Schweiz verzichtet auf Eigenkapitalerhöhungen für UBS

UBS-Logo an einer Filiale der Grossbank
Die UBS kann über die Grossbankenregulierung jubeln. (Bild: muula.ch)

Die Schweiz wollte nach dem Credit-Suisse-Desaster die Regulierung für Grossbanken ändern. Das präsentierte Paket dürfte die UBS sehr freuen.

Das Lobbyieren der Grossbank UBS gegen höhere Eigenkapitalanforderungen hat sich gelohnt.

Paket von 31 Massnahmen

Der Bundesrat verzichtete auf eine generelle Erhöhung der Eigenmittel für systemrelevante Banken, teile Bundespräsidentin und Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter am Freitag überraschend vor den Medien mit.

Allerdings stellte die Landesregierung ein Bündel von 31 Massnahmen vor, welche als Gesamtpaket betrachtet werden müssten, erklärte Keller-Sutter weiter.

Banalitäten zuerst

Zu allen Massnahmen der Too-Big-To-Fail-Regulierung (TBTF) würde eine ordentliche Vernehmlassung durchgeführt, hiess es weiter.

Das Massnahmenpaket solle den Finanzplatz Schweiz stärken und die Risiken für den Staat, Steuerzahlende und die Volkswirtschaft vermindern, betonte die Finanzministerin, die in Bern mit Nationalratspräsident Martin Schlegel und der Präsidentin der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, Marlene Amstad, vor die Medien trat.

Die Massnahmen betreffen unter anderem das sogenannte Verantwortlichkeitsregime, bei dem die Banken in einem Dokument festhalten müssen, wer für welche Entscheide verantwortlich ist.

Dies sei eigentlich eine Banalität, erklärte Keller-Sutter süffisant zur ersten vorgestellten Massnahme.

Jubel bei SNB und Finma

Das Zweite betrifft die Liquidität, die bei der untergegangenen Credit Suisse das Problem war. Da soll es Verbesserungen für die Schweizerische Nationalbank SNB geben.

Im Falle eines Falles bräuchte die Schweiz aber wieder Notrecht, denn das Parlament hatte den Public-Liquidity-Backstop PLB auf Eis gelegt.

Karin Keller-Sutter an der Medienkonferenz über die neue Grossbankenregulierung in Bern
Karin Keller-Sutter gestikulierte stark an der Medienkonferenz zur UBS. (Bild: muula.ch)

Drittens bekomme die Finma weitere Instrumente an die Hand. Dabei sei an Frühinterventionen und Bussen gedacht, hiess es.

Sowohl SNB-Chef Schlegel als auch Finma-Präsidentin Amstad begrüssten in separaten Ansprachen den Massnahmenkatalog.

Auslandstöchter als Problem

Hauptänderung bei den Eigenmitteln ist, dass die UBS keine Abzüge beim Eigenkapital für Auslandstöchter mehr machen darf.

Dies hatte bei der CS verhindert, dass Auslandstöchter in den USA oder in Grossbritannien verkauft werden konnten, weil dann das Stammhaus just im Krisenfall selbst in eine Kapitalkrise gerutscht wäre.

Eigentlich ist auch dieser sogenannte Doppel-Leverage eine Trivialität, den es nicht geben sollte.

Wieso systemrelevante Banken im Inland das Kapital ihrer Auslandsaktivitäten abziehen können sollen, war überraschend während der CS-Krise als Problem aufgetreten und hatte für Unverständnis gesorgt. Zumindest da blieb der Bundesrat hart.

Keller-Sutter sagte, es sei ein Kompromiss gewesen und habe Konsens in der Landesregierung gegeben.

Extremer Kursprung an der Börse

Die Aktien der Grossbank UBS waren in dieser Woche bereits um über 5 Prozent gestiegen, weil der Entscheid, die Eigenkapitalanforderungen nicht anzuheben, offenbar im Vorfeld schon durchgesickert war.

Nach Bekanntwerden des 31 Massnahmen sprangen die UBS-Titel am Freitagnachmittag nochmals um über 5 Prozent in die Höhe.

Keller-Sutter freute sich, als die Nachricht an der Medienkonferenz thematisiert wurde.

Risiken berücksichtigen

Finanzministerin Keller-Sutter begründete die schwächeren Anforderungen bei den Eigenmitteln damit, dass die Kreditvergabe im Inland andernfalls gefährdet gewesen wäre.

Progressives Anheben des Eigenkapitals oder Anpassung des Laverage-Ratios, also der harten Eigenkapitalquoten, hätten die Lücke bei der CS auch nicht geschlossen.

Und die Kapitalanforderungen würden sich nur auf die Grösse eines Geldhauses beziehen, aber nicht auf die Risiken abstellen.

Volles Entgegenkommen für UBS

Die UBS trifft die Unterlegung der Auslandstöchter bei den Eigenmitteln mit bis zu 23 Milliarden Franken, erklärte Keller-Sutter weiter.

Es könnte auch viel weniger sein, sagte sie aber. Der Bundesrat gewähre zudem viel Zeit, damit die UBS darauf reagieren könnte. Die Rede war von 6 bis 8 Jahren.

Letztlich zeigte sich, dass sich die UBS voll durchgesetzt hat.

Alle Massnahmen bis auf höhere Eigenmittel hatte das Management um Starbanker Sergio Ermotti und  UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher als «ok» bezeichnet.

Neue Kapitalvorschriften im Visier

Die Grossbank UBS und die Schweizerische Bankiervereinigung SBVg meldeten sich am Freitagabend mit Communiqués, in denen sie die Schritte generell begrüssten, aber die neuen Eigenkapitalregeln scharf kritisierten.

Die Bedeckung der Auslandstöchter mit Eigenmitteln werfe neue Probleme auf, hiess es von der UBS.

Nachdem die Finanzindustrie also den ersten Schritt zu weniger strengeren Kapitalvorschriften erreicht hat, geht sie nun zum Angriff gegen die Bedeckungsregeln bei den Auslandstöchtern über.

06.06.2025/kut./Meldung am Ende durch Reaktionen der UBS und der SBV ergänzt

Schweiz verzichtet auf Eigenkapitalerhöhungen für UBS

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