Ein neuer Anbieter mischt den Markt für Krankenversicherungen völlig auf. Die Strategie dahinter ist aber simpel.
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer vertrauen diesem Service.
«Jedes Jahr finden wir für Sie den optimalen Grundversicherer und erledigen auch gleich den Papierkram – von der Kündigung bis zur Anmeldung. So sparen Sie nicht nur Geld, sondern auch Zeit», lautet das Versprechen der Axa Schweiz.
Über 100.000 Neukunden
Mit einem exklusiven Servicepaket der Kranken-Zusatzversicherungen nimmt der Versicherer nämlich lästige Arbeit ab und dies scheint Erfolg zu haben.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte das Prämienvolumen erneut signifikant um 32 Prozent auf 66 Millionen Franken gesteigert und der Kundenbestand mit über 37.000 Neukunden weiter ausgebaut werden, hiess es zum Geschäftsbericht 2022 der Axa Versicherung.
Im Geschäftsjahr 2021 konnte das Volumen schon signifikant um rund 53 Prozent auf 50,0 Millionen Franken gesteigert und der Kundenbestand auf über 100.000 weiter ausgebaut werden, teilte die Axa Schweiz ein Jahr zuvor freudig mit.
Und im Geschäftsjahr 2020 war das Volumen um 84 Prozent auf 32,8 Millionen Franken gestiegen und der Kundenbestand auf rund 75.000 ausgebaut worden, hiess es davor.
Von Null auf halbe Milliarde
Das Wachstum ist also gigantisch. Das im Jahr 2017 lancierte Geschäftsfeld mit der Krankenzusatzversicherung floriert.
Bestmöglicher Schätzwert für Rückstellungen der Krankenversicherung war im Geschäftsjahr 2018 noch Null Franken, wie Recherchen von muula.ch ergaben.
Im Jahr 2022 kommt die Gesellschaft laut ihrem Bericht über die Finanzlage der Axa Versicherung AG bereits im Direktgeschäft Krankenversicherung auf über eine halbe Milliarde Franken, namentlich sind es 535 Millionen Franken an Rückstellungen.
Das illustriert, wie gross der Bereich mittlerweile schon ist.
Gym und Erholungskuren
Die Idee hinter dem Geschäft ist ziemlich simpel. Während die Prämien in der Grundversicherung ständig steigen und Gesundheitsminister Alain Berset bereits für das kommende Jahr neue Beitragssteigerungen angedroht hat, bleiben die Prämien in der Zusatzversicherung vergleichsweise stabil.
Mit diesen Produkten im sogenannten VVG-Bereich sind Versicherte etwa Privat- oder Halbprivatpatienten in Spitälern, im Ausland versichert und oftmals gibt es Leistungen für Brillen, Fitnessstudios, für Bade- sowie Erholungskuren und oftmals auch für Zahnersatz oder Kieferorthopädie.
Kooperation mit Hirslanden
Die Axa geht sogar noch weiter. Gemeinsam mit der Hirslanden-Gruppe entwickelte sie ein Angebot, das werdende Eltern während der Schwangerschaft, der Geburt und in der ersten Zeit mit einem Neugeborenen unterstützt.
Weil die Prämien hierbei aber relativ stabil bleiben, lohnt es sich, bei einem Anbieter in der Zusatzversicherung zu bleiben, allerdings die Grundversicherung ständig zu wechseln.
Dieses Splitting von Grund- und Zusatzversicherungen wird populärer.
Wenige Klicks
«Preise vergleichen, Offerten anfordern, Kündigung schreiben – all das ist zeitaufwändig», schreibt der Versicherer Axa daher in einem Werbeprospekt.
«Wir informieren Sie jeweils im Herbst, welche Grundversicherung im kommenden Jahr am günstigsten für Sie ist. Sie entscheiden sich für eine neue Grundversicherung mittels weniger Klicks», führt die Axa zur Systematik weiter aus.
«Wir übernehmen die Kündigung bei Ihrer bisherigen sowie die Anmeldung bei Ihrer neuen Grundversicherung» und dies kommt offenbar in der Schweizer Bevölkerung immer mehr an.
Die Kundschaft erhält immer die beste Option und hält das Thema doch in der Hand.
Wechsel des Modells
Wie hoch die Prämieneinsparungen sind gab die Axa in einer Analyse zudem bekannt.
Mit dem Wechsel der Grundversicherung haben Erwachsene im Jahr 2023 durchschnittlich 549 Franken an Krankenkassenprämien einsparen können, teilte der Versicherer am Dienstag zur Publikation der Untersuchung mit.
Die höchste Prämienersparnis bringt gemäss der AXA-Auswertung der Wechsel des Anbieters der Grundversicherung, verbunden mit einer Erhöhung der Franchise und einem Wechsel des Versicherungsmodells.
Tausende sparen
Wechselt beispielsweise eine im Modell der freien Arztwahl versicherte Person mit einer tiefen Franchise beim Anbieter A zu Anbieter B und schliesst dort mit einer höheren Franchise in einem alternativen Versicherungsmodell, spart sie im Durchschnitt 1633 Franken pro Jahr.
Das sind fast 140 Franken pro Monat.
Dies sei eine viermal höhere Ersparnis im Gegensatz zu einem reinen Kassenwechsel bei gleichbleibendem Modell und gleicher Franchise, führten die Versicherungsexperten weiter aus.
Modelle mit einer fixen ersten Anlaufstelle, wie Telemedizin, Hausarzt oder HMO-Praxis, lohnen sich also zusätzlich.
Bei manchen Tarifen scheint es sogar so, als wäre die Zusatzversicherung gratis, weil sie mit der Ersparnis der obligatorischen Grundversicherung bezahlt werden kann.
Splitt wird populär
Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz hätten erkannt, dass sie auch mit dem Aufteilen von Grund- und Zusatzversicherungen auf verschiedene Anbieter ihre Kosten oftmals weiter optimieren können.
Dieser Splitt werde immer attraktiver und habe deutlich zugenommen, hiess es.
Axa als Privatversicherer bringt die etablierten Krankenkassen um Helsana, Swica, CSS, Assura, Visana & Co. unter Druck.
Es spielt also eine völlig neue Musik am Markt für Krankenversicherungen.
14.06.2023/kut.