdoyen Walter B. Kielholz oder den aktuellen Verwaltungsratspräsidenten (VRP) des Rückversicherers Swiss Re, Sergio Ermotti, umfasste.
Zur Weiterentwicklung der Assekuranz seien wirklich revolutionäre Technologien, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (AI) und sehr viel Rechenleistung zur Verarbeitung der enormen Datenmengen nötig, führte der Chef von Firmen wie Stellantis und Chairman von Fiat Chrysler Automobiles weiter aus.
Zyklen und Dividenden
All dies habe die Exor-Holding bei seiner Beteiligung am Rückversicherer Partner Re nicht gesehen und daher das Engagement unlängst verkauft. «Da werden einfach grössere Firmen am Markt gebraucht», sagte Elkann diesbezüglich.
Zwar hätten auch andere Umstände, wie die grossen Zyklen im Rückversicherungsgeschäft, die ungewissen Auswirkungen des Klimawandels, die fehlenden Dividendenausschüttungen bei Hurrikan-Ereignissen und der Umstand, dass gerade ein passender Käufer da war, zum Verkauf der Partner-Re-Aktivitäten geführt.
Allerdings hätten letztlich die limitierte Grösse und Nicht-Skalierbarkeit des Geschäfts den Ausschlag für das Abstossen des Rückversicherungsgeschäfts der Agnellis geführt.
Kämpferischer Manager
All die Kritik wollte Sergio Ermotti, VRP des nach Munich Re zweitgrössten Rückversicherers der Welt, Swiss Re, am Dienstagabend aber nicht auf sich sitzen lassen. Vom Wirtschaftsnewsportal muula.ch auf die Aussagen von Elkann und die Geschäftsaussichten der Assekuranz angesprochen, konterte der einstige Konzernchef der UBS Ermotti umgehend die Kritik.
Zwar seien die Herausforderungen in der Rückversicherungsbranche durchaus vorhanden, sagte der sichtlich guterholte Ermotti. Allerdings sehe er das Geschäft der Erst- und Rückversicherer nicht so negativ wie Elkann, betonte der VRP der Swiss Re.
Bloss Rechtfertigungen
Und auch die Skalierung des Geschäfts bereite ihm keine Sorgen. «Wir bei Swiss Re haben die nötige Grösse», frohlockte Ermotti als Reaktion auf den Vortrag des Exor-Holding-CEO.
Elkann müsse aber all dies über die Assekuranz nunmehr sagen, so Ermotti weiter, schliesslich habe sich die Agnelli-Holding ja aus dem Versicherungsgeschäft zurückgezogen, hob der Topmanager von Swiss Re gegenüber muula.ch noch hervor.
16.11.2022/kut.