
Der Schokoladekonzern Lindt & Sprüngli steigerte zwar mittels exorbitanter Preiserhöhungen den Umsatz. Doch die Ökonomie wirkt auch bei Süssem.
Der Kilchberger Schkoladekonzern Lindt & Sprüngli muss aufpassen, dass ihn das Nestlé-Problem nicht ereilt.
Der Nahrungsmittelriese aus Vevey VD hatte die Preise so weit erhöht, dass sich die Kundschaft abgewendet hat, und nunmehr muss Nestlé mit viel Marketingaufwand und Rabattaktionen versuchen, die verlorenen Verbraucher zurückzugewinnen.
Deutlicher Volumenrückgang
Beim Schoggikonzern Lindt & Sprüngli betrugen die durchschnittlichen Preiserhöhungen im ersten Halbjahr durchschnittlich 15,8 Prozent, wie das Unternehmen am heutigen Dienstag im Rahmen der Semesterresultate mitteilte.
Doch der Volumen-/Mix-Rückgang betrug stolze 4,6 Prozent.
Genau wie bei Nestlé feiert auch das Lindt-Sprüngli-Management um CEO Adalbert Lechner die Steigerung der Umsätze, die mit den Preiserhöhungen einhergingen.
Konzerngewinn bricht ein
Die Erlöse stiegen im ersten Semester gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9 Prozent auf 2,4 Milliarden Franken.
Organisch habe das Unternehmen sogar um 11,2 Prozent zugelegt, hiess es euphorisch, und Lindt & Sprüngli hob sogar den Umsatzausblick an.
Doch der Konzerngewinn brach um 13,3 Prozent auf rund 189 Millionen Franken ein. Die Gewinnmarge ging um 2,1 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent zurück.
Dabei wurde auch die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten verdaut, ohne die genauen Summe zu nennen.
Verramschen von Lindthasen
Europa habe ein sehr starkes organisches Umsatzwachstum von 17,7 Prozent erzielt, klopfte sich Lindt & Sprüngli auf die Schultern.
Doch in Europa waren die Rückgänge beim Volumen besonders ausgeprägt gewesen.

In Schweizer Ladengeschäften um Migros, Coop & Co. türmten sich die teuren Osterhasen bis unter die Decke. Nach den Feiertagen wurden sie vielerorts mit hohen Rabattaktionen im Detailhandel regelrecht verramscht.
Federer lockt in London
Lindt kommt dabei aber (noch) die geringe Preiselastizität der Nachfrage entgegen. Damit ist gemeint, dass die Nachfrage nach Schokoladeprodukten wenig auf Preiserhöhungen reagiert.
Besonders in den eigenen Läden, was weltweit 590 Stores in touristischen Zentren und an hochwertigen Standorten umfasst, komme dieser Effekt zum Tragen.
Ein Beispiel sei der Lindt-Flagship-Store am Piccadilly Circus in London, der im März mit einer feierlichen Zeremonie durch Lindt-Markenbotschafter Roger Federer eröffnet wurde.
Klar, da schaut die Kundschaft nicht so stark auf den Preis.
Im Supermarkt auf Preis schauen
Die Region Nordamerika, die wichtigste Verkaufsregion für Lindt & Sprüngli, wuchs allerdings im ersten Halbjahr organisch bloss um 3,6 Prozent.
Dies sei aufgrund der schwachen Konsumentenstimmung hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hiess es. Im Supermarkt spielt der Verkaufspreis dann eben doch eine Rolle.

Und muss Lindt & Sprüngli dann beispielsweise einen Rabatt von 10 Prozent zur Ankurbelung der Verkäufe geben, wäre die Gewinnmarge schon unter Wasser.
Konsumenten zurückgewinnen
Der Nahrungsmittelriese Nestlé rudert derzeit zurück und versucht, die früheren Preiserhöhungen, die etwa beim Kassenschlager Nespresso-Kapseln markant waren, wieder mit Marketingaktionen wettzumachen.
Doch Konsumenten, die sich einmal Alternativen gesucht haben, sind nur schwer zurückzugewinnen.
Bei Lindt & Sprüngli verhagelt der gestiegene Kakaopreis das Geschäft und Konsumenten sind ein Stück weit bereit, da Zugeständnisse für Premiumanbieter zu machen.
Doch alles lassen sie sich auch nicht gefallen, wie Nestlé als Mahnmal zeigte und den CEO Mark Schneider auswechselte. Und Lindt hat im Prinzip nur ein Produkt.
Investoren werden skeptisch
An der Börse kamen die Informationen für den Schoggikonzern extrem negativ an.
Die Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli gaben in einem fast konstanten Marktumfeld gleich gleich zum Handelsbeginn um rund 7 Prozent nach und rutschten sogar teils über 8 Prozent ins Minus.
Zum Handelsschluss lag der Rückgang bei über 7 Prozent.
22.07.2025/kut./Meldung am Ende mit Börseninformationen ergänzt