Die Basler Krankenkasse Sympany muss dutzende Angestellte entlassen. Die geplanten Massnahmen dürften das Kostenproblem kaum lösen.
Die in Basel domizilierte Krankenkasse Sympany plant Massenentlassungen. Es seien 74 Kündigungen vorgesehen, bestätigte eine Mediensprecherin am Mittwoch die Informationen von muula.ch.
Rund 12 Prozent der Belegschaft
Die 74 Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen teilen sich in 63 tatsächliche Kündigungen und 11 Änderungskündigungen auf.
Laut Geschäftsbericht 2022 beschäftigte der kleine Basler Krankenversicherer 656 Personen auf 593 Vollzeitstellen. Demnach gehen künftig rund 11 bis 12 Prozent der Arbeitsplätze flöten.
Die Stellenreduktionen sollen bis Ende 2024 umgesetzt werden, teilte die Mediensprecherin weiter mit. Der relativ lange Zeitraum habe damit zu tun, dass gewisse Projekte, etwa bei der Digitalisierung, erst noch abgeschlossen werden müssten.
CEO ging im Sommer
Als Grund für das Sparprogramm gibt die Krankenkasse, die ohnehin ein Kostenproblem hat, an, dass die Balance zwischen Wachstum und Wirtschaftlichkeit wieder hergestellt werden müsste.
Wie muula.ch berichtete, hatte der alte CEO Michael Willer im Sommer überraschend das Handtuch geworfen. Unter seiner Führung waren die Stellen und damit auch die Kosten wieder stark explodiert.
Es waren innerhalb kürzester Zeit um die 200 Arbeitsplätze aufgebaut worden.
Der Verwaltungsrat beschloss nunmehr eine Anpassung der Strategie und genau darauf wird die Organisationsstruktur angepasst.
Neben dem Stellenabbau gebe es weitere Massnahmen, wie aus internen Dokumenten hervorgeht, welche muula.ch vorliegen.
Es sei eine Verzichtsplanung, bestätigte die Krankenkasse, weil es bestimmte Dinge künftig nicht mehr geben werde.
Markenauftritt erneuert
Den Verantwortlichen des Krankenversicherers ist offenbar auch ein Licht aufgegangen, dass sowohl Leistungs- als auch Verwaltungskosten im Vergleich mit der Konkurrenz viel zu hoch sind.
Im vergangenen Jahr wurde sogar noch ein neuer Markenauftritt lanciert und gebührend in Zürich gefeiert, bei dem sich viele Beobachter gewundert hatten, wie die Sympany das Geld doch zum Fenster hinauswirft.
Formale Prozedur
Wie geht es nun beim Stellenabbau weiter? Bis zum 19. Oktober können die Mitarbeiter und die Personalkommission ihre Vorschläge einreichen, wie Kündigungen vermieden werden könnten. Daraufhin prüft das Unternehmen die Vorschläge und entscheidet dann.
Meist gibt es in der Schweiz dabei aber keine oder nur marginale Anpassungen und die Unternehmen halten an ihren Plänen zum Stellenabbau fest.
Die Sympany-Mediensprecherin betonte aber, dass die Zahl 74 gewählt worden sei, weil bei einem Konsultationsverfahren die Angaben zwar nach unten, aber nicht nach oben geändert werden könnten.
Das Unternehmen hoffe jedenfalls, mit weniger Kündigungen auszukommen. Sympany bezeichnete sich selbst als sozialen Arbeitgeber.
Weitere Sparanstrengungen
Angesichts des Verlustes von 61,5 Millionen Franken im Jahr 2022, des Aufbaus um rund 200 Stellen und der Integration von zwei Gesellschaften, welche die Sympany-Gruppe zum Jahresbeginn 2024 noch bewerkstelligen muss, darf man durchaus am Umfang des Sparprogramms zweifeln.
Die geplanten Kostenmassnahmen dürften nämlich kaum ausreichen, um bei der vergleichsweise kleinen Sympany tatsächlich eine Balance zwischen Wachstum und Wirtschaftlichkeit herzustellen.
11.10.2023/kut.