
Zewo engagiert sich, dass mit Spenden korrekt umgegangen wird. Doch drei Hilfswerke verletzten Qualitätsstandards, und selbst an Zewo gibt es Kritik.
Über 500 Schweizer Hilfswerke tragen das Gütesiegel der Stiftung Zewo, welche sich seit Jahrzehnten für eine transparente, wirksame und vertrauenswürdige Spendenkultur in der Schweiz einsetzt.
Rund 70 Prozent unter Kontrolle
Das ist besonders wichtig, denn in der Schweiz werden jährlich über 2 Milliarden Franken gespendet, und da braucht es neben Vertrauen auch Kontrollen, dass das Geld korrekt eingenommen, verwaltet und auch ausgegeben wird.

Das Motto lautet dabei von Beginn an, korrekt sammeln, richtig verbuchen und nachvollziehbar ausweisen.
Zewo ist quasi ein wichtiges Bindeglied zwischen den Hilfswerken und den Spendern. Immerhin rund 1,45 Milliarden Franken an Spendengeld erhalten zertifizierte Hilfsorganisationen, was zirka 70 Prozent an «Marktanteil» entspricht.
Rund ein Drittel bei Entwicklungshilfe
Von den 507 Organisationen, welche das Zewo-Gütesiegel derzeit tragen, stammen 79 Prozent aus der Deutschschweiz, wie aus dem Jahresbericht 2024 hervorgeht.
In der Romandie befinden sich 20 Prozent der zertifizierten Hilfswerke und 1 Prozent in der italienischen Schweiz.

Rund 33 Prozent der 507 Einrichtungen beträfen Soziales und 27 Prozent die Entwicklungshilfe sowie humanitäre Hilfe.
Die Mehrheit der 507 Hilfswerke ist dabei mit 359 als Verein organisiert; Stiftungen sind es 143.

Im Gesundheitsbereich sind aber auch Aktiengesellschaften als Rechtsform dabei, wie aus der Statistik 2024 hervorgeht.
Falsche Verbuchung festgestellt
Mit sieben neu zertifizierten und 48 erfolgreich rezertifizierten Hilfswerken hätten 55 Organisationen das Zewo-Gütesiegel für die nächsten fünf Jahre erhalten, hiess es weiter im Jahresbericht 2024.
In vier Fällen sei das Gütesiegel nicht mehr gewährt worden, hiess es streng.

Bei 52 turnusgemässen Re-Zertifizierungen habe die Zewo 205 Auflagen ausgesprochen, erklärte die «Spendenpolizei».
Diese Missstände hätten die korrekte Verbuchung von zweckgebundenen Spenden nach dem Rechnungslegungsstandard Swiss GAAP FER betroffen, hiess es weiter.
Fehler betrafen auch Spendenwerbung oder interne Kontrollen.
Sünder geheimgehalten
Von 2020 bis 2024 führte die Zewo insgesamt 250 Rezertifizierungen durch und sprach 1010 Auflagen aus.
Dabei seien 83 Prozent der kontrollierten Auflagen innerhalb der ersten Frist erfüllt worden und 13 Prozent erst nach einer Nachfrist.
Drei Organisationen musste das Zewo-Gütesiegel allerdings entzogen werden, teilten die Spendenprüfer mit.
Die Namen der Übeltäter gaben die Spendenkontrolleure aber nicht bekannt. Auch ist zu beachten, dass Entzug und Nicht-Mehr-Gewährung zwei Paar Schuhe sind.
Hohe Gewinnmarge?
Last, but not least, muss sich die Zewo allerdings auch selbst etwas Kritik gefallen lassen.
Die Organisation nimmt mit ihrer Verleihung der Gütesiegel jährlich rund 1 Million Franken ein, und erwirtschaftet fast 100.000 Franken an Gewinn, wie aus der Jahresrechnung hervorgeht. Eine Gewinnmarge von rund 10 Prozent haben aber nicht viele Unternehmen.
Beim Jahresabschluss will Zewo transparent sowie hyperkorrekt sein, doch die Stiftung setzt ausgerechnet auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, wo die Amerikaner bei Inspektionen unlängst eklatante Missstände in der Schweiz fanden.
Gewiss, es gibt praktisch an allen Wirtschaftsprüfern immer wieder Kritik an deren Gütesiegeln. Doch so heftig wie bei BDO klang es von den USA wohl bisher nicht, wie muula.ch berichtete.
Geld zusagen – aber nicht zahlen
Und auch die Stifter von Zewo müssen sich Kritik gefallen lassen.
22 Kantone haben ihr Stiftungskapital zwar eingezahlt – doch von den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und teilweise auch vom Kanton Jura seien noch 520.000 Franken an Widmungskapitalien ausstehend, hiess es im Jahresbericht.
Dies dürfte klar dem Gedanken der Zewo-Stiftung widersprechen: Die Spender sagen Mittel für einen guten Zweck zu, doch dann fliesst das Geld eigentlich nicht.
08.06.2025/kut.