Immobilienbranche relativiert «Wohnungsnot» in Städten

Eine lange Schlange von Menschen bei einer Wohnungsbesichtigung
Bei Wohnungsbesichtigungen gibt es oft lange Schlangen. (Bild: pixabay)

Wohnungsnot werde zu einseitig betrachtet, klagt die Immobilienwirtschaft. Anhand von Zürich zeigt sie aber tatsächlich ein völlig anderes Bild.

Journalisten neigten dazu, nur einen Teil der Wahrheit zu publizieren, schrieb der Schweizerische Verband für Immobilienwirtschaft SVIT in seinem neuesten Newsletter.

Doch es gelte immer, alle Aspekte zu beleuchten, gerade bei dem Thema Wohnungsnot, hiess es weiter.

Zufriedenheit auch beim Preis

So zeige beispielsweise, dass die überwältigende Mehrheit der Mieter in der Schweiz mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden seien.

Notabene auch mit dem Preis ihrer Mietwohnung, hiess es weiter unter Berufung auf das durch Wüest und Partner in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband HEV sowie SVIT Schweiz herausgegebenen Immo-Monitoring.

Rund 40 Prozent an Leerstand

Was in Zusammenhang mit dem Zuzug von Ausländern sowie einer Bevölkerungswanderung in Richtung Schweizer Städte um Zürich, Genf, Basel, Bern, Luzern & Co. oft vergessen gehe, sei die Tatsache, dass die Menschen in der Schweiz pro Kopf immer mehr Wohnraum benötigten, erklärte die Immobilienbranche weiter.

Dies geschehe aufgrund immer höherer Ansprüche im Lebensstandard und immer mehr Ein-Personen-Haushalte.

«Wäre der Raumbedarf pro Person in der Stadt Zürich seit den 1980er-Jahren gleichgeblieben, hätten wir heute trotz steigender Bevölkerung einen Leerstand von 40 Prozent», machte SVIT klar.

Hoher Ausbaustandard

Die Diskussion um «bezahlbaren Wohnraum» schliesse meist auch nicht die hohen Bau- und Landkosten ein, welche die Bereitstellung von eben diesem Wohnraum erschweren.

Hinzu kämen ausufernde Bauvorschriften, eine grosse Bürokratie rund um die Baubewilligungen und kostentreibende Einsprachemöglichkeiten.

Auch der Ausbaustandard in den Wohnungen habe im Laufe der Jahre zugenommen.

So ist es in neuen Mietwohnungen mittlerweile vielerorts unüblich, dass hochwertige Küchengeräte, zwei Nasszellen, ein eigener Waschturm in der Wohnung und Parkett als Bodenbelag vorhanden seien, führte die Immobilienwirtschaft relativierend aus.

Löhne stärker gestiegen

Für die Fragen nach bezahlbarem Wohnraum müsse obendrein diese Mietpreissteigerung jedoch auch noch ins Verhältnis mit dem Einkommenswachstum gebracht werden.

Eine aktuelle Analyse des Amts für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich zeige, dass die Löhne in den vergangenen rund 20 Jahren um 18 Prozent gestiegen seien – die Mieten dagegen nur um 12 Prozent.

Die Analyse zeige auch, dass die Bestandsmieten im untersuchten Zeitraum aufgrund der Koppelung an den Hypothekarzins sogar um 7 Prozent gesunken seien, während die Angebotsmieten um 25 Prozent zugelegt hätten.

Damit Journalisten auch solche Aspekte berücksichtigten, gebe es noch viel zu tun, zog die Schweizer Immobilienwirtschaft als Fazit.

20.09.2024/kut.

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