Lebenswerk des Riet Cadonau verglüht

Riet Cadonau
Riet Cadonau wollte mit Kaba hoch hinaus und scheiterte. (Bild: PD)

Es sollte DER Merger in der Branche werden, hatte Riet Cadonau verkündet. Die Fusion und der Topmanager landeten nun quasi als Bettvorleger.

Um grosse Worte war Riet Cadonau praktisch nie verlegen. Eine hervorragende Kombination sei die Fusion des Schliesstechnik-Konzerns Kaba mit dem deutschen Konkurrenten Dorma, hatte er einst gejubelt.

Cadonau war Konzernchef von Kaba, dann Konzernchef von Dormakaba und dann Verwaltungsratschef der fusionierten Firma, aber teils sogar noch jahrelang CEO in Personalunion.

Abbau von 800 Vollzeitstellen

Das war Cadonau. Die Betonung liegt auf «war».

Im März 2023 war der in Basel geborene Manager nämlich schon sang-und-klanglos vorzeitig vom Verwaltungsratspräsidium bei Dormakaba zurückgetreten.

Nun zeigt sich am heutigen Montag die ganze Misere.

Dormakaba musste die Notbremse ziehen und kündigte ein Transformationsprogramm mit dem Abbau von 800 Vollzeitstellen an.

Als Ergebnis erwartet das Unternehmen bis 2025/26 Kosteneinsparungen in Höhe von zirka 170 Millionen Franken, hiess es weiter.

Marktführer Assa Abloy lacht

Das Ganze kostet allerdings erst einmal etwas.

Kosten in Höhe von rund 325 Millionen Franken fallen ab 2023/24 an, erklärte der auf Schliesstechnik ausgerichtete Konzern, der ohnehin schon einen Stellenabbau von 300 Personen angekündigt hatte.

Mit der Fusion von Kaba mit Dorma hatte Cadonau vor rund zehn Jahren versucht, zum Marktführer Assa Abloy aus Schweden aufzuholen.

Hierbei liegt die Betonung auf «versucht», denn es hat nicht wirklich geklappt.

US-Akquisition fehlgeschlagen

Weder beim Umsatzwachstum noch bei der Profitabilität kam Cadonau mit seiner Fusion von Dormakaba halbwegs an den Platzhirsch heran.

Die Kulturen der börsenkotieren Firma Kaba zum Familienunternehmen Dorma waren zudem schwer zu zusammenzuführen, hiess es auch zu den Problemen.

Selbst weitere Akquisitionen, Effizienzprogramme und Wechsel im Management halfen Cadonau nichts. Besonders ein Zukauf in den USA mit dem Hersteller von Türen Mesker schlug fehl.

Mit dem Transformationsprogramm ist der Konzern nun auch erst einmal stark mit sich selbst beschäftigt.

Top-Produkte in Hotels

Innovativ war Dormakaba zwar, wie weltberühmte Schliesssysteme etwa bei Hotels um Hilton, Sheraton, Marriott & Co. mit Plastikkarten zeigen, die sich beim Herunterdrücken der Klinke für den nächsten Öffnungsvorgang wie von selbst neu laden.

Auch das US-Militär nutzt einmalige Kaba-Schloss-Innovationen, die sogar Hochsicherheitstresore in Wüstengebieten problemlos öffnen und schliessen.

Doch all dies muss sich unter dem Strich auch rechnen. Aber dies gelang Cadonau mit Blick auf die Gewinnmargen nicht.

In die ewigen Jagdgründe

Der starke Mann, an dem quasi jedwede Kritik abprallte, ist nun förmlich zum Bettvorleger geworden.

Alle Welt wird ihn wohl in Erinnerung behalten, dass sein Vorhaben, den weltgrössten und auch profitabelsten Schliesstechnik-Konzern zu schaffen, jäh gescheitert ist.

Die Reste des fusionierten Gebildes kämpfen, um selbst nicht zum Übernahmeobjekt zu werden.

Aber vielleicht macht ja Assa Abloy den Aktionären ein gutes Angebot und integriert Dormakaba in die schwedische Sicherheitstechnologie-Gruppe.

Dann wäre nicht nur Cadonau jämmerlich in die ewigen Jagdgründe eingegangen, sondern sein hochgelobter Konzern gleich mit.

03.07.2023/kut.

Lebenswerk des Riet Cadonau verglüht

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