
Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit 2021 im brasilianischen Petrobras-Skandal gegen Pictet. Ein Ex-Mitarbeiter und die Privatbank werden nun verurteilt.
Die brasilianische Korruptionsaffäre «Lava Jato» um den Erdölkonzern Petrobras hat die feine Genfer Privatbank Pictet erreicht.
Schwere Geldwäscherei
Die Schweizer Bundesanwaltschaft BA hatte bereits 2021 eine Strafuntersuchung gegen einen Mitarbeiter und das Geldhaus der Superreichen eingeleitet.
Mit Strafbefehl vom heutigen Dienstag habe die BA einen ehemaligen Vermögensverwalter der Abteilung Wealth Management, der ab Januar 2013 den brasilianischen Markt der Banque Pictet betreute, der schweren Geldwäscherei für schuldig befunden.
Dies teilte die höchste Schweizer Strafverfolgungsbehörde gleichentags mit.
Der Mann sei zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten mit einer Probezeit von zwei Jahren verurteilt worden, hiess es weiter.
Integrität verletzt
Auch die Banque Pictet sei in Verbindung mit dem Straftatbestand der schweren Geldwäscherei für schuldig befunden worden, erklärte die BA weiter.
Das feine Geldhaus der sogenannten Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI), also Ultrareichen, wurde zu einer Busse von 2 Millionen Franken verdonnert.
Die Verstösse von Pictet gegen die damals geltenden gesetzlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäscherei hätten eine Schädigung der Integrität des Schweizer Finanzplatzes zur Folge gehabt, hiess es weiter kritisch.
Sowohl der Mitarbeiter als auch die Bank hätten bei der Aufklärung aber kooperiert und die Bank habe Korrekturmassnahmen ergriffen, erklärte die BA zudem.
Weltweiter Dschungel an Aktivitäten
Die Strafuntersuchung habe ergeben, dass der ehemalige Vermögensverwalter der Banque Pictet im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit zwischen Juni 2010 und Mai 2013 die Ausführung von 54 Überweisungen von insgesamt über 4,1 Millionen Dollar von einem Konto bei der Banque Pictet auf andere Konten in der Schweiz und im Ausland validiert hatte.
Das Konto bei der Banque Pictet wurde im Namen einer Offshore-Gesellschaft eröffnet, wirtschaftlich Berechtigter war ein Angestellter von Petrobras.
Die abgebuchten Beträge stammten von Bestechungsgeldern, die ein Mittelsmann im Auftrag der niederländischen SBM Offshore Group im Rahmen von Verträgen mit Petrobras über die Vercharterung und den Betrieb von Ölplattformen an den Angestellten bezahlt hatte.
Für die Weiterleitung der Bestechungsgelder nutzte der Mittelsmann auf Namen von Offshore-Gesellschaften lautende Bankkonten in der Schweiz, von denen eines bei der Banque Pictet eröffnet worden war.
Extremer Imageverlust für die Bank
Die 54 genannten Überweisungen wurden aufgrund ihrer Art und der Umstände, unter denen sie erfolgten, getätigt, um die kriminelle Herkunft der Vermögenswerte zu verschleiern.
Dies reichte den Strafverfolgungsbehörden, und die Betroffenen akzeptierten schliesslich den Strafbefehl. Die Amerikaner hatten in diesem Zusammenhang auch den Genfer Rohwarenhändler Trafigura zu einer Strafe verdonnert, wie muula.ch berichtete.
Doch für die Privatbank Pictet ist die Sache peinlich, denn normalerweise gilt das Genfer Geldhaus als äusserst feine und korrekte Adresse, die nicht jeder Geschäftsgelegenheit hinterherrennen müssen.
Mit der Millionenbusse für ein paar Überweisungen hat sich das Ganze auch nicht wirklich gelohnt – und der Imageverlust wiegt obendrein noch viel schwerer.
17.06.2025/kut.