
Die Schweizerische Post hat im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch erlitten. Dies darf man aber nicht alles den geringeren Briefmengen anlasten.
Die Schweizerische Post stellt ihre Fehlentwicklungen gerne so dar, dass ihr Grundversorgungsauftrag die Ursache dafür ist.
Diese Woche gab der Staatsbetrieb bekannt, dass der Konzerngewinn um 44 Prozent auf nur noch 74 Millionen Franken eingebrochen ist.
Wieder deutlich mehr Pakete
Die Hauptschuld trügen wiederum «die strukturellen Herausforderungen im Kerngeschäft und damit verbundene Kosten», hiess es im Communiqué.
Doch im ersten Halbjahr ist der Paketmarkt in der Schweiz erstmals seit drei Jahren wieder gewachsen und die Paketmenge der Post nahm um 3,4 Prozent zu.
Klar, Briefe werden immer weniger verschickt, doch bei den Paketen geht es aufwärts.
Postfinance liefert 40 Millionen mehr
Auch PostAuto verzeichnete im ersten Halbjahr eine Zunahme der Passagierzahlen um 2,8 Prozent auf über 95 Millionen Fahrgäste.
Bei PostFinance erhöhte sich im ersten Halbjahr der Betriebsgewinn um 40 auf 135 Millionen Franken.
Und positiv hätten sich ebenfalls der digitale Werbemarkt und digitalisierte Behördendienstleistungen entwickelt, hiess es freudig im Communiqué.
Lohnmassnahmen belasten
Doch wo kam der Gewinneinbruch her?
Das ist die Summe mehrerer Negativentwicklungen, wie aus dem Halbjahresbericht hervorgeht.
Zunächst brachen im Segment Logistik die Einnahmen ein. Neben dem Mengenrückgang bei Briefen, Werbesendungen und Zeitungen hätten auch niedrigere Umsätze bei der Güterlogistik zum Rückgang des Betriebsertrags geführt, hiess es diesbezüglich.
Doch kostenseitig führten Lohnmassnahmen sowie gestiegene Beiträge für Personalvorsorge und Versicherungsprämien zu einem Anstieg.
Der Personalbestand sank zwar in diesem Segment um 98 Personen auf rund 21.000 Mitarbeiter.
Sinkende Zahlen bei der Belegschaft führten aber zu steigenden Aufwendungen.
Konzernweite Projekte kosten Millionen
Der Staatsbetrieb akquirierte Gesellschaften in den Bereichen Digital Business und Government Solutions (Diartis-Gruppe) und Digital Enabling Services (Open-Systems-Gruppe). Logisch, dass der Aufwand steigt.

Im Segment Postnetz erwirtschaftete die Staatspost trotz rückläufiger Briefmengen und weniger Einzahlungen an Postschaltern einen Betriebsertrag von 296 Millionen Franken, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 31 Millionen Franken bedeutete.
Der Betriebsaufwand wuchs allerdings um 33 Millionen Franken, wie der Personalaufwand unter anderem aufgrund der neuen Postbekleidung und des zinsbedingt höheren Vorsorgeaufwands sowie neu anfallender Kosten für konzernweite Projekte belasteten.
Es zeigt sich also, dass neue Postbekleidung und Projekte belasteten – gerne erinnert man sich auch an die Lancierung eines neuen Post-Logos. Das alte hätte es wohl auch noch getan.
Mehrkosten fressen Mehreinnahmen
Bei der Mobilität erfreute sich Postauto nicht nur einer viel höheren Nachfrage. Die Kosten stiegen um 18 Millionen Franken aufgrund zusätzlicher Bestellungen in den konzessionierten Verkehren sowie der teuerungsbedingten Kostenzunahme, hiess es.
Es zeigt sich also, dass Lohnsteigerungen, höherer Vorsorgeaufwand, Akquisitionen, neue Bekleidung für die Pöstler und Konzernprojekte die schönen Mehreinnahmen sowie die Überschüsse von Postfinance mehr als wegfressen.
Grundversorgung ist Mini-Anteil
Die Kosten für die Erbringung der Grundversorgung liegen jährlich bei 363 Millionen Franken, gab die Post selbst an. Das klingt nach viel.
Das sind jedoch vom Jahresumsatz beziehungsweise Konzerneinnahmen von rund 7,6 Milliarden Franken nicht einmal 5 Prozent.
Die Ausgaben des staatlichen Auftrags zur Grundversorgung sind mit anderen Worten also «Peanuts».
24.08.2025/kut.