Die Vereinigten Staaten von Amerika und China liegen ständig im Zoff – so lautet jedenfalls der Tenor. Doch nun legen sie an einer ungewöhnlichen Stelle einem jahrzehntealten Streit bei.
Die USA haben einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. China erlaubt nach der Blockade von über einem Jahrzehnt künftig US-Inspektoren, die Jahresabschlüsse von chinesischen Konzernen zu prüfen.
Wie die zuständigen Behörden bekanntgaben, hätten sich die Regierungen auf einen Modus für die Kontrollen geeinigt.
Druck durch die Hintertür
Das Nachgeben der Chinesen ist wahrscheinlich dadurch erreicht worden, weil US-Börsenvorschriften nunmehr die Inspektionen der Erstellung von Jahresabschlüssen vorschreiben, wenn ausländische Firmen an Börsen in den USA kotiert sind. Für die Chinesen wären mit einer bald auslaufenden Frist rund 200 Grosskonzerne wie Alibaba oder Baidu betroffen gewesen.
Die zuständige amerikanische Behörde, das PCAOB, jubelte über das Abkommen. Endlich könnten sich die Vereinigten Staaten regelmässig davon überzeugen, dass die Jahresrechnungen in China auch korrekt erstellt würden. Allerdings sei die Übereinkunft lediglich ein erster Schritt, hiess es weiter.
Knackpunkt gelöst
Die Chinesen reagierten dagegen zurückhaltender. China und die USA würden alle Kommunikationskanäle offenhalten, um Übereinkünfte für die Einhaltung von Gesetzen und Regularien in beiden Staaten zu gewährleisten, teilte das zuständige Amt im Reich der Mitte, die China Securities Regulartory Commission CSRC, etwa gegenüber dem «Wall Street Journal» mit.
Als einen ersten Knackpunkt konnten die Delegationen den Ort für die Inspektionen festlegen. So werden die Kontrollen nunmehr in Hong Kong durchgeführt, um den ständigen Coronavirus-Lockdowns in Mainland China und anderen Hürden zu entgehen.
Alle, für die US-Inspektion notwendigen Personen und Dokumente würden in Hongkong zur Verfügung stehen, teilen die Amerikaner zum Prozedere mit. Die chinesischen Behörden dürften zudem keinerlei Einfluss auf die Befragungen und Sichtungen nehmen, hiess es weiter.
Schweiz kooperativer
Auch die Schweiz kennt diese Kontrollen der PCAOB. So kommen die US-Inspektoren regelmässig ins Land und nehmen die Erstellung von Jahresabschlüssen genau unter die Lupe. Allerdings hat sich die Schweiz nicht so lange wie die Chinesen quergestellt, um die US-Inspektionen im Inland zu ermöglichen.
Die Schweiz rief als Kompromiss auf den Druck von den USA die Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde RAB ins Leben, welche den Prüfungsprozess der Amerikaner im Inland koordiniert und die Informationen, welche zu den USA gelangen, auf Notwendigkeit filtert.
01.09.2022/kut.
