Rosige Aussichten für Dormakaba

Headquarter von Dormakaba in Rümlang
Dormakaba hat den Hauptsitz in Rümlang ZH. (Bild: PD)

Der Schliesstechnikkonzern Dormakaba hat schwere Zeiten hinter sich. Mehrfacher Rückenwind lässt aber optimistisch in die Zukunft blicken.

Kann man mehr aus einem Unternehmen machen, das mit 15.000 Mitarbeitern fast 3 Milliarden Franken an Umsatz sowie rund 100 Millionen Franken an Gewinn erwirtschaftet?

Viele Managementwechsel

Ja sagte Till Reuter, der vierte CEO von Dormakaba innerhalb weniger Jahre, vor der Presse am Hauptsitz in Rümlang.

Der Schweizer Traditionskonzern lud am heutigen Mittwoch die Öffentlichkeit ein, um den Medien und Investoren tiefere Einblicke in seine Geschäfte zu geben.

Für CEO Reuter, der eigentlich als Verwaltungsrat zu dem Unternehmen kam, steht dabei im Vordergrund, wieder etwas Ruhe in den von Sparprogrammen und unzähligen Managementwechseln in Konzernleitung sowie im Verwaltungsrat geprägten Schliesstechnikkonzern zu bringen.

Gute Balance finden

Die Reduktion der Komplexität des Konzerns, der aus der Fusion des deutschen Familienbetriebs Dorma und dem börsenkotierten Schweizer Unternehmen Kaba hervorgegangen ist, steht dabei im Mittelpunkt – ohne aber Wachstumsinitiativen zu vergessen, wie Reuter es erklärte.

Till Reuter, CEO von Dormakaba
Till Reuter, CEO von Dormakaba (Bild: PD)

«Wir müssen dabei immer eine Balance zwischen Wachstum und Aufräumen finden», betonte er, um den Anschluss zur Konkurrenz um Assa Abloy & Co. nicht zu verpassen.

Mobiltelefone als Schlüssel

Dabei agiert Dormakaba in einem Markt, für den zahlreiche Megatrends rosige Zeiten versprechen.

Mehr Menschen wollen Sicherheit und Schutz, mehr Digitalisierung und mehr Nachhaltigkeit.

So geht der Trend bei Schlüsseln beispielsweise von den physischen Objekten über die Plastikkarten nun auch immer mehr in Richtung Mobiltelefon-Lösungen.

Viele Menschen zahlen nicht nur mit ihren Smartphones an den Supermarktkassen, sondern öffnen mit ihren Geräten auch immer mehr Türen.

Und Dormakaba ist da an vorderster Front mit dabei, sei es in Firmen, in Hotels oder an Flughäfen.

Doppelte Nachhaltigkeit

Gleichzeitig wandert die Software, die beispielsweise komplexe Zugangskontrollen in Grosskonzernen steuert, immer mehr in die Cloud.

Dabei spielt dann wiederum die Sicherheit der Systeme eine grössere Rolle, denn die Cyberkriminalität ist da auch auf dem Vormarsch.

Schleuse von Dormakaba am Flughafen Zürich
Einweg-Schleuse von Dormakaba am Flughafen Zürich (Bild: muula.ch)

Doch auch bei Energieeffizienz ist Dormakaba voll dabei. Klar sollen Schlüssel und Schliessanlagen weg von Batterien, die man regelmässig wechseln muss.

Nachhaltigkeit hat aber auch indirekt bei Zugangssystemen eine Bedeutung.

SBB lassen grüssen

Ein neues KI-basiertes System, das in Rümlang vorgestellt wurde, erkennt beispielsweise Personen, die durch eine Schiebetür gehen wollen, und schliesst sofort nach dem Eintritt wieder die Tore.

Damit gibt es nicht so einen grossen Luftdurchzug, was im Winter viel Heizkosten und im Sommer viel Kühlung spart.

Diese Technologie könnte man sich etwa bei einem Schalterraum von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB vorstellen, wo Schiebetüren sich rasch wieder schliessen sollen, sobald eine Person durchgegangen ist.

Die Schiebetüren dürfen aber nicht aufgehen, wenn Menschen nur draussen vorbeigehen und gar nicht hineinwollen.

Das neue Erkennungssystem von Dormakaba kann all dies.

Für Zukäufe gewappnet

CEO Reuter, der einen angenehmen Kontrast etwa zum Vorgänger auf dem Posten des Konzernchefs und des Verwaltungsratspräsidenten Riet Cadonau darstellt, will auch nach Akquisitionen schauen.

Zwar soll das organische Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 Prozent pro Jahr liegen, doch auch Zukäufe seien durchaus denkbar.

Die gute Rendite auf das eingesetzte Kapital Roce von derzeit 30 Prozent könnte dabei zwar leiden.

Allerdings stellt sich der Konzern mit Shared-Service-Center beispielsweise in Bulgarien derzeit so auf, dass Akquisitionen rascher integriert und Synergien gehoben werden könnten.

Provisorium ablösen

Und auf noch einer Baustelle könnte es bald mehr Ordnung geben.

Die Finanzchefin Christina Johansson ist seit einigen Monaten krankheitsbedingt ausgefallen und Dormakaba will ihr die Zeit zur Genesung geben, wie muula.ch berichtete.

René Peter, CFO ad interim von Dormakaba
René Peter, CFO ad interim von Dormakaba (Bild: PD)

Doch der einstige Gruppencontroller René Peter, der die Finanzen seither ad interim führt, zeigte am Kapitalmarkttag, dass er die ganze Sache mehr als im Griff hat.

Vielleicht nutzt Dormakaba hier die Chance, die Unsicherheit bei der CFO-Position nach all den Managementwechseln zu verringern.

Schmidheiny kauft zu

Die Aktien reagierten am heutigen Mittwoch an der Börse zwar nicht mit Freudensprüngen. Doch die Papiere von Dormakaba haben innert Jahresfrist bereits um rund 50 Prozent zugelegt.

Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass Thomas Schmidheiny über seine Spectrum-Anlagevehikel ein Auge auf das Unternehmen geworfen hat und mittlerweile rund 8,5 Prozent an dem Konzern hält.

Zudem wurde Ilias Läber, ein Schmidheiny-Jünger und langjähriger Partner beim aktivistischen Investor Cevian, unlängst in den Verwaltungsrat bei Dormakaba gewählt.

Versprochenes auch liefern

Kann man aus einer Firma mehr machen, die Produkte herstellt, die zu Tausenden etwa am Flughafen Zürich in komplexen Sicherheitssystemen verbaut sind?

Ja, lautet klar die Antwort.

Doch das neue Dormakaba-Management muss nun anhand einer neuen Leistungskultur auch die versprochenen Resultate liefern – sonst hätte sich nichts an dem Schliesstechnikkonzern seit der Ära Cadonau geändert.

20.10.2024/kut.

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