Holcim schafft sich selbst Konkurrenz

Logo von Holcim an einer Säule
Der Baustoffkonzern Holcim spaltet sich in zwei Teile auf. (Bild: PD)

Der Holcim-Konzern spaltet sich auf. Der Zementhersteller verliert einen Topmanager, denn Jan Jenisch geht zu Amrize nach Nordamerika.

Es ist ein seltener Vorgang in der Geschichte von Schweizer Unternehmen.

Der Baustoffhersteller Holcim spaltet sich in zwei Teile auf, wie die Aktionäre an der Generalversammlung in Zug am heutigen Mittwoch mit grosser Mehrheit entschieden.

Machtmensch geht nach Amerika

Damit ist Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch am Ziel. Er hatte die Idee vorgebracht und das Projekt quasi bis zuletzt durchgezogen, obwohl es doch teils heftigen Gegenwind gab.

Jenisch führt künftig Amrize als CEO und Verwaltungsratspräsident. Alt-Holcim präsidiert künftig Kim Fausing, wie die Aktionäre weiter an der GV entschieden.

Hauptargument ging flöten

Die Abspaltung des US-Geschäfts steht im Rampenlicht der Umweltregulierung. Nordamerika ist da weniger streng als etwa Europa und dadurch kann der abgespaltete Firmenteil mit Namen Amrize rascher vorankommen.

Doch mit der Wahl von US-Präsident Donald Trump ins Weisse Haus hat auch die EU gemerkt, dass sie ihre Volkswirtschaften zu stark mit Umweltgesetzen massregelt. Daher waren viele Klimaschutzaktivitäten zurückgefahren worden, was quasi das Hauptargument der Abspaltung von Holcim entkräftete.

Ein weiterer Trennungsgrund sind aber die geopolitischen Spannungen, die einen globalen Konzern, der in China, in Europa und in den USA quasi gleichzeitig agiert, beeinträchtigen könnten.

Das ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Ein Fokus auf eine Region könnte da Vorteile bieten.

Verlustzone sichtbar

Die Trennung und separate Kotierung an den Börsen in New York (NYSE) und in Zürich (SIX) im Juni 2025 brachte auch so manche Überraschung ans Tageslicht.

Viel Immaterielles der Bilanz rutscht zu Amrize, wie muula.ch berichtete.

Zudem sorgte ein Milliardenkredit der Holding an die US-Tochter in Investorenkreisen beispielsweise für Fragen.

Kapitalausstattung Amrize
Gesamtkapital von Amrize (Screenshot: muula.ch)

Auch die neueste Meldung an die US-Börsenaufsicht SEC (vgl. Seite 13) zeigte, dass Amrize im ersten Quartal 2025 eigentlich ein Verlustbringer ist.

Von Januar bis März 2025 viel ein Fehlbetrag von 55 Millionen Dollar an. Im Jahr 2024 betrug der Verlust sogar 1,4 Milliarden Dollar.

Spezielle Regelung

Doch das meiste Stirnrunzeln verursachte ein Passus an die GV zur Abspaltung.

Offenbar können die beiden Konzerne gegenseitig in ihre Märkte eintreten, wie sie wollen.

Eine Medienanfrage von muula.ch beantwortete der Konzern dahingehend, dass man sich auch nach dem Spin-Off strategisch viele Freiheiten lassen wollte.

Künftig kann Amrize also in Stammregionen von Holcim und Holcim in den USA wieder «geschäften».

Nüchtern betrachtet, schufen sich die Aktionäre von Holcim am heutigen Mittwoch also die eigene Konkurrenz.

Machtmensch Jenisch wird vielleicht schon bald seine alte Firma angreifen.

14.05.2025/kut.

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