Schweiz freut sich zu früh über deutsche Milliardenausgaben

Ein deutscher Panzer vor Garagen
Deutschland will Milliarden in Rüstungsgüter investieren. (Symbolbild: M. Luge / unsplash)

Deutschland will Milliarden in die Verteidigung investieren und dies liess viele Ökonomen der Schweiz jubeln. Doch deutsche Experten dämpfen die Freude.

Schuldenfinanzierte Staatsausgaben sollen eine Volkswirtschaft ankurbeln.

Doch wird das Geld sinnlos ausgegeben, haben Länder langfristig davon wenig.

Verflechtungen der Volkswirtschaften

Die starke Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben um hunderte Milliarden Euro hatte in der Schweiz viel Freude unter Ökonomen ausgelöst.

Beispielsweise rechnete der Dachverband der Schweizer Wirtschaft Economiesuisse unlängst vor, dass auf das prognostizierte Wirtschaftswachstum für die Schweiz noch das deutsche Konjunkturprogramm hinzukomme, weil die Volkswirtschaften stark verbandelt seien.

Auch Bankenvertreter um Raiffeisen, Julius Bär, Pictet & Co. zeigten sich für die Schweiz zuversichtlich, dass da aus Deutschland noch ein grosser Wirtschaftsimpuls auf das Land zukäme.

Kaum Multiplikatoreffekte

Doch deutsche Wirtschaftsfachleute dämpfen nun die Hoffnungen.

Jeder Zusatz-Euro in die Rüstungsindustrie bringe maximal 50 Cent an zusätzlicher Produktion für die Gesamtwirtschaft, rechneten die Mannheimer Ökonomen Tom Krebs und Patrick Kaczmarczyk vor.

Wahrscheinlich liege der Wert eher bei 0 Cent, hiess es in der Analyse auf Basis von US-Rüstungsausgaben.

Gewinnmargen steigen

Hintergrund des Pessimismus ist, dass die Kapazitäten der deutschen Rüstungsindustrie ohnehin schon ausgelastet sind und eine weitere Nachfrage nur die Preise nach oben treibt.

Daher würden nicht hunderte Milliarden Euro für eine Mehrproduktion, sondern für Preiserhöhungen ausgegeben, die in den Taschen der Rüstungsbetriebe um Rheinmetall, Hensoldt & Co. sowie deren Eigentümern landeten.

Einen Ausgabeneffekt in öffentliche Infrastrukur hätte dagegen eine Verdopplung jedes ausgegebenen Euros zur Folge.

Bei Investitionen in Schulen oder Kinderbetreuung sogar eine Verdreifachung, hiess es von den Volkswirten Krebs und Kaczmarczyk von der Universität Mannheim weiter.

Kapitalbeteiligungen sinnvoll

Profitieren könnte der deutsche Staat aber dennoch von der Situation.

Denn die Autoren der Studie zeigten, dass Deutschland die Milliarden an Mehrausgaben in die Verteidigung über Beteiligungen an Rüstungsbetrieben im Vorfeld auffangen sollte.

Aus den Dividenden könnten dann Schulen und Infrastrukturprojekte realisiert werden, die zusätzliches Wirtschaftswachstum generierten.

Es braucht also im Vorfeld des schuldenfinanzierten Staatsausgabenprogramms noch Anpassungen, damit es besser wirkt.

Rechtzeitige Investitionen

Doch auch Schweizer können von dieser indirekten Methode profitieren, indem sie einfach vorher mit dem starken Schweizerfranken in deutsche Rüstungshersteller investieren.

Und mit den Dividenden schieben sie dann vielleicht auch die Schweizer Wirtschaft an.

Dann hätten auch die Ökonomen um Economiesuisse, Raiffeisen & Co. recht.

16.07.2025/kut.

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