
Die Bank Julius Bär muss schon hunderte Millionen in den Wind streichen. Nun wird noch ein Rückschlag der Ära des Präsidenten Romeo Lacher sichtbar.
Das Zürcher Bankhaus Julius Bär kommt nach vielen Hiobsbotschaften immer noch nicht zur Ruhe.
Erst musste das Geldhaus rund 600 Millionen Franken an Wertberichtigungen für Kredite an den österreichischen Immobilienguru René Benko eingestehen.
Gewinneinbruch um 35 Prozent
Dann kam ein weiterer Abschreiber von 130 Millionen Franken auf Privatkredite sowie Positionen bei Hypothekarkrediten hinzu. Und am heutigen Dienstag wird das Ausmass einer neuen Belastung bekannt.
Aus dem Verkauf des inländischen Geschäfts Julius Baer in Brasilien im März 2025 resultiere ein negativer Netto-Effekt von 99 Millionen Franken, hiess es von dem Bankhaus.
Der Konzerngewinn des ersten Semesters brach um 35 Prozent auf noch 295 Millionen Franken ein.
Im Januar hatte Julius Bär den Verkauf des Brasilien-Geschäfts für rund 91 Millionen Franken überraschend bekanntgegeben. Nach Abschluss der Transaktion hatte die Bank vor einem Abschreiber gewarnt.
Verklausulierte Drohung?
Der Betriebsertrag gab im ersten Halbjahr um 7 Prozent, hauptsächlich wegen des Brasilien-Verkaufs, auf rund 1,8 Milliarden Franken nach. Der Verkauf des inländischen Brasilien-Geschäfts an Banco BTG Pactual betraf schliesslich rund 9 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen.
Das Netto-Zinsergebnis brach im ersten Halbjahr fast vollständig weg, wie ein Blick in den Halbjahresabschluss verrät.
Der seit einigen Monaten amtierende CEO Stefan Bollinger hat möglicherweise noch weitere Negativ-Nachrichten parat, wie aus dem Communiqué zudem hervorgeht.
Die Überprüfung des Kreditportfolios werde fortgesetzt und voraussichtlich in den nächsten Monaten abgeschlossen, hiess es. Seit Mai 2025 habe keine Notwendigkeit mehr bestanden, weitere Wertberichtigungen für Kreditrisiken zu bilden, hiess es dort.
«Nach Abschluss der Kreditüberprüfung wird die Gruppe in der Lage sein zu entscheiden, ob zusätzliche Wertberichtigungen erforderlich sind», mahnte das Bankhaus jedoch kryptisch.
Ausstieg aus blühendem Wachstumsmarkt
Die Mega-Abschreiber gehen noch auf das Konto des ehemaligen Verwaltungsratspräsidenten Romeo Lacher, der sowohl Benko als auch die anderen Probleme zu verantworten hat.
Der neue CEO Bollinger macht mit der Aufräumaktion klar, dass er sich da nichts in die Schuhe schieben lassen will.
Bezüglich Brasilien lobte sich Julius Bär unter Präsident Lacher sogar Anfang 2023 noch, dass Brasilien, die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas, zu den blühenden Wachstumsmärkten der Bank gehöre.
«Die brasilianischen Kunden werden von einem 250-köpfigen Team betreut, nicht nur lokal, sondern auch aus der Schweiz und Monaco», erklärte Julius Bär euphorisch. Das Bankhaus sei der grösste unabhängige Vermögensverwalter in Brasilien.
Schock an der Börse
Bei der Kostensituation ist bisher auch noch keine Besserung in Sicht, auch wenn sich das neue Management viel Mühe mit Zahlenspielereien gibt.
Sowohl die Personal- als auch die Sachkosten liegen im ersten Halbjahr 2025 höher als im Vorjahreszeitraum.
Die Kosten-Ertrags-Relation verschlechterte sich um 1,8 Prozentpunkte auf 72,8 Prozent.
Nach einem Anfangsschock an der Börse erholten sich die Titel von Julius Bär wieder.
22.07.2025/ena.