Rätsel um Abgang des Migros-Chefs gelöst

Die Migros-Gruppe sucht eine neue Führung. (Bild. Claudio Schwarz / unsplash)

Diese Woche trat der oberste Direktor des Detailhändlers Migros zurück. Nun wird langsam klarer, was entgegen der offiziellen Version wohl tatsächlich passiert ist.

Der Detailhändler Migros kommt nicht aus den Schlagzeilen. Die Meldungen reichen von sinkenden Umsätzen in den Supermärkten über den Verlust von Marktanteilen an die direkte Konkurrenz Coop bis hin zur unnötigen Abstimmung zum Verkauf von Alkohol.

Nun geht es weiter, denn die «Show», dass sich der Migros-Direktor Fabrice Zumbrunnen sich neuorientieren wolle, stimme offenbar nicht.

Viele Konflikte?

In Tat und Wahrheit sei der Top-Manager in der Migros-Zentrale von einflussreichen Kreisen zum Rücktritt gezwungen worden, hiess es etwa in der «NZZ am Sonntag». Als Hauptgründe für den Rausschmiss wird angeführt, dass er die Balance zwischen den zehn weitgehend unabhängigen Regional-Organisationen und der Zentrale nicht gehalten habe.

Seine ganze Amtszeit sei von Konflikten innerhalb der Gruppe geprägt gewesen, hiess es weiter. Das Blatt beruft sich dabei auf informierte Kreise.

Reputation geschwächt

So hätte ein starker Migros-Direktor eigentlich eine Abstimmung über den Verkauf von Alkohol verhindern müssen. Das Ganze sei unnötig und von den Regional-Organisationen praktisch in Eigenregie durchgeführt worden. Mit dem Verkauf von Alkohol wollte der Detailhändler die sinkenden Umsätze auffangen.

Aber letztlich stimmten die Genossen gegen den Tabubruch, womit das Unterfangen mit Blick auf Ressourcenbindung und Reputation letztlich unnötig gewesen war.

Viele eigene Süppchen

Des Weiteren hätte die Zentrale der Migros ihre Aufgaben nicht korrekt erfüllt. Einerseits sei dies daran festzustellen, dass sie eigentlich über gleiche Standards innerhalb der ganzen Gruppe wachen solle. Doch hier und da seien einzelne Regional-Genossenschaften ausgeschert und hätten ihr eigenes Süppchen gekocht. Das hätte Zumbrunnen verhindern müssen.

Andererseits verlor die Zentrale an Macht, etwa als im Jahr 2020 die Regionalgenossenschaften Aare, Ost-Schweiz und Zürich das Geschäft mit den Fachmärkten – Melectronics, SportX, Do it + Garden, Micasa und Obi – unter ihre Fittische zogen. Dies sei eigentlich die Kompetenz der Zentrale gewesen.

Der rasant sinkende Gewinn habe laut der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» dazu geführt, dass Zumbrunnen die Organisation wieder zentral straffen wollte, um Kosten zu sparen. Das soll den zehn Regional-Organisationen aber gar nicht geschmeckt haben, hiess es hierbei.

Balance finden

Und schliesslich soll auch seine Persönlichkeit zum Rausschmiss beigetragen haben. So sei er ziemlich beratungsresistent. Letztlich müsse der oberste Migros-Chef aber auch hinhören und erst dann die richtigen Entscheide treffen. Die einflussreiche Super-Chefin für Personal, Kommunikation, Freizeiteinrichtungen und dem Kultur-Prozent, Sarah Kreienbühl, habe offenbar daher vor zwei Monaten den Bettel hingeschmissen.

Die Migros gibt sich jedenfalls zugeknöpft und kommentierte gegenüber Medien die Informationen nicht. Allerdings bestätigte der Konzern das Effizienzprogramm. Es ist aber nicht unüblich, den Abgang eines CEO als eigenen Wunsch nach Neuorientierung offiziell darzustellen.

Die Aufstellung des Detailhändlers mit den zehn mächtigen Regional-Organisationen und einer Führungszentrale ist sicherlich kompliziert. Da wird die richtige Balance zwischen Straffung und «Langer Leine» nicht so einfach zu finden sein.

Gute Entlöhnung

Allerdings sollte es gerade im Schweizer Management-Stil ohne Brechstange und konsensorientiert möglich sein, immer wieder einen Kompromiss herbeizuführen.

Nun muss Migros den Super-Chef für die Zentrale finden. Das dürfte in den Augen von muula.ch für die Herkulesaufgabe beim grössten Schweizer Arbeitgeber nicht leicht sein. Angesichts des Jahressalärs von rund einer Million Franken wird es sicher jemand probieren.

30.10.2022/kut.

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