Schweizer Statistiker schrauben das BIP nach oben

Ein Mann in zwei Zahnrädern
Bei den Statistiken greifen viele Parameter ineinander. (Bild: M. Hassan / pixabay)

Das Bundesamt für Statistik und das Staatssekretariat für Wirtschaft ändern die Berechnung volkswirtschaftlicher Grössen. Das nützt der Schweiz enorm.

Die Schweizer Statistiker haben wieder ganze Arbeit geleistet.

Nach einer Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung können die Beamten einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) der Schweiz für das Jahr 2024 um 2,4 Prozent auf 854 Milliarden Franken vermelden. 

Mehr Aufschwung nach Corona

Verbesserungen der Berechnungsmethoden und der Einbezug neuer Datenquellen hätten für den Zeitraum 1995 bis 2023 eine Korrektur des BIP von +1,1 bis +3,8 Prozentpunkten ergeben, teilte das Bundesamt für Statistik BFS gemeinsam mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am heutigen Montag mit. 

Ab 2021 führe die Totalrevision sogar zu einer besonders starken Zunahme von über 3 Prozentpunkten, hiess es weiter.

Durchschnittlich betrage der Anstieg des BIP 1,8 Prozentpunkte, was die Schweizer Volkswirtschaft also grösser aussehen lässt.

Wandelnde Realität

An einer Medienkonferenz gaben sich die Verantwortlichen auch alle Mühe, die Änderungen als Verbesserungen darzustellen.

Die Abweichungen mit den neuen Berechnungsmethoden seien zwar teilweise markant, doch an der Entwicklungstendenz änderten die Anpassungen nichts, erklärten sowohl das BFS als auch das Seco, das die neuen Werte in die Quartalsschätzungen einfliessen lässt.

BIP vor und nach Revision laut BFS
Veränderung des BIP mit und ohne Inflation laut BFS

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung müsse regelmässig überarbeitet werden, um die sich wandelnde wirtschaftliche Realität abzubilden, hiess es zur Begründung.

Der Zuzug multinationaler Konzerne in die Schweiz, konzerninterne Transaktionen sowie die Übertragung immaterieller Vermögensgegenstände spielten dabei eine Rolle.

Abgrenzungen zum Ausland

Die Steigerungen liessen sich hauptsächlich durch die Pharmaindustrie und den Grosshandel sowie die Revision der Wertschöpfungsstatistik begründen.

Investmentfonds würden zudem nicht mehr mithilfe eines statistischen Modells geschätzt, sondern anhand von Administrativdaten berechnet.

Auch bei Rückversicherungen gab es Änderungen, wie das BFS und Seco in einem Communiqué erklärten. Aufgrund besserer Datenquellen könnten die Aktivitäten der Zweigniederlassungen von Rückversicherern im Ausland abgezogen werden.

Bruttowertschöpfung der einzelnen Branchen an der Schweizer Volkswirtschaft laut BFS

Aktivitäten im Ausland dürften generell nicht in das BIP einfliessen, weshalb die Statistiker auch bei der Pharmaindustrie & Co. verstärkt darauf schauten.

Berücksichtigt man die reale Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft, so müsse die Teuerung adjustiert werden, was im Jahr 1,0 Prozent ausmachte. Somit stieg das BIP 2024 real um 1,4 Prozent.

Gegenbewegung sichtbar

Die revidierten BIP-Daten ergaben laut Seco im 2. Quartal 2025 einen Sportevent-bereinigten BIP-Anstieg um +0,2 Prozent.

Vor der Revision habe der Wert bei +0,1 Prozent gelegen.

Auf das überdurchschnittliche Wachstum des Vorquartals von +0,8 Prozent (vor der Revision: +0,7 Prozent) sei somit die erwartete Gegenbewegung erfolgt, hiess es zur Schweizer Wirtschaftsentwicklung, die stark von den US-Strafzöllen geprägt war.

Extreme Folgewirkungen

Wenn das BIP insgesamt grösser ist, steigt auch das BIP pro Kopf. Mit steigender Zuwanderung kommt ein höheres BIP dem Land also entgegen.

Auch muss sich die Berner Administration mit ihrer Internationalisierungsstrategie um weniger Differenzen kümmern, denn mit der Revision nähert sich die Schweiz an «europäische Standards» an, womit EU-Standards gemeint sein dürften.

Auch die Verantwortlichen in Brüssel haben ein Interesse daran, das BIP pro Kopf grösser aussehen zu lassen.

29.09.2025/kut.

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