
Der Zementkonzern Holcim hat sein Nordamerika-Geschäft erfolglos an die Börse gebracht. Dennoch glauben bekannte Aktionäre an die Abspaltung.
Die Ausgliederung des Nordamerika-Geschäfts von Holcim und die separate Kotierung an der Börse hat eine Schreckenswoche hinter sich gebracht.
Am Montag gingen die Papiere von Amrize, wie die separate Firma heisst, zu 46 Franken je Titel an das Börsenparkett, wie muula.ch berichtete.
Mit eiserner Hand durchgedrückt
Doch dann sackten die Papiere gleich um rund 15 Prozent ab und blieben im Keller. Am Freitag ging Amrize mit etwas über 39 Franken je Aktie ins Wochenende.
CEO und Verwaltungsratspräsident von Amrize, Jan Jenisch, dürfte sich das wohl anders vorgestellt haben.
Er hatte den ganzen Vorgang der Abspaltung von Holcim als Verwaltungsratspräsident von Holcim mit eiserner Hand umgesetzt und schuf sich quasi selbst Konkurrenz.
Ebner schlägt zu
Diese Woche fiel bei dem Titel ausser dem Aktienkurszerfall aber noch eine andere Entwicklung auf.
Als erste Grossaktionäre über Meldeschwellen gaben Martin Ebner und seine Frau Rosmarie eine Beteiligung bei Amrize von 3,528 Prozent bekannt, wie aus den Meldungen zu bedeutenden Aktionären bei der Schweizer Börse SIX hervorging.
Der Bankier und Investor aus Freienbach im Kanton Schwyz besitzt über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex nunmehr 20 Millionen Amrize-Aktien.
Zu Temenos, Myriad und Intershop
Der enge Vertraute von Alt-Bundesrat Christoph Blocher und einstige BZ-Banker war auch schon beim Stammhaus Holcim investiert.
Doch Ebner und seine Frau haben an Amrize 20.000.000 Aktien. Bei Holcim sind nur etwas mehr als 18 Millionen Aktien gemeldet.
Entweder haben die Ebners vor der Zuteilung von 1:1 zur Abspaltung bei Holcim aufgestockt oder von Amrize gleich nachgekauft.
Die Amrize-Titel gesellen sich bei den Ebners zu rund 20 Prozent an Temenos-Aktien und meldepflichtigen Myriad- sowie Intershop-Beteiligungen.
Blackrock stockte auf
Später meldeten aber auch die üblichen Verdächtigen unter Investoren ihre Amrize-Beteiligungen.
Der US-Vermögensverwalter Blackrock ist mit 5,6 Prozent bei dem nordamerikanischen Zementkonzern dabei.
Auch das UBS Fund Management kommt auf 5,6 Prozent. Die UBS hatte auch rund 5,6 Prozent an Holcim.
Blackrock hatte aber nur 5,1 Prozent an Holcim. Insofern stockten die Amerikaner auch vor der Holcim-Abspaltung beziehungsweise bei Amrize auf.
Idee von Schmidheiny
Und Zementkönig Thomas Schmidheiny hat eine Beteiligung an Amrize von 6,671 Prozent gemeldet.
Beim Stammhaus Holcim ist er laut der Börsenmeldung mit rund 7,7 Prozent beteiligt und zieht sich da offenbar aus dem Geschäft mit Baustoffherstellern immer weiter zurück.
Der «Neuen Zürcher Zeitung» vom heutigen Samstag sagte er, die Abspaltung sei eigentlich seine Idee gewesen.
«Schon vor zehn Jahren wurde mir klar, dass die Globalisierung an ihre Grenzen kommt», betonte der bekannte Unternehmer.
Der Markt für Baumaterial habe sich vor allem in den USA, aber auch in Kanada ganz anders als in Europa entwickelt, führte Schmidheiny aus.
Haltefrist trotz Amerika-Skepsis
«Der Kurs muss sich erst einspielen, weil manche Investoren nur bei Amrize engageiert sein wollen oder andere nur bei Holcim», hob der Zementkönig zum Aktienkurszerfall hervor.
Der bekannte Weinliebhaber findet die Dollar-Beteiligung nicht gut, denn Schmidheiny sei pessimistisch, wie sich Amerika wirtschaftlich und politisch mit der zunehmenden Staatsverschuldung entwickeln werde.
Doch sei er verpflichtet, eine Halteperiode bei Amrize trotz Dollar-Exposure zu wahren, verriet er.
28.06.2025/kut.