Seco ignoriert wichtigstes Wirtschaftsprinzip

Ein Büro mit Geschäftsleuten und Grafiken im Vordergrund
Wirtschaftserfolg kommt nicht durch Staatseingriffe. (Bild: pixabay)

Schweizer Beamte jubeln über ihre eigene Arbeit bei der Förderung von Hotelbetrieben. In Wirklichkeit zeigen sie die Verschwendung von Steuergeld.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco sollte von Ökonomie am meisten Ahnung haben.

Doch dem ist nicht so, wie ein aktueller Vorgang eindrücklich zeigt.

Abfederung von Corona

Von April 2021 bis Juni 2024 boten die Wirtschaftsbeamten zusammen mit dem Interessenverband HotellerieSuisse ein Coaching-Programm für Schweizer Hotels an.

Kontaktverbote, Reisebeschränkungen und die vorübergehende Schliessung der Gastronomiebetriebe hatten während der Coronavirus-Pandemie starke Auswirkungen auf die Beherbergungsbranche in der Schweiz.

Und da ergriff der Schweizer Staat verschiedene Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen, wozu auch das Coaching-Programm Hotellerie gehört.

Online-Auftritt verbessern

Im Rahmen des Hilfsprogramms vom Staat konnten kleinere und mittlere Beherbergungsbetriebe an einem persönlichen Coaching teilnehmen.

Die Unternehmer erhielten Standortbestimmungen, Strategiehinweise & Co.

Im Rahmen von maximal fünf Coaching-Tagen pro Betrieb konnten Themen wie Rentabilität durch optimierte Prozesse, Geschäftserfolg durch klare Positionierung oder Verbesserung der Online-Präsenz als auch Employer Branding individuell bearbeitet werden.

Vorbild für Förderinitiativen?

Der Schlussbericht und die Kurzevaluation, die am Dienstag veröffentlicht wurden, ziehen eine äusserst positive Bilanz.

Das Seco und der Verband HotellerieSuisse klopfen sich darin quasi selbst auf die Schultern.

Förderprogramm des Bundes für Hotels
Hotels im gehobenen Segment nutzten die Seco-Förderung überproportional. (Screenshot: muula.ch)

Das Angebot sei sehr geschätzt und als äusserst wertvoll beurteilt worden, hiess es in einem Communiqué vom Seco.

Das Coaching-Programm habe einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung und Professionalisierung der Schweizer Beherbergungsbranche geleistet und könne als Vorbild für künftige Förderinitiativen dienen, jubelten die Staatsdiener.

Nur 6,4 Prozent erreicht

Doch wer tiefer in die Materie einsteigt, dem stockt das Blut in den Adern.

Nur 287 Betriebe nahmen überhaupt am Coaching-Programm teil, womit nicht einmal der Zielwert von mindestens 300 durchgeführten Coachings unter den aktuell 4461 Schweizer Betrieben erreicht worden war.

129 Betriebe haben das Coaching sogar abgebrochen. Die Nachfrage sei im ersten Jahr sehr hoch gewesen, nahm jedoch im zweiten Jahr deutlich ab, hiess es in der Evaluation kritisch.

Kaum Effekt auf Gesamtwirtschaft

Ein wichtiges Ziel des Coachings war die Strategieentwicklung in den jeweiligen Betrieben. Vor dem Coaching hatten laut den Angaben nur 33 Prozent der Betriebe eine schriftliche Strategie.

Sechs Monate nach Abschluss des Programms verfügten 55 Prozent der Betriebe über eine Strategie, sprich 22 Prozent der Betriebe haben im Rahmen des Coachings eine Strategie erstellt.

Doch das ist in absoluten Zahlen für die Schweiz vernachlässigbar.

Umdefinieren der Region

Die Gesamtkosten für die Förderung beliefen sich auf rund 2,34 Millionen Franken, wovon 1,84 Millionen Franken durch Mittel der Neuen Regionalpolitik NRP vom Bund getragen wurden.

Ob Aufwand für Medieninformationen und externe Evaluationskosten eingerechnet sind, steht dabei in den Sternen.

Förderung Schweizer Hotelbetriebe laut Seco
Berner Hotels profitieren von Seco-Förderung am meisten. (Screenshot: muula.ch)

Besonders verwerflich ist aber, dass das Steuergeld eigentlich wenig urbanen Gegenden der Schweiz zugutekommen soll.

Doch bei den Hotels litten während der Coronavirus-Pandemie vor allem Betriebe in Städten, weil Geschäftsreisende und Touristen in den Metropolen fehlten.

Doch dann weiteten die Staatsbeamten die Perimeter der Förderung einfach auf städtische Gebiete aus. Und so geht das praktisch immer weiter.

Wenige Regeln fördern am besten

Mit Distanz betrachtet, nimmt der Schweizer Staat seinen Bürgern und Unternehmen direkt Geld weg, um es einigen Hotelbetrieben für die Ausarbeitung einer Firmenstrategie zu geben.

Ist eine solche Hilfe eine Staatsaufgabe? Wohl kaum.

Das wichtigste Wirtschaftsprinzip lautet, dass sich der Staat am besten von Märkten fernhalten soll

Wirtschaftsfreiheit statt Bürokratie

Niedrige Steuern, wenige Staatseingriffe und wenige Regeln fördern die Ökonomie am meisten – das lernen Wirtschaftsstudenten schon im ersten Semester.

Wirtschaftsfreiheit lautet das Motto.

Das wird an einem einfachen Beispiel klar:

Wer für die Beschäftigung einer Putzfrau tausende Formulare ausfüllen und Millionen Regeln beachten muss, lässt es entweder bleiben oder macht es in Schwarzarbeit.

Staat übernimmt Grundaufgaben

Der prosperierende Kanton Zug macht es dabei vor.

Hotels aus diesem Kanton nahmen nämlich kein einziges Coaching von Seco & Co. in Anspruch, wie die Organisatoren der ganzen Staatshilfe kleinlaut in der Evaluation sogar selbst zugeben mussten.

Berner Beherbergungsbetriebe nutzten das Angebot dagegen am meisten, wie die Auswertung weiter zeigt.

Die Berner Nähe zum Staat ist da wohl ausschlaggebend. Beamte sollen sich sogar um die Grundaufgabe eines Unternehmers, die Ausarbeitung einer Firmenstrategie, kümmern.

Fehlerhaftes Wirtschaftsverständnis

All dies kann aber kaum als Vorbild für künftige Förderinitiativen herhalten, wie das Seco irrtümlicherweise schreibt.

Der Schweizer Staat hilft den Firmen am meisten, indem er die Privatwirtschaft in Ruhe lässt.

Das müssten die Ökonomen des Staates eigentlich wissen. Doch irgendwie brauchen die Beamten eine Rechtfertigung ihre eigenen Stellen.

09.07.2025/kut.

Seco ignoriert wichtigstes Wirtschaftsprinzip

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