Kontroverse um neue Überwachungsfunktion bei Microsoft

Das Logo von Microsoft an einem Gebäude
Microsoft will Massenüberwachung ermöglichen. (Bild: Efes / pixabay)

Der Microsoft-Konzern hat eine neue Funktion mit Künstlicher Intelligenz vorgestellt. Experten protestieren aber gegen «die Wanze» im Rechner.

Der Microsoft-Konzern hat einen Paradigmenwechsel bei seinen Standards eingeläutet. Was derzeit Sicherheitsexperten kontrovers diskutieren, klingt zwar zunächst ganz harmlos.

Unzählige Momentaufnahmen

Computerbenutzer sollen ihren Rechner fragen können, was sie vor einem Jahr für Reisen gesucht haben.

Und die Funktion mit dem Namen «Recall», welche Microsoft vor wenigen Tagen vorstellte, antwortet dann. Recall beziehungsweise auf Deutsch Rückruf erstelle Momentaufnahmen des Bildschirms und speichert diese auf einer Zeitachse, hiess es dazu.

«Der Rückruf kann Sie sogar zur genauen Position des Elements zurück bringen, das Sie gesehen haben», lobte der amerikanische Softwarehersteller die Servicefunktion.

Konzernchef relativiert

Doch Spezialisten stört daran, dass die Systeme des Softwarekonzerns im Hintergrund alle fünf Sekunden einen Screenshot vom Bildschirm des Benutzers erstellen und die Daten dann mittels Künstlicher Intelligence KI aufbereiten. 

Microsoft-Konzernchef Satya Nadella beschwichtigte zwar, dass dies eine sehr praktische Funktion sei und die Informationen nur lokal auf dem jeweiligen Rechner gespeichert wären.

Banking-Apps und andere Applikationen könnten die Menschen sogar selbst ausschliessen, hiess es weiter.

Fotografisches Gedächtnis

Doch Sicherheitsexperten bemängeln anhand von Prototypen, dass diese Daten über Netzwerke relativ einfach zugänglich wären und es dies auch in solcher Detailliertheit noch nie gegeben habe.

Alles, was Benutzer jemals an Bildern und Text angeschaut haben, soll künftig lokal auf einem Computer erfasst und gespeichert werden. Ein fotografisches Gedächtnis ist wohl die beste Beschreibung dafür.

Überwachung von Mitarbeitern

Familien könnten dann aber immer nachschauen, was die anderen Mitglieder am PC gemacht haben. Für Anwaltskanzleien oder Arztpraxen spräche, künftig nicht mehr auf Microsoft-Produkte zu setzen, weil alles erfasst würde, lauteten Warnungen weiter.

Auch in der Schweiz gibt es damit sicher Probleme. Die harmlos klingende Funktion Recall, die standardmässig bei dem Produkt Copilot eingeschaltet sein soll, könnte nämlich Mitarbeiter total überwachen.

Systemadministratoren könnten in jedem Fall sehen, was das Personal so den ganzen Tag am Computer getrieben hat.

Jackpot für Hacker

Und für Schweizer Banken um UBS, Raiffeisen & Co. oder Versicherer um Zurich Insurance, Swiss Life & Co. kämen beispielsweise Sicherheitsrisiken hinzu, dass Kriminelle, Geheimdienste und Regierungen über Angriffe auf die Netzwerke an höchst vertrauliche Kundendaten kommen könnten.

Sogar vom «Jackpot für Cyberkriminelle» ist derzeit im Internet die Rede.

Wechsel auf Linux

Kein Wunder also, warnte Tesla-Chef Elon Musk umgehend, die Recall-Funktion in jedem Fall auszuschalten oder gleich von Microsoft auf Linux zu wechseln, um die Wanze auf den Rechnern zu vermeiden.

Für Microsoft wäre der Schuss mit der neuen «Komfortfunktion» nach hinten losgegangen.

03.06.2024/kut.

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