
Die nahe Zukunft sieht für den Schweizer Tourismus noch rosig aus. Ab der Wintersaison müssen sich Hotels und Gastrobetriebe aber warm anziehen.
Kurzfristig dürften die Zeichen der Zeit beim Schweizer Tourismus noch auf Wachstum stehen.
Die Zahl der Übernachtungen werde im Sommer um rund 2 Prozent auf 24,9 Millionen Logiernächte steigen, gab das Forschungsinstitut BAK Basel am heutigen Dienstag zur neuesten Prognose im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco bekannt.
Mehr Schweizer Gäste
Positive Impulse gingen von internationalen Grossveranstaltungen aus, darunter die Fussball-Europameisterschaft der Frauen.
Im Juni stünde etwa auch das Eidgenössische Turnfest in Lausanne an, das viele Inlandsgäste anziehen dürfte.
Hinzu käme ein witterungsbedingter Basiseffekt: Der Sommer 2024 war von ausgesprochen schlechter Witterung geprägt.
Gerade die inländische Nachfrage werde aber durch die hohe Beschäftigung und die Erholung der Reallöhne infolge der tiefen Inflation gestützt, hiess es weiter.
Für den Sommer 2025 rechnet BAK Economics mit einem Anstieg der Logiernächte von Schweizer Gästen um 1,4 Prozent, was immerhin 157.000 Übernachtungen für die Hotellerie darstellt.
Starke Fernmärkte
Die Forscher rechnen für die europäischen Märkte auch mit einem moderaten Anstieg der Logiernächte um 0,8 Prozent, was 54.000 mehr Übernachtungen sind.
Auch die Nachfrage der Amerikaner, die Zugpferde der Schweizer Beherbergungsindustrie waren, solle anhalten.
Die Fernmärkte würden zusammen ein Wachstum von 4,2 Prozent beziehungsweise 279.000 Logiernächten aufweisen.
Erinnerungen an Finanzkrise 2008
Längerfristig, also ab der Wintersaison, sieht es aber weniger rosig aus, machte BAK-Forscher Simon Flury an einer Medienorientierung klar.
Für den weiteren Verlauf sei die Unsicherheit aussergewöhnlich hoch, insbesondere aufgrund der handelspolitischen Agenda von US-Präsident Donald Trump, hiess es.

Bei den Amerikanern würde sich zwar eine Aufwertung des Schweizerfranken nicht so stark auswirken wie bei manch anderer Nation.
Doch falls die US-Wirtschaft in eine längere Rezession rutsche, sei der Schweizer Tourismus schon stark tangiert, erklärten die Wissenschafter.
Auch dürfte aber ein schwächerer Doller und Börsenverluste generell die Reiselust der Amerikaner dämpfen.
Der Rückgang der Nachfrage aus den USA wäre mit dem Einbruch während der Finanzkrise 2008 vergleichbar, mahnten sie.
Die Kreditkartentransaktionen stiegen schon nicht mehr im gleichen Tempo, und auch die Zahl derjenigen, die eine Auslandsreise planten, sei rückläufig.
Hürden bei Visaerteilung
Neben den USA sei als zweiter Fernmarkt die Entwicklung für den Schweizer Fremdenverkehr von China wichtig.
Hierbei sei aber höchst unklar, ob die chinesische Volkswirtschaft und der Gruppenreiseverkehr in die Schweiz wachsen würden.

Hinzu kommt bei den Touristen aus dem Reich der Mitte die Visumsfrage. Diese hängt vom Arbeitstempo der Beamten im Eidgenössischen Aussendepartement und deren Haltung bei den Anforderungen ab.
Corona lässt grüssen
Als dritter Einflussfaktor für den Winter ist die Schweiz ein grosses Fragezeichen. Werden Schweizer wieder verstärkt Ferien im Inland verbringen, wenn es stürmisch auf den Weltmärkten ist?
Falls die Entwicklungen wie während der Coronavirus-Pandemie verliefen, könnte der inländische Reiseverkehr die rückläufige Auslandsnachfrage kompensieren.
Gute News vom «grossen Kanton im Norden»
Zumindest von Deutschland kamen langfristig positive Töne. Zwar seien die Deutschen bekanntermassen preissensitiv, was sich beim Anstieg des Schweizerfrankens negativ auf den Tourismus auswirken können.
Doch mit der neuen Regierung und dem staatlichen Ausgabenprogramm in der Höhe von hunderten von Milliarden dürfte sich das pessimistische Konsumklima in Deutschland langsam in Luft auflösen.
Dies sind für die Schweiz gute Nachrichten, denn die Deutschen sind beim Fremdenverkehr die grösste Kundengruppe.
27.05.2025/kut.