
Nach den Wirtschaftsprüfern haben nun Versicherungsvermittler geschummelt. Damit bekommt die Finanzmarktaufsicht Finma ein Problem.
Die Schweiz hat ein Ausbildungsproblem.
Statt zu pauken, wollen sich nicht wenige einfach schöne Zertifikate erschleichen.
Monatelang geschummelt
Die wurde unlängst in der Wirtschaftsprüferbranche bei Expertsuisse klar. Dort hatten sich Prüflinge im Vorfeld den Zugang zu den Prüfungsfragen verschafft.
Doch dann griffen ihre Arbeitgeber um KPMG, PwC & Co. durch und entliessen die Schummler und Mitwisser, wie muula.ch berichtete.
Nun ist die Versicherungsbranche von einem ähnlichen Skandal betroffen, wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma sowie der Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft VBV am heutigen Dienstag fast gleichzeitig bekanntgaben.
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten sei die Prüfungsdatenbank der Zulassungsprüfung für Versicherungsvermittler manipuliert worden, hiess es.
Probleme noch nach Jahrzehnten
Rund 100 Personen sei Zugang zu digitalen Zertifikaten gewährt worden, die sie als Versicherungsvermittler der VBV auswiesen, ohne sämtliche dafür nötige Voraussetzungen erfüllt zu haben.
Dies hätten interne und externe Abklärungen ergeben.
Die Auswirkungen dieser Angelegenheit können fatal sein.
Vermittelt eine nicht bewilligte Person einen Versicherungsvertrag, könnte dies etwa bei Lebensversicherungen auch noch nach Jahrzehnten zu Problemen führen.
Selbstregulierung versagt
Personen, die Versicherungsverträge anbieten oder abschliessen, gelten als Versicherungsvermittler.
Zum Schutz der Versicherten müssen sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse aber über obligatorische Prüfungen nachweisen, welche von der Versicherungsbranche erarbeitet und von der Finma genehmigt wurden.
In der Schweiz gibt es rund 35.000 solche Personen. Dieses Jahr sei die Ausstellung von rund 8000 solcher Bildungsnachweise geplant, hiess es von der Branchenorganisation, zu der auch die Krankenkassen zählen.
Mittlerweile sei Strafanzeige wegen des Betrugs eingereicht worden und auch der Regulator stehe im engen Austausch mit den Strafverfolgungsbehörden.
Assekuranz muss nachbessern
Doch die Finma schiebt die Verantwortung für das Desaster gleich weit von sich, wie das die Öffentlichkeit von der Behörde praktisch schon gewöhnt ist.
Die VBV sei nicht von der Finma beaufsichtigt, hält der Finanzmarktregulator zu der Branchenorganisation der Assekuranz in seinem Communiqué fest.
Das VBV-Vermittlerzertifikat diene zum Nachweis der notwendigen Kenntnisse und ein gültiges Prüfungszertifikat gehöre auch zu den Anforderungen für eine Registrierung im Finma-Vermittlerregister.
Für die Betrüger stünden aber die Versicherungsunternehmen in der Verantwortung, die erforderlichen Schritte vorzunehmen, hiess es von der Finma.
Ethisches Problem
Doch die Vermittler selbst stehen unter der Aufsicht des Regulators. Insofern kann sich die Finma nicht einfach aus der Affäre ziehen.
Vielleicht lernt die Schweiz nun aus den Vorfällen bei Wirtschaftsprüfern und Versicherungsvermittlern, dass es dem Nachwuchs an ethischen Standards fehlt.
Von den betroffenen Vermittlern dürfte sich die Versicherungsbranche analog zu den entlassenen Wirtschaftsprüfern umgehend trennen.
Sie dürften künftig keine Policen mehr vermitteln, erklärte die Branchenorganisation VBV.
11.11.2025/kut.






