Die Schweiz zieht die Gebührenschraube für Schengen-Visa um 12,5 Prozent an. Zur Begründung müssen auch Beamtenlöhne herhalten.
Die Medienmitteilung des Bundes könnte kaum unverschämter sein.
«Leichte Gebührenerhöhung für Schengen-Visa», titelten der Bundesrat und das Bundesamt für Migration SEM am Freitag.
Schweiz übernimmt
Ab dem 11. Juni 2024 würden Schengen-Mitgliedstaaten die Visumgebühr für kurzfristige Aufenthalte leicht erhöhen, hiess es weiter.
Diese Gebührenanpassung erfolge aufgrund einer Änderung im Visakodex und werde von der Schweiz als assoziiertes Schengen-Mitglied übernommen.
Die Visagebühren für kurzfristige Aufenthalte steigen aber von 80 auf 90 Euro für Erwachsene und von 40 auf 45 Euro für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren.
Ärmere Länder betroffen
Das sind 10 beziehungsweise 5 Euro und entsprechen immerhin 12,5 Prozent.
Bedenkt man, dass oftmals nur ärmere Länder ein Visum für die Schweiz und EU brauchen, wirkt eine Verteuerung um 12,5 Prozent schon ziemlich frech; zumal sie noch als leicht bezeichnet wird.
Kosten von Konsulaten decken
Alle drei Jahre überprüft die EU-Kommission diese Gebührenbeträge und passt diese gegebenenfalls an.
Die Erhöhung orientiere sich an den effektiven Kosten und ermögliche es, die Ausgaben der Konsulate zu decken, so die Logik.
Je mehr man ausgibt, desto mehr dürfen die EU sowie die Schweiz verlangen.
Wer jedoch in den Bericht der EU-Kommission schaut, entdeckt, dass die Erhöhungen nur aufgrund zweier Parameter vorgenommen werden.
Die Kosten der Konsulate, die ohnehin immer weiter zurückgefahren werden, spielen gar keine Rolle.
Hohe Teuerung
Bei der Prüfung, ob eine Änderung der Visumgebühren notwendig ist, muss die EU-Kommission die allgemeine Inflationsrate und den gewogenen Durchschnitt der Bezüge der Beamten der Mitgliedstaaten zugrunde legen.
Die Inflationsrate zog in der EU ja sehr stark an, weshalb im 3-Jahres-Vergleich auch 9,6 Prozent allein für den Zeitraum 2021-2022 angesetzt werden. Dass die Konsulate ausserhalb der EU liegen, ist wohl auch nur eine Nebensache.
USA und UK viel teurer
«Durch Aufrunden auf den vollen Euro ergeben sich geänderte Visumgebühren in Höhe von 90 EUR, 45 EUR, 135 EUR beziehungsweise 180 EUR», lautete dann der profane Satz, der nun viele Reisende nach Europa deutlich mehr Geld kosten wird.
Zwar gibt die EU zu bedenken, dass Besuchsvisa in die USA etwa 172 Euro und nach Grossbritannien je nach Besuchsdauer bis zu 900 Euro kosten würden. Aber das darf eigentlich kein Argument sein.
Nun müssen jedoch auch Schengen-Reisende 12,5 Prozent tiefer in die Taschen greifen.
Mehr Staatseinnahmen
An seiner Sitzung vom 7. Juni 2024 habe der Bundesrat die Änderung der Gebührenverordnung zum Ausländer- und Integrationsgesetz, mit der die Höhe der Visumgebühren festgelegt wird, gutgeheissen, teilte die Schweiz weiter zu der «leichten» Gebührenerhöhung mit.
Somit bekommt die Schweiz mehr Staatseinnahmen, obwohl die Teuerung hierzulande bei weitem nicht so hoch wie in der EU war.
Bleibt zudem zu hoffen, dass der Bundesrat nicht hierzulande auch noch die Beamtenlöhne auf einen Schlag «leicht» um 12,5 Prozent erhöht.
10.06.2024/kut.