
In Zeiten von Konjunkturschwäche und stärkerem Franken versuchen viele Firmen, Kosten zu sparen. Doch mehr Gewinn gäbe es auch an anderer Stelle.
In vielen Chefetagen Schweizer Unternehmen liegen derzeit die Nerven blank, weil sich die Konjunktur verschlechtert und die Frankenstärke die Wirtschaftsaussichten für die Exportwirtschaft eintrübt.
Erfahrener Einkaufsberater
Doch statt immer mehr an der Kostenschraube intern zu drehen, gibt es eine andere Möglichkeit, und das ist ein günstiger Einkauf.
muula.ch wollte wissen, wie Firmen oder Institutionen in der Beschaffung von Waren sowie Dienstleistungen mehr Gewinn generieren können, und fragte bei Lothar Bimberg, einem langjährigen Einkaufsberater auf dem Schweizer Markt, nach.
Der promovierte Ökonom wurde mit dem Schweizer Innovationspreis ausgezeichnet und ist CEO der Zürcher Firma Advanced Buying.
Herr Bimberg, in Zeiten von Konjunkturflaute oder stärkerem Schweizerfranken müssen Firmen auf jeden Rappen achten. Warum optimieren nicht alle beim Einkaufen?
Die meisten Menschen vermeiden Änderungen und Firmen sind oftmals froh, wenn die Zusammenarbeit mit ihren bisherigen Lieferanten klappt.
Gleichwohl: Kennen Sie jemanden, der die gleichen Filme sieht oder in die gleichen Urlaubsgebiete oder Restaurants wie vor 20 Jahren geht? Wohl kaum.
Das Leben ist viel vielfältiger geworden und im Einkauf gibt es riesige Optimierungsmöglichkeiten.
Warum liegt gerade im günstigeren Einkauf viel Gewinn?
Unternehmen geben ungefähr zwischen 30 und 50 Prozent ihres Umsatzes für den Einkauf aus.
Somit bewirkt eine Kostenoptimierung von durchschnittlich nur 5 Prozent eine Gewinnsteigerung von etwa 30 bis 100 Prozent.
Mit günstigeren Einkaufspreisen haben sie dann auch mehr Preisspielraum und können wiederum Aufträge an Land ziehen, die sie mit höheren Kosten nicht bekämen.
Können Sie exemplarisch Projekte oder Kunden nennen, bei denen Sie erfolgreich gewesen sind, und wie Sie dort mehr Gewinn herausgeholt haben?
Da wären weit über 1500 Kunden aus Dutzenden von Branchen zu nennen, doch wir machen da nicht alle publik. Die Liste an Referenzen ist aber lang.

Besonders bei Investitionen wie Maschinen und Gebäuden, Verpackungs- und Verbrauchsmaterialien und Druckerzeugnissen erzielen wir in der Regel zwischen 5 und 35 Prozent bessere Leistungs-Preisverhältnisse.
Sie durchleuchten Unternehmen seit Jahrzehnten. Wo werden Sie am meisten bei Kostenoptimierungen fündig?
In nahezu allen KMU und Institutionen erzielen wir enorme, für die Kunden oft unerwartete Kostenverbesserungen.
Praktisch alle haben grosses Optimierungspotenzial.
Gibt es Branchen, die Ihnen als besonders «schludrig» auffallen?
Unsere Auswertungen haben ergeben, dass karitative Institutionen, Druckereien, Hotels, Restaurants sowie öffentliche Institutionen oft nur wenig Interesse haben, ihre Einkaufskonditionen zu verbessern.
Das ist insbesondere bei karitativen Einrichtungen schade, da von den Milliarden an Spendengeldern mehr Geld bei den Bedürftigen ankommen könnte.
Wie gehen Sie bei einer Einkaufsoptimierung genau vor?
Wir ermitteln zunächst die Erfordernisse, Wünsche und Abläufe unserer Kundschaft. Dann offerieren wir ihnen ihre benötigten Produkte und Dienstleistungen zu besseren Leistungs-Preisverhältnissen entweder bei ihren bisherigen Lieferanten oder bei neuen Anbietern.
Selbstverständlich sind wir dann eine Zeit lang bei der Abwicklung involviert, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Im Laufe der Jahre sind 24 Massnahmen zusammengekommen, die Sie ihren Kunden ans Herz legen. Wie kam es zu diesem Sammelsurium?
Mit den 24 Win-Win-Strategien kommen wir Lieferanten entgegen, was also alles andere als reine Preisdrückerei ist.
Wir erzielen beispielsweise Einsparungen bei der Herstellung, Verpackung, beim Transport, der Erteilung von Folgeaufträgen für umsatzschwache Zeiten, und und und. Wir unterstützen auch bei Vorauszahlungen oder der Aufnahme in unser Lieferantennetzwerk.
Diese 24 Optimierungen bewirken in ihrer Summe unglaubliche Verbesserungen, die unsere Kunden oftmals angenehm überraschen, und diese Massnahmen werden nach unserem Kenntnisstand von niemandem sonst angewendet.
So eine Beratung kostet doch sicher viel Geld, oder?
Nein. Erzielen Kunden durch unsere Optimierung bei bisherigen Lieferanten bessere Konditionen, teilen wir uns für zwei Jahre die Einsparungen. Erzielen wir bei einem Produkt tatsächlich keine Verbesserung, haben wir uns die Arbeit gratis gemacht.
Bei Produkten oder Dienstleistungen, die ein Kunde künftig direkt über unsere Firma Advanced Buying bezieht, zahlt er nur den besseren Preis als bisher. Kunden haben also keine Beratungskosten oder Ähnliches und der Zeitaufwand für das Bestellwesen sinkt oftmals, wenn Firmen zahlreiche Produkte bei uns aus einer Hand bekommen.
Dies passt auf alle Budget-Grössen von Unternehmen und Institutionen.
Gibt es noch etwas, was Sie Lesern unbedingt mit auf den Weg geben wollen?
Der Einkauf in Firmen ist von enormer Bedeutung, da in dieser Abteilung der Grundstock für die späteren Gewinne gelegt wird.
Somit ist es sehr wichtig, die Einkäufer zu motivieren, und da bietet sich beispielsweise eine Beteiligung des Einkäufers an den Kostenersparnissen an.
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Das Interview führte Rico Kutscher
19.07.2025/kut.