Die von Juristin Philomena Colatrella geführte Krankenkasse CSS erfüllt die geforderte Solvenz nicht. Trotzdem spricht sie von «finanziell kerngesund».
Die Krankenkassen haben auch ihren Geschäftsberichten die Angabe über die Solvenz herausgenommen.
Damit kann die Öffentlichkeit erst sehen, wie es um die Finanzlage bestellt ist, wenn das Bundesamt für Gesundheit BAG die Werte publiziert.
Nur 84 statt über 100 Prozent
Die Solvabilität 2024 gab die Behörde nun am heutigen Donnerstag gemeinsam mit den Krankenkassenprämien bekannt. Und siehe da, die Zahlen sind grottenschlecht.
Besonders sticht aber sofort die grosse Krankenkasse CSS heraus.
Der von Juristin Philomena Colatrella geführte Krankenversicherer aus Luzern kommt nur auf einen schlechten Wert von 84 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 100 Prozent.
Konkurrenzen deutlich besser
Im Vorjahr hatte die Krankenkasse CSS noch einen Wert von 111 Prozent erreicht. Doch von da ab ging es stark beziehungsweise fast 30 Prozentpunkte bergab. Kleinere Kassen, wie etwa die Assura mit 88 Prozent, waren teils noch schlechter dran.
Doch wie schlecht der Wert von der Krankenkasse CSS ist, muss man auch relativ sehen. Die Concordia kommt etwa auf gute 174 Prozent. Visana landet sogar bei 202 Prozent. Marktführer Helsana erreicht immerhin 119 Prozent.
Und die kleine Berner Krankenkasse KPT, die von Neukunden überrannt wurde und wo der Markt hinter vorgehaltener Hand gemunkelt hatte, dass die Solvenz wohl nicht erfüllt werde, rettete sich auf immerhin 103 Prozent.
Kleinere Krankenkassen kommen sogar auf Solvenzwerte von über 300 beziehungsweise 400 Prozent.
Nachhaltige Unternehmensführung?
Die CSS unter der Führung von CEO Colatrella kann also, einfach ausgedrückt, bei den Finanzverpflichtungen im Verhältnis zu den Finanzmitteln nicht mehr mithalten.
Fast 20 Prozent an Differenz tut sich da zum Minimum auf. Dem BAG müssen solch schlechte Gesellschaften aufzeigen, wie es wieder bergauf geht oder die Lizenz kommt weg.
Dennoch wird Colatrella im Communiqué zum entsprechenden Jahresabschluss mit den Worten zitiert:
«Die CSS ist finanziell kerngesund – das Resultat einer langfristig ausgerichteten Strategie und nachhaltigen Unternehmensführung» fasste die CEO Colatrella das vergangene Geschäftsjahr zusammen.
Über Monate hat die CSS die Öffentlichkeit über die Missstände damit wohlweislich im Unklaren gelassen.
Und 2021 betrug die Solvenz noch 244 Prozent – von nachhaltiger Unternehmensführung ist also wohl auch eher keine Spur.
Gesetz klar übertreten
Als Juristin weiss Colatrella vielleicht nicht, dass für «finanziell kerngesund» wohl auch eine Solvenzquote von über 100 Prozent notwendig ist.
Als Juristin sollte sie aber zumindest die gesetzlichen Vorgaben für die Krankenversicherer kennen.
Und grosse Anbieter am Markt müssten da ohnehin Vorbilder sein.
26.09.2024/kut.