Das Genfer Geldhaus Mirabaud hat sich teils eklatante Fehltritte geleistet. Nun baut die Privatbank das obere Management um.
Nicht alle Firmenkrisen können Manager aussitzen.
Dies gilt sogar für die traditionsreichen Schweizer Privatbanken, bei denen die Führungsriegen normalerweise über besonders dickes «Sitzfleisch» verfügen, selbst wenn die Missstände zum Himmel schreien.
Freundliche Worte
Dies illustriert derzeit die Genfer Privatbank Mirabaud eindrücklich, selbst wenn der Chef den Namen der Gründerfamilie trägt.
Der bisherige Senior-Gesellschafter Yves Mirabaud übergebe sein Amt per Anfang 2025 an den Gesellschafter Lionel Aeschlimann, teilte das Genfer Geldhaus am heutigen Dienstag überraschend mit.
Aeschlimann gehört bereits seit 2011 als geschäftsführender Gesellschafter zum Teilhaberkollegium und ist gleichzeitig CEO von Mirabaud Asset Management.
Yves Mirabaud habe seit 2012 als geschäftsführender Senior-Teilhaber eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Gruppe gespielt, hiess es würdigend im Communiqué.
Geheimhaltung geplatzt
Damit dürfte die Privatbank auf die jüngsten Ereignisse reagieren.
Sowohl die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma als auch das arabische Emirat Dubai hatten eklatante Missstände um Geldwäscherei & Co. sowie Verstösse gegen Finanzmarktrecht gefunden, wie auch muula.ch berichtete.
Zudem wollte die Bank das Geschehen geheimhalten und klagte bis vor das höchste Gericht in der Schweiz.
Allerdings wollten die Bundesrichter dem Ansinnen der Privatbank nicht folgen und erlaubten die Publikation der Finma-Entdeckungen.
Yves Mirabaud hat all dies zu verantworten und stand seit längerer Zeit im Schussfeld der Öffentlichkeit.
In Dubai kam vor einiger Zeit bereits heraus, was für illustre Kundschaft die Bank so hat.
Weitere Personalwechsel
Der Chefwechsel unter den Teilhabern ist aber nicht die einzige Änderung.
Thiago Frazao ziehe zudem als geschäftsführender Teilhaber in das Gremium ein, der seit 2011 bei Mirabaud und seit dem Jahr 2019 als Equity-Partner tätig ist, teilte Mirabaud weiter mit.
Umberto Boccato, der nach 19 Jahren an Tätigkeit für das Bankhaus nunmehr zum Equity-Partner gekürt wurde, werde zudem als CEO die Leitung des Geschäftsbereichs Asset Management von Aeschlimann übernehmen.
Kein Ausschluss aus Führungsriege
Ganz so rabiat ist der Wandel bei Mirabaud allerdings nicht – denn Yves Mirabaud werde auch weiterhin Mitglied des Kollegiums der Teilhaber bleiben, wie es weiter hiess.
Die Führungsriege von Mirabaud um die Teilhaber besteht ab Januar 2025 aus Yves Mirabaud, Aeschlimann, Camille Vial, Nicolas Mirabaud und Frazao.
Etwas Sitzfleisch beweisen die Manager also schon.
Das Bankhaus selbst erklärte in einer Stellungnahme gegenüber muula.ch, dass der Wechsel von Yves Mirabaud ein persönlicher Entscheid und schon lange geplant gewesen sei.
Die Situation sei in keiner Weise mit dem Enforcement-Verfahren der Finma verbunden, hiess es weiter.
29.10.2024/kut./30.10. Stellungnahme von Mirabaud ergänzt