Die Schweiz hat extrem viele Facetten. Zu einer ungewöhnlichen Rundreise durch das Land läd nun sogar ein Bundesamt ein.
Die Vielfalt der Schweiz kann man wohl kaum besser erkunden und muss dabei nicht einmal vor die Haustür gehen. Die Rede ist vom neuesten Statistischen Jahrbuch «Die Schweiz in Zahlen», welches das Bundesamt für Statistik BFS soeben in einem Doppeljahrgang publiziert hat.
Farbgrafiken veranschaulichen gut
Das Werk besteht nicht nur aus blossen Zahlenkolonnen, sondern es bietet einen Schlüssel, um die komplexe Welt viel besser verstehen zu können.
Wer das schwere Buch in die Hand nimmt, merkt gleich, wie viel Arbeit darin steckt.
Die 21 Themenfelder reichen von der Bevölkerungsstruktur, Bildung, Energie über die Gesundheit bis hin zu den öffentlichen Finanzen und werden auf über 400 Seiten durch viele Tabellen und Farbgrafiken anschaulich erklärt.
Faktenbasierte Entscheide
Dem BFS ist mit der verbesserten Ausgabe auch der Sprung in die digitale Welt gelungen, denn über QR-Codes können sich Interessierte online viele Zusatzinformationen und Übersichten holen.
muula.ch hat dies beispielsweise zu den Daten der Auslandsschweizer ausprobiert und stiess etwa auf eine Weltkarte, welche die Verteilung der rund 800.000 Auslandsschweizer über die Kontinente illustriert.
Daraus lassen sich faktenbasierte Entscheide für Firmen oder Behörden treffen, die genau sehen, in welchen Ländern sich Schweizer besonders gerne niedergelassen haben.
Selbst die Aufteilung nach Altersgruppen lässt eine zusätzliche Einordnung der Situation zu und gibt eine solide Planungsgrundlage.
Weniger Hotels im Lande
Wer hätte gedacht, dass die durchschnittliche Jahresteuerung für Gesundheitspflege und Nachrichtenübermittlung über Jahre negativ gewesen ist?
Wer hätte gedacht, die Prämieneinnahmen der Schweizer Lebensversicherungen fast um zehn Prozent auf rund 25 Milliarden Franken eingebrochen sind?
Und wer hätte gedacht, dass es immer weniger Hotels sowie Kurbetriebe in der Schweiz gibt und auch die Zahl der Ferienwohnungen über die vergangenen Jahre rapide abnimmt?
Wohl kaum jemand. Das Jahrbuch gibt Aufschluss über all dies.
Praktisches Glossar
Die neue Version des Jahrbuches erscheint zudem sprachgetrennt: Es gibt also eine deutsche und eine französische Ausgabe, was den Lesefluss gegenüber den zweisprachigen Ausgaben der Vergangenheit verbessert.
Online ist diese Trennung leider noch nicht immer gelungen.
Die Statistiker legen diesmal obendrein Wert darauf, zu erläutern, wie die Bundesstatistik arbeitet, was ihre aktuellen Herausforderungen sind und welche Themen in einem besonderen Fokus stehen.
Bundesamt für Statistik BFS: «Die Schweiz in Zahlen. Statistisches Jahrbuch 2022/2023». 129. Jahrgang. Neuchâtel 2023. 412 Seiten, Fr. 90.00.
Dies ist alles gleich zu Beginn des Buches aufgeführt – hätte aber vielleicht besser an das Ende gepasst, weil es von der Rundreise durch die Schweiz am Anfang mit den technischen Erläuterungen zu stark ablenkt.
Ohnehin findet sich am Ende des Buches ein praktisches Glossar- und Abkürzungsverzeichnis, wo die Leser häufig hinschauen, weil dort Fachbegriffe sehr gut erklärt werden und das Verständnis für die Abbildungen und Erläuterungen steigt.
Hochwertiges Papier
Anzumerken wäre noch, dass die rund 130 QR-Codes sehr klein sind und das Hochglanzpapier manchmal so stark reflektiert, dass der Scanner die Daten nicht erfassen kann.
Mit dem teuren Papier kommt zwar eine Hochwertigkeit zum Ausdruck, allerdings konterkariert dies eben die digitale Welt ein wenig.
Spannung an Winterabenden
Der Verkaufspreis ist mit 90 Franken diesmal etwas günstiger als die 120 Franken in den Vorjahren. Die Bestellung kann online beim BFS erfolgen.
Insgesamt ist das Statistische Jahrbuch ein spannendes Werk für lange Winterabende, die es mit interessanten Zahlen ansprechend aufbereitet zu füllen gibt.
Wer die Sektionen zum Finanzplatz Schweiz und der Bankenwelt, zum Gesundheitswesen oder etwa zur Einkommensverteilung liest, hat ein viel besseres Verständnis, wieso die Schweiz ist, wie sie ist.
07.12.2023/kut.
