Schweizer Spitäler sind doch nur Mittelmass

Ein Spital
Schweizer Spitäler sind kaum unter den Spitzenkliniken der Welt vertreten. (Symbolbild: H.N.J. photo / unsplash)

Ein Ranking zeigt, dass Schweizer Spitäler nicht in der Spitzenklasse der Welt mitspielen. Lediglich in einer Disziplin sticht eine Klinik hervor.

Die Schweiz habe eines der besten Gesundheitswesen der Welt, heisst es oft. Doch schaut man auf ein internationales Rating, so sind Schweizer Spitäler meist nur Mittelmass.

Spitzenreiter überraschen

Obwohl die Schweiz nach den USA das meiste Geld für die Gesundheit ausgibt, erhalten die Patienten offenbar keine Topqualität.

Dies geht aus dem aktuellen Ranking des Magazins «Newsweek» in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Statista über die besten Spitäler der Welt hervor.

Demnach landen selbst Krankenhäuser aus Grossbritannien oder Deutschland auf vorderen Plätzen, obwohl man gemeinhin annehmen würde, dass in diesen Ländern doch im Gesundheitswesen vieles im Argen liegt.

Kiel und Chennai besser

Das Barometer wurde in zwölf Disziplinen erstellt und beruht auf drei Säulen – einer weltweiten Online-Erhebung unter Medizinern sowie Spezialisten, auf einer Analyse von Qualitätszertifikaten und auf Patientenbefragungen.

Pickt man dabei etwa die Onkologie heraus, kommt als erster Schweizer Eintrag das Unispital Zürich auf Platz 93.

Über 100 Plätze später, auf Rang 198, kommt dann erst das Berner Inselspital. Dies ist schon verwunderlich.

Das Schweizer Vorzeigespital in der Hauptstadt Bern liegt auf dem Niveau des Universitätsklinikums im deutschen Städtchens Kiel beziehungsweise des Apollo Hospitals im indischen Chennai.

USA und Frankreich vorne

Auf Platz Nummer 1 bei Krebstherapie ist das Anderson Cancer Center in Houston.

Das erste europäische Spital für Krebsbehandlungen ist auf Platz 4 Gustave Roussy aus Frankreich. Selbst südkoreanische Krankenhäuser, wie das Samsung Medical Center oder Asan Medical Center, liegen mit den Platzierungen 5 und 6 deutlich vor der Schweiz.

Die berühmte Charité in der deutschen Hauptstadt Berlin wird bezüglich der Onkologie auf Platz 11 eingestuft.

Das Istituteo Europeo di Oncologia oder das Istituto Nazionale dei Tumri, beide im italienischen Mailand, überholen die Schweizer Spitäler sogar um Längen.

Wer hätte gedacht, dass die Schweiz bezüglich Krebsbehandlungen international so weit abgeschlagen ist? Wohl niemand.

Leipzig überrundet Zürich

Bei Lungenerkrankungen rangiert das Centre Hospitalier Universitaire Vaudoise in Lausanne auf Platz 108 als erste Schweizer Gesundheitseinrichtung.

In der Kardiologie sieht es etwas besser aus – das Unispital Zürich wird bereits auf Platz 30 erwähnt. Das Herzzentrum Leipzig oder Hospital Universitario La Paz in Madrid liegen allerdings davor.

Schulthess-Klinik top

Besonders hervorheben muss man allerdings die Orthopädie, denn dort spielt die Schweiz in der Topliga mit.

Auf dem vierten Platz der Welt landet bereits die berühmte Schulthess-Klinik in Zürich – noch vor der Berliner Charité und als bestes Spital Europas. Sie wird nur von drei US-Einrichtungen übertrumpft und ist somit wirklich Weltspitze.

Das Ergebnis des Rankings erklärte die 1883 ins Leben gerufene Zürcher Klinik in einer Medieninformation massgeblich mit dem Einsatz und der Expertise der Belegschaft.

Die Grundsätze des Gründers Dr. Wilhelm Schulthess seien auch heutzutage noch die Grundsätze, also Spitzenmedizin, Innovation und Menschlichkeit, hiess es.

Hochkarätiger Beirat

Obwohl die Schweiz die teuersten Spitäler der Welt hat, spielt sie im «Newsweek»-Ranking nur eine untergeordnete Rolle. Dies dürfte zu denken geben.

Kritiker werden sagen, die Klassifikation sei falsch, doch mit Professor Dr. med. Christoph Meier vom Unispital Zürich ist neben Experten aus Harvard, Deutschland und Frankreich auch ein Schweizer Mediziner im Beirat der Auswertung vertreten.

Die Liste der jeweils 300 besten Spitäler der Welt darf man zwar durchaus kritisch sehen. Patienten in Not werden aber auf die vordersten Plätze schauen und sich dann für irgendeine Spitzenklinik entscheiden.

Für die Schweiz gilt dies dann – trotz exorbitanter Kosten im Gesundheitswesen – bloss bei orthopädischen Beschwerden.

16.10.2023/kut.

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