
Die Groupe Mutuel hat 2024 zwar fast 80.000 Grundversicherte verloren. Doch dabei gewinnt der Westschweizer Krankenversicherer an Statur.
Die Expansion der Krankenkasse Groupe Mutuel über die Romandie hinaus ist gehörig schiefgegangen.
Tausende Kunden verloren
Der Westschweizer Krankenversicherer habe nach einem starken Wachstum in den Jahren 2022 und 2023 nun im vergangenen Jahr eine Phase der Konsolidierung durchlaufen, teilte die Groupe Mutuel in einem Communiqué mit.
Der Verlust bei den Grundversicherten lag immerhin bei 77.000 Kunden.
KVG bleibt in Verlustzone
Zwar kehrte die Krankenasse aus Martigny VS Dank sprudelnder Kapitalerträge im Jahr 2024 mit 29 Millionen Franken in die Gewinnzone zurück, wie das Unternehmen stolz erklärte.
Doch in der Grundversicherung (KVG) lag das Minus laut dem Jahresabschluss nach einem Verlust von 210 Millionen Franken im Jahr 2023 im vergangenen Jahr noch immer bei 81 Millionen Franken.
Im Bereich der Zusatzversicherungen (VVG) resultierte dagegen ein Gewinn von 41 Millionen Franken nach einem Fehlbetrag von 11 Millionen Franken im Jahr 2023.
Intransparente Kommunikation verbessert
Der Verlust der Kundschaft in der Grundversicherung sei notwendig gewesen, um die Solvabilität in der obligatorischen Krankenversicherung zu verbessern, erklärte Groupe-Mutuel-CEO Thomas Boyer diesmal ganz unverblümt.
Im Vorjahr hatte muula.ch die intransparente Kommunikation um die Megaverluste kritisiert – da hat die Krankenkasse diesmal also nicht nur bei der Finanzstabilität an Stärke gewonnen.
Drastische Prämienerhöhungen
Der Rückgang der Versichertenzahlen im Jahr 2024 sei die Folge der Prämienerhöhungen und der Fusion zweier Kassen, hiess es weiter ganz offen im Communiqué.
Die schwache Finanzlage war teils dramatisch, wie muula.ch berichtete. Insofern machte die Expansionsstrategie auch gar keinen Sinn mehr.
Die Prämieneinnahmen in der Grundversicherung stiegen 2024 trotz Kundenschwund um rund 13 Prozent auf über 5 Milliarden Franken, was zeigt, wie stark Groupe Mutuel ihre Beitragssätze teils anheben musste.
Unter dem Strich belief sich das Kundenwachstum im KVG über drei Jahre immerhin noch auf 50.000 Personen.
Schwarze Null in Sichtweite
Durch den jüngsten Kundenabgang und die veränderte Bestandsstruktur bekam Groupe Mutuel im Jahr 2024 aber nur noch rund 100 Millionen Franken, statt wie im Jahr 2023 rund 166 Millionen Franken aus dem Risikoausgleich.
Zieht man diese Differenz vom Jahresfehlbetrag im KVG-Bereich ab, bleibt aber immer noch ein Verlust von rund 15 Millionen Franken übrig.

Ein ausgeglichenes Ergebnis, wie es 2024 viele Krankenkassen bis auf die grottenschlechte CSS-Gruppe aufwiesen, ist im Wallis also noch nicht ganz erreicht.
Doch die Dramatik hat sich in Martigny mittlerweile wieder entspannt.
Dringender Handlungsbedarf
«Bei der Spitalplanung, den Medikamentenpreisen und dem Zugang zur medizinischen Grundversorgung dürfen Entscheidungen nicht länger aufgeschoben werden», mahnte CEO Boyer jedoch gleichzeitig die Öffentlichkeit.
Es müsse rasch gehandelt werden, denn das Fortbestehen des Gesundheitssystems der Schweiz sei in Gefahr, betonte der Versicherungsmanager.
Der Chef der Groupe Mutuel muss wissen, wovon er spricht.
Er hat gerade mit seiner Krankenkasse in den Abgrund geblickt und mit einer raschen Korrektur seiner Expansionsstrategie den Untergang der Firma im letzten Moment abgewendet.
02.06.2025/kut.