Die Schweizer haben zu Hause viel Altgold gebunkert. Die Gründe für einen Verkauf sind aber nicht nur das schnelle Geld.
Rund 66 Prozent aller Schweizer haben Goldschmuck gebunkert und sind bereit, dies durchaus zu verkaufen.
Eine repräsentative Umfrage der Universität St.Gallen (HSG) im Auftrag des Edelmetallhändlers philoro unter 2633 Erwachsene aus allen Sprachregionen der Schweiz brachte zudem zum Vorschein, dass die Haushalte ungefähr 17,2 Milliarden Franken an Goldschmuck angesammelt haben.
Rund 319 Tonnen
Bei denjenigen Schweizern, die Goldschmuck besitzen, beträgt der Besitz pro Kopf laut der Studie durchschnittlich 7,1 Schmuckstücke.
Eine Testbefragung hatte ergeben, dass es schwierig ist, den eigenen Schmuckbesitz in Gramm zu schätzen, weshalb in der Feldstudie nach der Stückzahl gefragt wurde.
Die Studienteilnehmer schätzten den Wert ihres Goldschmucks zum Zeitpunkt der Erhebung auf durchschnittlich 2376 Franken pro Kopf.
Hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung ergibt das für die Schweiz Goldschmuck im Gesamtwert von 17,182 Milliarden Franken.
Dies entspreche, gemessen am Goldpreis, einem Gewicht von rund 319 Tonnen, was – zum Vergleich – einem grossen Airbus entspricht.
Sparen für die Ferien
Gefragt nach den Gründen für den Verkauf von Goldschmuck im Rückblick stehen finanzielle Engpässe an erster Stelle, gefolgt vom Konsum und Reinvestitionen.
Die Befragten nannten am häufigsten das «schnelle Geld» (35 Prozent). Dies war gefolgt von der Absicht, neuen Schmuck zu kaufen (15 Prozent) und dem Sparen für die Ferien (12 Prozent).
Geld für ein Auto oder den Kauf von Aktien beziehungsweise einer Kapitalanlage machten bei den Verkaufsgründen je neun Prozent aus.
Banken im Hintertreffen
Laut der Studie verkaufen die Leute das Altgold vor allem bei einem lokalen Goldhändler (33 Prozent) oder bei einem Juwelier (32 Prozent).
Nicht stationäre Händler machen 16 Prozent aus, gefolgt von Online-Ankäufern mit 11 Prozent.
Ein Edelmetallhändler wird von sechs Prozent der Befragte favorisiert, eine Bank von drei Prozent.
Ältere räumen früher aus
Menschen mit höheren Einkommen oder höherem Bildungsabschluss sind eher in Besitz von Goldschmuck.
Mit der Zunahme des Alters nimmt aber der Anteil jener, die Goldschmuck besitzen, eher ab.
Viele ältere Menschen verkauften oder vererbten alten, nicht mehr benötigten Schmuck wohl oft schon zu Lebzeiten, hiess es als mögliche Erklärung vom Edelmetallhändler philoro.
Falsche Vorstellungen
Gefragt nach der Schätzmethode für das Altgold zeigt sich, dass das Wägen mit 41 Prozent klar dominiert.
An zweiter Stelle folgt der Säuretest (26 Prozent).
Erstaunlich hohe 12 Prozent der Befragten gaben an, dass der Ankäufer lediglich nach dem Bauchgefühl oder mit den Augen eine Schätzung vornahm. Die eigentlich präzise Methode der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse wurde nur von 10 Prozent der Umfrageteilnehmer angegeben.
Kaum Zweitmeinung gewünscht
Obwohl damit das Gros der Umfrageteilnehmer Schätzmethoden angab, die nicht allzu präzis sind, gaben sie sich mit der ausbezahlten Ankaufssumme einigermassen zufrieden.
An erster Stelle bei der Zufriedenheit stehen eindeutig die Edelmetallhändler (5,5 auf einer Skala von 1 bis 7). An zweiter Stelle folgen die Online-Ankäufer (4,9). Das Schlusslicht nehmen die Juweliere ein (4,4).
Beim Altgold-Verkauf hat für die Kunden die Vertrauenswürdigkeit die höchste Priorität, an zweiter Stelle folgt die Korrektheit der Schätzung. Hierzu ist zu vermerken, dass 65 Prozent der Kunden keine Zweitmeinung zur Schätzung einholt.
Auf Zusammensetzung achten
«Die Leute wollen zwar einen hohen Ankaufspreis, gleichzeitig verlassen sie sich auf eher unpräzise Schätzmethoden, sagte Christian Brenner, CEO von philoro Schweiz diesbezüglich. Dabei hänge gerade der Ankaufspreis in erster Linie davon ab, wie genau der Edelmetallgehalt bestimmt werde, hiess es weiter.
Wer sein Altgold verkauft, könne viel mehr herausholen, wenn ein Ankäufer gewählt wird, der die Röntgenfluoreszenzanalyse anwende, lautete ein Tipp.
Mit dieser präzisen Analyse würden nämlich alle Edelmetalle eines Schmuckstücks gemessen, also Gold, Silber, Platin und Palladium, und Verkäufer sollten darauf achten, dass alle Edelmetalle zum aktuellen Kurs ausbezahlt würden, empfahlen die Edelmetallexperten.
Neben einem Hauptedelmetall könnten die weiteren Bestandteile nämlich nicht selten rund 10 Prozent des gesamten Ankaufspreises ausmachen.
10.10.2023/kut.