Die Schweizerische Nationalbank hat eine Studie publiziert, welche die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine beziffert. Da kommen enorme Summen zusammen.
Je länger der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert, desto mehr wissenschaftliche Untersuchungen gibt es auch, was die ökonomischen Implikationen der völkerrechtswidrigen Handlung Russlands sind.
So publizierte am vergangenen Freitag ganz unscheinbar die Schweizerische Nationalbank SNB eine Arbeit, die zwei ihrer Mitarbeiter mit der Universität St.Gallen zu dem Thema angefertigt haben. Die Resultate lassen es einem kalt erschauern.
Schweiz von Bedeutung
Die Wissenschafter des SNB-Working Papers 04/2023 Jonas M. Bruhin, Rolf Scheufele, Yannic Stucki konzentrieren sich bei ihren Analysen auf Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien und die Schweiz.
Die ersten vier Länder gehörten zu den grössten Volkswirtschaften Europas, hiess es. Und die Schweiz sei als sehr offene Volkswirtschaft besonders interessant, begründeten sie ihre Auswahl, wobei die Meinung der Autoren nicht unbedingt die Sichtweise der Zentralbank darstellen muss.
Frankreich weiter weg
Was hätte also die Situation ergeben, wenn Russland die Ukraine nicht angegriffen oder bedroht hätte und die Energiepreise nicht so stark gestiegen wären?
Die SNB-Analytiker kommen mit den Daten zum 4. Quartal 2022 zu folgendem Schluss: Deutschland hätte eine um 0,4 Prozentpunkte geringere Inflationsrate und das Bruttoinlandprodukt BIP wäre um 0,7 Prozent höher.
Der Rückgang der deutschen Volkswirtschaft macht mit den Ergebnissen immerhin in absoluten Werten fast 30 Milliarden Euro aus. Die Wissenschafter geben zwar Bandbreiten an, aber die Mittelwerte sind schon beeindruckend.
Für Frankreich kommt die SNB auf 0,3 Prozentpunkte an geringerer Teuerung und 0,1 Prozent mehr Wirtschaftswachstum. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine trifft Frankreich also nicht so stark.
Geringe Auswirkungen
Bei Italien lagen die Differenzen zwischen Angriff und Nicht-Angriff bei 0,2 Prozentpunkten bei der Inflation und 0,33 Prozent beim BIP.
In Grossbritannien waren die Auswirkungen mit einer Inflation von 0,2 Prozentpunkte mehr und 0,7 Prozent an Wirtschaftsleistung zu spüren.
Die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft spürte den Inflationsanstieg mit 0,41 Prozentpunkte und das BIP hätte ohne den Krieg rund 0,33 Prozent höher gelegen. Die Auswirkungen sind also vergleichsweise gering.
Konsumentenzuversicht wirkt
Doch die SNB-Analytiker geben auch noch die Werte für die USA an: Ohne Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wäre die US-Volkswirtschaft 1,3 Prozent höher als letztlich im 4. Quartal 2022 erreicht worden war.
Besonders die höheren Energiepreise und die zurückgegangene Konsumentenzuversicht spielten dabei eine Rolle. Das macht immerhin rund 300 Milliarden Dollar aus.
Der Krieg ist also nicht nur eine menschliche Tragödie – sondern eine wirtschaftliche dazu.
Für Reparationszahlungen Russlands an den Rest der Welt hat man zumindest eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu den Auswirkungen.
24.09.2023/kut.