
Der Swiss-Re-Konzern blüht unter dem neuen CEO Andreas Berger auf. Der Rückversicherer wird seiner Rolle als Puffer für Extremrisiken gerecht.
Wer dieser Tage an den Hauptsitz des Rückversicherers Swiss Re geht, spürt sofort, dass hier ein neuer Wind weht.
Zwar sind die Mitarbeiter, wie immer, freundlich. Doch die gewohnte Stocksteife ist einer unglaublichen Dynamik gewichen.
Erlösung vom Stillstand
Selbst wenn Besucher fragen, wie der neue CEO Andreas Berger sei, bekommen sie keine kryptischen Antworten eines Rückversicherers.
Von «super» über «spitzenmässig» bis «wurde auch höchste Zeit» ist alles dabei. Damit ist klar, dass der Stillstand unter dem alten Konzernchef Christian Mumenthaler auch für die Belegschaft oft eine Erlösung darstellt.
Konzentration auf Kerngeschäft
Die Resultate von Berger können sich binnen kürzester Zeit sehen lassen.
Im Geschäftsjahr 2024 stiegen die Prämieneinnahmen schon um 4 Prozent auf 46 Milliarden Dollar. Unter dem Strich legte der Konzerngewinn um 3 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar zu, obwohl die Reserven für Asbest & Co. mit Milliarden aufgestockt wurden.
Fragen beantwortet Berger ohne Umschweife – Akquisitionen im Erstversicherungsbereich, wie sie beispielsweise Marktführer Munich Re hat, kommen für ihn nicht infrage. Swiss Re konzentriere sich auf das Kerngeschäft, betont der neue CEO.
Unter Mumenthaler war es schwierig, klare Antworten zu erhalten.
Extremer Wandel
Im ersten Quartal 2025 ging es gleich mit vielen guten Nachrichten weiter.
Die Einnahmen gingen zwar währungs- und rechnungslegungsbedingt um 11 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar zurück.
Doch der Gewinn legte um satte 16 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zu, wie der zweitgrösste Rückversicherer der Welt am heutigen Freitag bekanntgab.
Die Prozentabweichungen mussten die Journalisten auch nicht einmal mehr wie in den vergangenen Jahrzehnten selbst ausrechnen, denn Swiss Re ist lernfähig und gibt die Werte als absolutes Novum nun direkt an.
Viele Grossschäden
Den guten Konzerngewinn und die Eigenkapitalrendite von über 22 Prozent muss man zudem vor dem Hintergrund hoher Grossschäden aus Naturkatastrophen sehen.
Sie beliefen sich im ersten Quartal 2025 auf 570 Millionen Dollar, was 29 Prozent des Jahresbudgets für Grossschäden aus Naturkatastrophen entspricht.
Der Grossteil entfiel dabei auf die Waldbrände in Los Angeles und von Menschen verursachter Grossschäden in Höhe von 140 Millionen Dollar.
Aber das ist das Brot-und-Butter-Geschäft.
Effizienz steigern
Die Rendite auf die Kapitalanlagen stieg von Januar bis März um 0,4 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent.
Die Gewinne aus den Sparten Corporate Solutions sowie Lebensrückversicherung erhöhten sich um jeweils 7 Prozent.
CEO Berger, der selbst aus dem Bereich Corporate Solutions kommt, trimmt Swiss Re derzeit auf Kostendisziplin und Effizienz. Daran scheiterte es in der Vergangenheit.
Klar kommt der neue Wind nicht überall gut an. Das eine oder andere lange Gesicht erblicken Besucher schon noch am Zürcher Mythenquai.
Gute Aktienkursperformance
An der Börse sorgten die Quartalsergebnisse am heutigen Freitag zwar nicht für viel Euphorie.
Der Aktienkurs der Swiss Re ist in den vergangenen sechs Monaten aber schon um rund 20 Prozent gestiegen. Da macht ein Rückgang von 0,8 Prozent nicht so viel aus.
Rom wurde auch nicht an einem Tag geschaffen – der neue CEO Berger agiert seit 1. Juli 2024.
Er versetzte in dieser kurzen Zeit bei Swiss Re aber schon Berge.
16.05.2025/kut.