Die Pensionskasse des Bundes öffnet nicht nur Staatsdienern bei ihren Pensionen die Augen. Publica schenkt dem ganzen Volk reinen Wein ein.
Mit einer Bilanzsumme von 40,5 Milliarden Franken gehört Publica zu den grössten Pensionskassen der Schweiz.
Sie betreut rund 69.000 versicherte Personen und rund 42.000 Rentner der Bundesverwaltung, des ETH-Bereichs sowie weiterer dezentraler Verwaltungseinheiten.
Enorme Verluste an Börsen
Dieser Personenkreis von rund 70 Organisationen, die dem Bund nahestehen oder öffentliche Aufgaben des Bundes, eines Kantons oder einer Gemeinde erfüllen, müssen sich für die Entwicklungen bei Publica interessieren, denn davon hängt ihre 2. Säule stark ab.
Im Jahr 2022 lag da beispielsweise die Netto-Performance der Kapitalanlagen bei -10 Prozent. Die geschlossenen Vorsorgewerke erreichten damals mit einem Aktienanteil von 10 Prozent eine Performance von -8,0 Prozent, wobei die offenen Vorsorgewerke mit einem Aktienanteil von gut 25 Prozent auf eine Performance von -9,7 Prozent kamen.
Dies zeigt, dass sich die risikoärmere Anlage bei Publica kaum «auszahlt». Über alles gesehen, kam der Deckungsgrad damals nur auf 96 Prozent und die Staatsdiener schrammten an Sanierungsmassnahmen vorbei.
Schweiz lief plötzlich besser
Die direkt gehaltenen Schweizer Immobilien rentierten im Jahr 2022 mit 3,9 Prozent und die ausländischen Immobilienfonds erreichten auf währungsgesicherter Basis sogar 14 Prozent.
Eine solche Streuung der Kapitalanlagen führte aber im Jahr 2023 zu Einbussen, wie aus dem Geschäftsbericht 2023 hervorgeht.
Die geschlossenen Vorsorgewerke erreichten 2023 mit ihrem Aktienanteil von 10 Prozent eine Performance von 4,7 Prozent, die offenen Vorsorgewerke mit einem Aktienanteil von zirka 30 Prozent eine Performance von 3,8 Prozent.
Der Hauptgrund für die bessere Rendite der geschlossenen Vorsorgewerke ist der höhere Anteil an Schweizer Investitionen von 60 Prozent.
Im Vergleich dazu ist das Gesamtportfolio der offenen Vorsorgewerke internationaler diversifiziert mit einem Schweizer Anteil von nur 31 Prozent. Insbesondere Schweizer Obligationen und Schweizer Immobilien rentierten im vergangenen Jahr besser als jene im Ausland, hiess es nämlich zur Begründung.
Es zeigt sich also, dass die Konzentration auf den Heimmarkt nicht immer so schlecht sein muss.
Pictet war besser
Allerdings könnte sich Publica den ganzen Zirkus um die eigene Kapitalanlage praktisch auch sparen.
Wie die Grafik eindrücklich zeigt, hätte die Pensionskasse des Bundes einfach auf den Fonds der Privatbank der Superreichen Pictet setzen können und wäre mit Pictet BVG 40 in den vergangenen Jahren stets besser gefahren.
«Die zwei Hauptgründe für die negative Abweichung der Publica-Performance 2023 im Vergleich zu den Pictet-Indices sind: Innerhalb der Anlagekategorie Obligationen investiert Publica aus Diversifikations- und Liquiditätsgründen einen höheren Anteil in ausländische Obligationen, die im vergangenen Jahr weniger gut rentierten», erklärte die Pensionskasse.
Zweitens habe Publica einen höheren Anteil in ausländischen Immobilien investiert, die deutlich abgewertet haben, hiess es zur Begründung von der Vorsorgeeinrichtung des Schweizer Staates.
Babyboomer gehen in Pension
Nun sind die Jahresrechnungen von Publica aber nicht nur für Schweizer Staatsdiener interessant und zeigen ihnen, wie gut beziehungsweise wie schlecht ihre Vorsorgegelder angelegt wurden.
Auch das Volk erfährt beispielsweise, dass ab 2024 der jüngste Jahrgang der Babyboomer-Generation (1964) das Alter 60 erreicht und somit frühzeitig in Pension gehen könnte.
«Somit wird der Trend einer höheren Anzahl Pensionierungen auch in den kommenden Jahren erwartet», lautete etwa eine der Warnungen dazu.
Beamte schmeissen früh alles hin
Das durchschnittliche Rücktrittsalter liegt bei Publica bei gut 63 Jahren und liegt somit unterhalb des Referenzalters. Dies bedeutet, dass viele Staatsdiener die Möglichkeit einer vorzeitigen (Teil-) Pensionierung in Anspruch nehmen.
Das Vorsorgewerk ermöglicht eine Frühpensionierung aber bereits ab 58 Jahren und knapp 800 Personen seien bei Publica 2023 früher in Pension gegangen oder liessen sich früh teilpensionieren, hiess es.
Nach der Pensionierung beziehen die versicherten Personen aufgrund ihrer Lebensdauer durchschnittlich 21 Jahre lang ihre Rente.
Vergleich der Konditionen möglich
In einer Altersrente sind bei Publica aber zwei Leben versichert. Das heisst, die Pensionskasse zahlt der pensionierten Person lebenslang eine Altersrente.
Stirbt diese Person erhalten Hinterbliebene, je nach Zivilstand, lebenslang 67 Prozent der Altersrente.
All dies um Frühpensionierungen, Lebensdauer und Anteil Hinterbliebenenrenten können Schweizer mit ihren eigenen Vorsorgewerken vergleichen und sehen, ob sie besser, schlechter oder gleich gut versichert wie die Staatsdiener sind.
Alles mehr Teilzeitkräfte?
Doch das ist noch nicht alles, was das Schweizer Volk an den Jahresberichten ablesen kann.
Die Bürger können an den Entwicklungen bei den offenen Beständen um Bund, ETHs, Swissmedic, Finanzmarktaufsicht Finma & Co. auf einen Blick sehen, wie viele Neueinstellungen es unter dem Strich tatsächlich gab.
Dies lässt sich nämlich nicht alles mit dem Trend zu mehr Teilzeitarbeit erklären, der laut dem Bundesamt für Statistik BFS in den vergangenen Jahren nur noch moderat um 3 Prozentpunkte anstieg.
Finma mit zehn Prozent mehr
Beim Bund legte die Zahl der Versicherten in nur einem Jahr um 2,1 Prozent auf 42.138 zu. Im ETH-Bereich, der hauptsächlich vom Bund getragen wird, legte die Zahl der Versicherten um 1,5 Prozent auf rund 21.700 Personen zu.
Bei Swissmedic gab es innerhalb eines Jahres sogar 8 Prozent mehr Personal und stieg auf 582 Versicherte.
Bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma gab es im Jahr 2023 rund 10,5 Prozent mehr Versicherte als im Jahr davor. Der Bestand stieg auf 665.
Und die Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde RAB kam sogar auf 20 Prozent mehr Versicherte und beschäftigt mittlerweile 36 Personen.
Das Schweizerische Nationalmuseum SNM musste dagegen 2023 sparen. Die Zahl der Versicherten sank gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent auf 301.
Swissmedic mit 40 Prozent mehr
Machen Bürger einen Langzeitvergleich und stellen mal die Versichertenzahlen des Jahres 2012 den aktuellen Entwicklungen gegenüber, so kommt das Schweizer Volk aus dem Staunen wohl kaum noch heraus.
Der Bund versicherte damals laut dem Jahresbericht von Publica 37.555 Personen, was im Vergleich mit heute ein Zuwachs von 12,2 Prozent darstellt.
Der ETH-Bereich kam 2012 auf 17.411 Versicherte. Zum heutigen Wert ist das ein Anstieg um 25 Prozent. Swissmedic kam vor rund zehn Jahren auf 411 Versicherte – im Vergleich zu heute ein Aufblähen um 42 Prozent.
Gigantischer Staatsausbau
Das Schweizerische Nationalmuseum, das 2023 etwas Personal reduzieren musste, beschäftigte vor zehn Jahren 202 Personen. Nun sind es trotz Einsparungen fast 50 Prozent mehr.
Die Finma kam vor gut zehn Jahren mit 482 Versicherten aus. Aktuell sind es immerhin 40 Prozent mehr.
Und bei der Revisionsaufsicht RAB waren es ursprünglich 25 Personen – nun ist die Behörde in nur einer Dekade um rund 44 Prozent beim Personal grösser.
Wer dann noch will, kann sich die Entwicklung der versicherten Löhne ansehen.
22.04.2204/kut.