Die Finanzmarktaufsicht leidet wie das ganze Land unter Fachkräftemangel. Ein Deutscher soll die Behörde Finma nun führen.
Die Landesregierung und der Verwaltungsrat der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma haben Stefan Walter, derzeit Generaldirektor bei der Europäischen Zentralbank, zum Direktor der Aufsichtsbehörde Finma bestimmt.
Erfahrung bei Behörden
Er werde sein Amt am 1. April 2024 antreten, teilte der Bundesrat sowie die Aufsichtsbehörde selbst in fast gleichlautenden Communiqués mit.
Er folgt auf Urban Anghern, der nach der Notfusion der Krisenbank Credit Suisse mit der UBS überraschend seinen Rücktritt erklärt, und es nicht lange auf seinem Posten ausgehalten hatte.
Walter verfügt laut den Medieninformationen über einen breiten Erfahrungshorizont im Bereich der Finanzmarktaufsicht.
Deutscher vor Pensionierung
So baute er bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt die Aufsicht für global systemrelevante Banken auf und leitet dort derzeit die Generaldirektion Horizontale Aufsicht.
Vor seiner Tätigkeit bei der Europäischen Zentralbank hatte Walter während zwei Jahren die Rolle als Global Bank Regulatory and Supervisory Policy Network Leader bei Ernst & Young inne.
Von 2006 bis 2011 war er Generalsekretär des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Davor bekleidete er während dreizehn Jahren verschiedene Positionen bei der Federal Reserve Bank of New York.
Der Nobody Walter ist deutscher Staatsangehöriger. Er verfügt über einen Master in International Banking and Finance der Columbia University und ist 59 Jahre alt.
Abweichung von Anforderungen
In der Privatwirtschaft hat er es bei einer Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft gerade mal zwei Jahre ausgehalten. Eine Privatbank oder eine Versicherungsgesellschaft hat Walter aber arbeitstechnisch noch nie von innen gesehen.
Die Schweiz und insbesondere Bern scheint er nicht besonders gut zu kennen.
Alles, was vorher von Finma-Präsidentin Marlene Amstad zum Profil der künftigen operativen Leitung der Aufsichtsbehörde gesagt worden ist, spielte bei der Wahl von Walter offenbar keine Rolle mehr.
EU-Regulierung als Vorbild?
Was den EZB-Generaldirektor für die Stelle der Finma-Geschäftsleitung auszeichnet, geht aus den Medienmitteilungen eigentlich nicht hervor.
Speziell seine Kenntnisse im Bereich der Grossbankenaufsicht und seine Beziehungen zu internationalen Aufsichtsbehörden seien für die Aufsichtstätigkeit der Finma bei den systemrelevanten Schweizer Banken ein grosses Plus, lobte Amstad zum Personalentscheid.
Wer weiss, wie schlecht die Bankenlandschaft in der EU aufgestellt ist, wird sich dabei seinen Teil denken.
Für die Monsterbank UBS und den ohnehin kaum regulierten Schweizer Finanzmarkt dürfte der Bürokrat, der eigentlich bald in Frühpension gehen könnte, ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk sein.
24.01.2024/kut.