
Hinter den Kulissen spielt sich ein Geheimdeal zwischen der Schweiz und den USA über US-Staatsanleihekäufe ab. Die US-Strafzölle dürften bald fallen.
US-Präsident Donald Trump muss bis zum heutigen Dienstag rund 9,3 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen refinanzieren.
Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Schweiz mit einem heiklen Deal geholfen hat.
Einzige Möglichkeit nutzen
Die Käufe gehen laut Recherchen von muula.ch weit über die gängigen Interventionen der Schweizerischen Nationalbank SNB hinaus, mit denen die Zentralbank traditionell den Schweizerfranken schwächt.
Die Notenbank hat bekanntermassen kaum eine andere Möglichkeit, als Assets in Dollar zu kaufen und dafür frisch gedruckte Schweizerfranken herzugeben, um die Nationalwährung günstiger zu machen.
Da liegt es nahe, US-Staatsanleihen in gigantischem Ausmass zu kaufen.
Beseitigen der US-Strafzölle
Für die Schweiz lohnt sich so ein schmieriger Deal gleich doppelt.
Einerseits wird der Schweizerfranken geschwächt, was der Exportwirtschaft um Pharma, Uhren, Maschinen & Co. generell entgegenkommt.
Andererseits erkauft sich die Schweiz mit der Finanzierung von den USA ein Entgegenkommen bei einem der wichtigsten Handelspartner, der das Land mit gigantischen Strafzöllen auf Importen bedroht.
Wiederholung von Altbekanntem
Die Öffentlichkeit wird lediglich mit einer merkwürdigen Publikation zu der Angelegenheit abgespeist.
«Die Schweiz und die USA verabschieden eine gemeinsame Erklärung zu Währungsfragen», hiess es am Montag überraschend vom Eidgenössischen Finanzdepartement EFD, der Schweizerischen Nationalbank und dem US-Finanzministerium.
Die Schweiz und die USA verabschiedeten demnach eine gemeinsame Erklärung zu makroökonomischen und wechselkursbezogenen Fragen, worin sie bekräftigten, dass sie Wechselkurse nicht zu Wettbewerbszwecken beeinflussten.
Kein offizielles Dokument
Beide Länder nutzten Wechselkurse oder das internationale Währungssystem nicht dazu, Zahlungsbilanzanpassung zu verhindern oder sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, hiess es just einen Tag vor Ablauf der Refinanzierungsschwelle von hunderten von Milliarden an US-Staatsanleihen.
Die Aussagen seien aber nicht rechtsverbindlich, gaben EFD, SNB und die USA gleich selbst mit an.
Das Dokument, welches nicht einmal auf offiziellem Briefpapier publiziert wurde und auch nicht unterschrieben ist, bekräftigt, dass Devisenmarktinterventionen ein wichtiges geldpolitisches Instrument für die SNB seien, um angemessene monetäre Rahmenbedingungen sicherzustellen und damit das gesetzliche Mandat der Preisstabilität erfüllen zu können.
Trump besänftigen
Mehr als diese schwammige Vereinbarung konnte die Schweiz für sich selbst nicht herausholen, denn offiziell ist die SNB unabhängig in ihren Anlageentscheiden.
Die gemeinsame Erklärung soll wohl US-Präsident Trump etwas im Zaum halten, falls die Schweiz wieder als Währungsmanipulator am Pranger steht.
Obendrein hatte die aktuelle Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter den mächtigsten Mann der Welt in einem Telefonat stark verärgert. Da musste die offizielle Schweiz mit einem Entgegenkommen reagieren.
Doch dem Bund sind angesichts leerer Staatskassen die Hände gebunden. Es blieb nur noch die Nationalbank.
Bruch mit Tradition
Die vergangenen Monate hielt sich die SNB ohnehin erstaunlich zurück, was Interventionen an den Devisenmärkten zur Schwächung des Schweizerfrankens anging.
SNB-Chef Martin Schlegel fuhr auch nicht an die wichtige Tagung der Zentralbanker um Weltbank, Federal Reserve Bank Fed und Internationaler Währungsfonds IWF in Washington, was einen Bruch mit einer jahrzehntealten Tradition darstellte.
Doch der Druck auf die kleine Schweiz war auch so gross. Eine weitere Drohung Trumps mit Strafzöllen auf die Pharmabranche um Roche, Novartis & Co. half noch etwas nach.
Alle US-Gläubiger in der Mangel
Die Öffentlichkeit sieht ohnehin erst Monate später an der Bilanz der SNB, dass grössere Fremdwährungspositionen auftauchen und die Schweizer Zentralbank an den Finanzmärkten eingegriffen hat.
Da spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob sich der SNB-Präsident oder die Schweiz zuvor zum Kauf von US-Staatsanleihen verpflichten. Refinanzierungen fallen aber ohnehin nicht auf.
Die USA haben ähnliche Deals bereits mit ihren grössten Gläubigern Japan, China, der EU, Grossbritannien, und Kanada durchgedrückt, um die Refinanzierung ihrer Staatsanleihen zu sichern.
Es fehlte noch die Schweiz. Nun schlossen die Amerikaner diese Lücke und die Schweiz hatte kaum eine andere Chance.
30.09.2025/kut.