Schweiz schränkt ihren statistischen Service ein

Ein Computer mit einer Grafik am Display auf einer Hand
Das BFS präsentiert viele hervorragende Statistiken. (Bild: M. Hassan / pixabay)

Das Bundesamt für Statistik BFS baut nicht nur über drei Dutzend seiner Stellen ab. Auch wichtige Erhebungen fallen wegen Sparmassnahmen weg.

Wie steht es um die Berufsbildung der Schweizer Bauern oder wie viel erneuerbare Energie nutzen landwirtschaftliche Betriebe?

Wie viele Wohnungen werden in der Schweiz jedes Quartal neugebaut oder wohin reisen die Schweizer ins Ausland? All solche Entwicklungen bleiben künftig im Dunkeln.

Rund 40 Stellen fallen weg

Der Bundesrat habe an seiner Sitzung vom heutigen Freitag beschlossen, auf die Erhebung von mehreren Statistiken zu verzichten, teilte die Administration überraschend mit.

Diese Reduzierung der Aktivitäten des Bundesamtes für Statistik (BFS) sei notwendig, um das strukturelle Defizit des Amtes zu bewältigen, hiess es weiter.

Bis 2028 würde die Statistikbehörde ihren Personalbestand um rund 40 Stellen verringern.

Laut jüngstem Jahresbericht hat das BFS rund 750 Vollzeitstellen und rund 200 Millionen Franken an Budget bei Personal- und Sachkosten.

Prüfung von Alternativen

Damit das BFS seinen Betrieb mit den derzeit verfügbaren Mitteln aufrechterhalten könnte, habe es einen Aufgabenverzichtsplan erarbeitet.

Mehrere Statistiken und Leistungen würden demnach vereinfacht, angepasst oder schrittweise eingestellt.

Der Bundesrat forderte vom Eidgenössischen Innendepartement EDI, wo das BFS angegliedert ist, bis 30. Juni 2026 eine Änderung der Bundestatistikverordnung vorzulegen.

In einem Bericht solle dargelegt werden, ob und wie die wegfallenden Statistiken durch alternative Datenquellen oder durch den Einsatz neuer Methoden, auch aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz KI, kompensiert werden könnten., hiess es zur weiteren Vorgehensweise.

Kosten wandern zu anderen Ämtern

Die Sparmassnahmen sollen dann ab 2026 schrittweise zu Einsparungen führen, die sich bis 2028 auf rund 13 Millionen Franken pro Jahr belaufen, erklärte der Bundesrat.

Auf das Budget der Behörde bezogen sind das rund 7 bis 8 Prozent.

Der Aufgabenverzichtsplan, der bereits erwähnte Statistiken zur Berufsbildung von Bauern, die Nutzung erneuerbarer Energien in Landwirtschaftsbetrieben oder Wohnungszählungen beziehungsweise das Reiseverhalten der Schweizer ins Ausland umfasst, wird aber auch dazu führen, dass andere Verwaltungseinheiten beim Bund einige Aufgaben vom BFS übernehmen.

Der Sinn dieser Vorgehensweise erschliesst sich dann nur bedingt, wenn dort qualitativ geringere Statistikmethoden angewendet werden oder dann einfach in anderen Behörden die Kosten anfallen.

Fehler fallen auf

Gerade in Zeiten von Desinformation, Fake News & Co. sollte die Schweiz eigentlich nicht bei verlässlichen Daten sparen.

Wie schwer dies beim BFS schon ist, zeigen die zahlreichen Fehler der Behörde, die sogar falsche Ergebnisse bei Eidgenössischen Wahlen publizierte.

Auch muula.ch findet regelmässig Fehler in den Statistiken, die das BFS dann umgehend korrigiert. Spardruck dürfte wohl zu noch mehr Inkorrektheiten führen.

Die Schweiz sollte daher ihren statistischen Service nicht verringern, sondern eher ausbauen, denn sonst weiss niemand mehr, wie es um die Berufsbildung von Schweizer Bauern, deren Verwendung alternativer Energie oder das Reiseverhalten der Schweizer ins Ausland bestellt ist.

Aber vielleicht ist die Intransparenz ja gewollt.

06.06.2025/kut.

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