Expertsuisse-Betrugsaffäre weitet sich auf PwC aus

Ein Logo von PwC an einem Büroeingang
PwC Schweiz wird in die Schummelaffäre bei Expertsuisse hineingezogen. (Bild: A. Jones / unsplash)

Die Schweizer Branche der Wirtschaftsprüfer wird von einem Skandal stark erschüttert. Nun trifft es mit PwC die nächste Gesellschaft.

Unter Schweizer Wirtschaftsprüfern gibt es derzeit nur ein Thema.

Es ist der Hackerangriff auf den Fachverband Expertsuisse, bei dem Prüfungsfragen beziehungsweise die Antworten vor einem Test bekanntgeworden sind, wie muula.ch berichtete.

Wie Lauffeuer verbreitet

Mittlerweile ist wohl der ganze Ausbildungsjahrgang von rund 200 Personen betroffen, wie weitere Recherchen ergaben. Über Chats und Links haben sich offenbar die Prüfungsinformationen wie im Lauffeuer unter den Prüflingen verbreitet.

Da an Wirtschaftsprüfer aber besondere Anforderungen der Integrität gestellt werden, können Wirtschaftsprüfungsgesellschaften da nicht einfach beide Augen zudrücken und so tun, als wäre nichts geschehen.

Weitere Kündigungen

Bei KPMG Schweiz rollten bereits Köpfe mit fristlosen Kündigungen, wie muula.ch berichtete.

Bei PwC Schweiz weitete sich nun der Skandal aus und auch dort sollen Kündigungen ausgesprochen worden sein, wie das regelmässig gut unterrichtete Finanzportal «Inside Paradeplatz» am heutigen Dienstag berichtete.

PwC dementiert nicht

Eine Anfrage von muula.ch bei der Medienstelle von PwC Schweiz ergab, dass der Wirtschaftsprüfer die Berichterstattung zur Kenntnis genommen habe.

Einzelne personelle Entscheidungen könnte PwC aus Gründen von Persönlichkeitsschutz und arbeits- beziehungsweise datenschutzrechtlichen Gründen nicht kommentieren, teilte die Mediensprecherin weiter mit.

Dies ist zumindest kein Dementi, was Firmen normalerweise umgehend bringen, wenn die Sache nicht stimmen würde.

Weitere Branchengrössen betroffen

«Es ist uns jedoch wichtig zu betonen, dass wir als Wirtschaftsprüfer besonders hohe Ansprüche an uns selbst bezüglich Integrität haben und pflegen bei Verstoss eine Null-Toleranz Politik», hiess es fast gleichlautend aus einem Newsletter von Expertsuisse über die Vorfälle.

Eine Medienanfrage an Ernst & Young, wie die Firma der «Big 4» auf die Schummelaffäre reagiert, ist derzeit noch hängig.

Deloitte erklärte, dass man die Vorkommnisse bei Expertsuisse sehr ernst nehme. «Allerdings war unter den fehlbaren Prüfungsabsolventinnen und -absolventen niemand von Deloitte», sagte ein Mediensprecher.

Wahrheit gedehnt?

Von Expertsuisse selbst kam auf die Medienanfrage von muula.ch zunächst bloss eine Einladung zur Jahrestagung am kommenden Donnerstag in Bern.

Dies zeigt, dass der Fachverband den Ernst der Lage um seine Existenz wohl nicht begriffen hat. Es ist Feuer unter dem Dach – aber nach Aussen reagiert man, als wäre nichts geschehen.

Die Aussagen, dass der Verband in seiner Antwort zum Hackerangriff an muula.ch die Wahrheit doch stark strapaziert hätte, wies Expertsuisse anonym von einer info@-E-Mail-Adresse zurück.

Schweigen als Strategie

Weitere Recherchen von muula.ch ergaben jedoch, dass die betroffene Ausbildung praktisch neu aufgesetzt wurde und daher Vergleiche mit Normalverteilungen über den korrekten Ausgang der Prüfungen eigentlich nicht möglich sind.

Der Fachverband hatte jedoch mit Bestimmtheit gegenüber muula.ch erklärt, dass weder die Fragen noch die Antworten vor dem Test bekanntgewesen seien, weil selbst die Normalverteilungen dies klar signalisiert hätten.

Wann der Branchenverband neuere Erkenntnisse erlangt und warum er diese nicht umgehend kommuniziert hat, beantwortete Expertsuisse nicht.

Integrität sieht in einem solchen Fall wohl anders aus und macht den Fachverband mit seiner Geheimnistuerei als Ausbildungsort für künftige Wirtschaftsprüfer praktisch untauglich.

Anwälte schaffen Klarheit

Ein Köpferollen wird damit bei der Organisation wohl unvermeidbar sein.

Mittlerweile rücken auch bereits vielerorts die Anwälte ein.

Dies, weil Studierende, welche sich den Zugang zum Prüfungssystem verschafft haben sollen oder einfach nur einen Link angeklickt haben, für drei Jahre vom Branchenabschluss ausgeschlossen wurden und sie nun von ihren Arbeitgebern fristlos entlassen werden.

24.09.2024/kut./Meldung mit Statement von Deloitte ergänzt

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