Haussuchungen bei Schweizer Medium und Journalisten

Ein Polizeiauto mit Blaulicht der Stadtpolizei Zürich
Ein Streifenwagen der Stadtpolizei Zürich mit Blaulicht. (Bild: PD)

Die Pressefreiheit lässt in der Schweiz zu wünschen übrig. «Inside Paradeplatz» und Journalist Lukas Hässig bekommen Besuch der Strafjustiz.

Die Polizei ist bei dem Zürcher Finanzportal «Inside Paradeplatz» sowie beim Betreiber Lukas Hässig vorstellig geworden.

Bei Haussuchungen seien Laptop, Handy und Dokumente mitgenommen worden, teilte das kleine Medium am heutigen Montag überraschend mit.

Siegelung konfiszierter Gegenstände

Die Razzien hätten am 3. Juni in den Büroräumen im Zürcher Schiffbau sowie anschliessend sogar am Privatdomizil des Journalisten stattgefunden, hiess es weiter.

Der Vorwurf laute vermutete Verletzung des Bankgeheimnisses, erklärte Journalist Hässig in einem Artikel.

Der zuständige Zürcher Staatsanwalt sowie ein halbes Dutzend Polizisten seien einmarschiert, beschrieb der Starjournalist die Vorkommnisse.

Das Medium habe die konfiszierten Gegenstände gesiegelt, erklärte er weiter. Als Nächstes entscheide der Zwangsmassnahmen-Richter, was genau für die Untersuchung verwendet werden dürfe.

Fall bis vor Bundesgericht

Hintergrund der Haussuchungen, die in der Schweizer Mediengeschichte ein weiteres unrühmliches Kapitel darstellen, sei die Causa Vincenz, über die muula.ch bereits mehrfach berichtete.

Die Richter des Bezirksgerichts Zürich hatten ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und einen zweiten Hauptbeschuldigte im Jahr 2022 des Betrugs, der mehrfachen qualifizierten ungetreuen Geschäftsbesorgung und der mehrfachen passiven Privatbestechung für schuldig befunden.

Seither geht das Verfahren hin und her durch die Instanzen bis vor Bundesgericht, wie muula.ch berichtete.

Erst vor wenigen Tagen hatte das Züricher Obergericht bekanntgegeben, den Fall erst am 10. August 2026 wieder aufrollen zu wollen. Die Richter begründeten dies mit einer ausserordentlichen Dimension des Falls.

Bankgeheimnis-Strafartikel im Fokus

Nun stand mit den Haussuchungen bei «Inside Paradeplatz» und dem Journalisten Lukas Hässig die Frage im Raum, ob die umstrittenen Deals des Ex-Raiffeisen-Chefs zusammen mit seinem Vertrauten Beat Stocker durch eine Straftat ans Tageslicht gekommen sind.

In der Schweiz ist seit 2015 eine Erweiterung des Bankgeheimnis-Strafartikels in Kraft, der auch die Presse betrifft. Seither können auch Dritte, die nichts mit einer Bank zu tun haben, wegen einer Geheimnis-Verletzung strafrechtlich verurteilt werden.

Hintergrund war, dass Deutschland gestohlene Bankdaten der Schweiz angekauft hatte.

Abwägung nötig

Sind für die Öffentlichkeit eklatante Missstände in Geldhäusern wichtig genug, um ein solches Vorgehen der Strafbehörden zu rechtfertigen?

Das kleine Medium «Inside Paradeplatz» sowie der Journalist Hässig spüren dies nun am eigenen Leib.

Razzien in der Schweizer Presse hatte es jedoch seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Doch Politiker wollen das Vorgehen von Strafbehörden gegen die Medien nun sogar auf alle Belange ausweiten – nicht mehr nur auf gestohlene Bankdaten. Es lebe die Schweizer Pressefreiheit.

16.06.2025/kut.

Haussuchungen bei Schweizer Medium und Journalisten

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