Dramatischer Anstieg von Unterdeckungen in der 2. Säule

Pensionäre beim Wandern
Die 2. Säule soll Einkommen im Alter sichern. (Bild: Hebi / pixabay)

2022 war ein Horrorjahr für die Berufliche Vorsorge. Doch neben drohenden Sanierungsmassnahmen bekommen Aktive auch eine frohe Botschaft.

Die stark negative Performance in den Anlagekategorien Aktien und Obligationen, aber auch in fast allen anderen Anlagekategorien, verschlechterte die Finanzlage der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2022 signifikant.

So lautete das nüchterne Fazit der Oberaufsichtskommission für Berufliche Vorsorge (OAK-BV), die ihren Jahresbericht am heutigen Dienstag überraschend publizierte.

Megaverluste an Börsen

Die durchschnittliche Nettoperformance der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie betrug in der Beruflichen Vorsorgen (BVG) demnach schlechte -9,2 Prozent im Jahr 2022, nach einer positiven Rendite von 8,0 Prozent im Vorjahr.

Bei Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie lagen die Werte bei -8,2 Prozent beziehungsweise bei 8,3 Prozent.

Die negative Performance reduzierte die ausgewiesenen Deckungsgrade der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie im Durchschnitt von 118,5 Prozent Ende Vorjahr auf nur noch 107,0 Prozent.

Bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie sank der Wert sogar von 89,3 Prozent per Ende 2021 auf neu nur noch 81,3 Prozent.

Kaum noch 100 Prozent

Per Ende 2022 wiesen nur noch 84 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie einen Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent aus. Das heisst, 16 Prozent sind Land unter.

Der entsprechende Anteil bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie sank per Ende 2022 in der 2. Säule aber noch dramatischer auf noch 6 Prozent nach 23 Prozent im Jahr 2021.

Darstellung des Gesamtrisikos der 2. Säule
Das Gesamtrisiko erhöht sich deutlich. (Quelle: OAK-BV)

Für das Gesamtrisiko weisen laut den Oberaufsehern mittlerweile rund 60 Prozent der Vorsorgeeinrichtung mit Staatsgarantie ein hohes Gesamtrisiko auf, während Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie das Gesamtrisiko noch deutlich höher ist.

Dies ergaben Recherchen von muula.ch im zusätzlichen Finanzbericht der Oberaufsicht. Die Abbildung verdeutlicht die dramatische Situation.

Per Ende 2022 ist ein Grossteil der Wertschwankungsreserven aufgebraucht. Nur noch 58 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen verfügten über eine Wertschwankungsreserve von mindestens 25 Prozent ihres Zielwerts.

Rosige Zukunft?

Mit Blick auf die Verpflichtungsseite einer Vorsorgeeinrichtung habe der Zinsanstieg mittelfristig aber auch eine positive Seite, teilte OAK-BV relativierend mit.

Aus einer Marktwertsicht hätten die langlaufenden Rentenverpflichtungen ebenfalls an Wert eingebüsst, was heisst, mit dem Zinsanstieg würden die Rentenversprechen in Zukunft mit weniger Risiko finanzierbar sein.

Doch dahin müssen die Kassen erst einmal kommen. Es kann sein, dass ihnen bis zum Eintritt der positiven Wirkungen schon die Luft ausgeht.

Keine Realverzinsung

Aufgrund der negativen Performance sank auch die durchschnittliche Verzinsung des Altersguthabens der aktiven Versicherten von
3,69 Prozent per Ende 2021 auf 1,90 Prozent per Ende 2022.

Im Vergleich dazu lag die Jahresteuerung in der Schweiz 2022 bei 2,8 Prozent, was bedeutet, dass für das Jahr 2022 viele aktive Versicherte erstmals seit langem wieder eine negative Realverzinsung auf dem Vermögen der beruflichen Vorsorge erlitten haben. 

Doch das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für die Berufstätigen.

Die aktiven Versicherten einer Vorsorgeeinrichtung in Unterdeckung können nämlich mit Sanierungsmassnahmen, wie Minderverzinsungen oder Sanierungsbeiträgen, weiter zur Kasse gebeten werden.

Dies hänge jedoch von der individuellen Situation der Vorsorgeeinrichtung ab und würde derzeit mit den betroffenen Institutionen und den regionalen Aufsichtsbehörden besprochen, hiess es von der OAK-BV lapidar.

Keine Umverteilung mehr

Es gibt aber durchaus auch noch eine positive Nachricht bei der ganzen Misere zu vermelden: 

Eine Aktualisierung der Schätzung der jährlichen Umverteilung zwischen aktiven Versicherten und Rentenbeziehenden zeigte nämlich, dass 2022 eine Umverteilung zugunsten der aktiven Versicherten stattfand. 

Die Höhe betrug unter den rund 1300 Vorsorgeeinrichtungen rund 0,2 Milliarden Franken nach 0,2 Milliarden Franken zulasten der aktiven Versicherten im Vorjahr. Damit habe zum zweiten Mal in Folge habe fast keine Umverteilung in der Beruflichen Vorsorge mehr stattgefunden, hiess es positiv.

BVG-Reform fragwürdig

Es sei obendrein zu erwarten, dass mit den von den Vorsorgeeinrichtungen getroffenen Massnahmen, also die Senkung der Umwandlungssätze oder die Senkung der technischen Zinssätze, sowie mit dem im Berichtsjahr beobachteten Zinsanstieg die Umverteilungsphase zulasten der aktiven Versicherten zu ihrem Ende gekommen ist.

Somit steht nunmehr auch die Frage im Raum, ob es die ohnehin umstrittene BVG-Reform noch braucht, über die im Parlament seit geraumer Zeit gerungen und über die das Volk mit Sicherheit noch abstimmen wird.

Oder sollte das Volk thematisieren, wie die Aufsicht über die Berufliche Vorsorge verbessert werden kann?

09.05.2023/kut.

Dramatischer Anstieg von Unterdeckungen in der 2. Säule

One thought on “Dramatischer Anstieg von Unterdeckungen in der 2. Säule

  • Juni 8, 2023 at 6:06 am
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