Die stille Revolution in der Hosentasche

Zahlreiche Menschen filmen ein Ereignis mit ihren Smartphones
Mobiltelefone sind heutzutage omnipräsent. (Bild: V. Prymak / unsplash)

Die Mobiltelefone wandeln sich von Geräten der Kommunikation zu Lebenszentralen. Die digitalen Begleiter sind Segen und Fluch zugleich.

Das Handy hat eine unbeschreibliche Entwicklung durchlaufen.

Von der Stimme sind die kleinen Geräte zur Schaltzentrale der Menschen geworden.

Unverzichtbare Begleiter

Das Mobiltelefon begann seinen Siegeszug als technisches Wunderwerk der Kommunikation.

Es ermöglichte Menschen, über grosse Entfernungen miteinander zu sprechen, ohne an Kabel gebunden zu sein.

Doch seine Metamorphose hat es weit über diese Funktion hinausgetragen. Heutzutage ist es nicht nur ein Gerät, sondern ein unverzichtbarer Begleiter – Kamera, Notizbuch, Musikbibliothek, Kreditkarte, und vieles mehr.

Stundenlange Nutzung

Die Erinnerungen der Menschen werden nicht länger in Alben verwahrt, sondern auf dem Smartphone.

Das Wissen der Menschheit steckt nicht mehr in Büchern, sondern in Apps.

Mit einem einzigen Gerät navigieren Menschen durch Städte, organisieren ihr Leben und kommunizieren in einer global vernetzten Welt.

Die Zeit der täglichen Nutzung steigt rasant, wie zahlreiche Studien belegen. Schweizer Jugendliche beschäftigen sich bereits über 3 Stunden pro Tag nur mit ihren Smartphones.

Hauptfokus auf Smartphones

Rund 97 Prozent der 15- bis 88-Jährigen der Schweiz griffen laut einer Umfrage des Bundesamtes für Statistik BFS zur Internetnutzung auf das Internet zu: 92 Prozent nutzten es täglich oder fast täglich und 78 Prozent mehrmals täglich.

Das am häufigsten verwendete Gerät war dabei mit 96 Prozent aber das Smartphone, gefolgt von Laptops mit 68 Prozent, stationären Computern mit 47 Prozent und Tablets mit lediglich 43 Prozent.

Hohes Risiko

Doch diese allgegenwärtige Macht hat ihren Preis. Ein Blick hinter die Kulissen des glänzenden Bildschirms offenbart die dunklen Schatten.

Das Mobiltelefon, das so vieles zentralisiert, ist auch ein potenzieller Schwachpunkt. Was geschieht, wenn wir es verlieren?

Ein Diebstahl oder der Verlust des Geräts sind heutzutage mehr als nur ärgerlich. Mit dem Mobiltelefon geht oft unsere gesamte Identität verloren: Zugang zu Bankkonten, sozialen Netzwerken, sensiblen Dokumenten und Fotos.

Passwörter, die sorgfältig gespeichert wurden, und Zahlungsinformationen, die bequem hinterlegt sind, geraten in fremde Hände.

Ein einziger Moment der Unachtsamkeit kann ein ganzes Leben ins Chaos stürzen.

Das Konto leer räumen

Die Gefahr endet jedoch nicht beim Verlust des Geräts.

Cyberkriminelle können über gestohlene Daten Identitätsdiebstahl begehen, Konten leeren oder gar Rufschädigung betreiben. Das Mobiltelefon ist somit nicht nur ein Tor zur Welt, sondern auch ein Tor zu den Schwächen der Menschen.

Neben der Gefahr des Datenverlusts stellt sich eine weitere Frage: Wie viel Macht hat das Mobiltelefon bereits über uns?

Vom Nutzen in die Abhängigkeit

Die ständige Erreichbarkeit, die permanente Flut an Benachrichtigungen, der unablässige Drang, nach neuen Informationen zu suchen – all das bindet die Menschheit an die kleinen Geräte.

Die Grenze zwischen Unterstützung und Abhängigkeit wird immer dünner.

Starphilosoph Peter Sloterdijk bezeichnete die starke Konzentration auf Produkte und Dienstleistungen als eines der grössten Probleme der Neuzeit, wie muula.ch berichtete.

Er sprach sogar von Drogen der Neuzeit.

Hunderttausende Süchtige

Dabei ist es ein Paradoxon: Ein Gerät, das für Freiheit und Flexibilität steht, kann die Menschen gleichzeitig einsperren.

Der Blick vieler Individuen auf die Welt verengt sich oft auf den Bildschirm, während die reale Welt draussen vorbeizieht.

Rund 300.000 Schweizer Jugendliche sollen bereits Handy-süchtig sein, warnte «SRF» unlängst. Das Land muss also aufpassen.

Helfer bei Einsamkeit

Die Zukunft des Mobiltelefons ist dabei faszinierend und beängstigend zugleich.

Mit der Integration von Künstlicher Intelligenz KI wird es immer mehr zu einem persönlichen Assistenten, einem Berater, vielleicht sogar zu einem Begleiter für Zeiten der Einsamkeit.

Doch je enger unsere Verbindung mit diesen Geräten wird, desto grösser wird die Verantwortung, sie sicher und bewusst zu nutzen.

In allen Bereichen des Lebens

Das Mobiltelefon ist ein Meisterwerk menschlicher Innovation, ein Werkzeug, das unser Leben bereichert und erleichtert.

Es hat sich vom einfachen Kommunikationsgerät zum Fotoapparat und Zahlungsmittel in sämtliche Bereiche des Lebens integriert.

Doch es sollte auch eine Mahnung an die Menschheit sein, all diese Abhängigkeit kritisch zu hinterfragen.

Schweiz sitzt Fake-News auf

Schweizer seien laut der BFS-Untersuchung sogar besonders anfällig für Desinformation, weil die Digitalnutzung so hoch ist.

In der Schweiz hat 2023 hat mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den letzten drei Monaten vor der Befragung auf Informationsseiten oder auf Social Media falsche oder fragwürdige Inhalte oder Informationen gesehen.

Internetnutzung auf Mobiltelefonen im internationalen Vergleich
Die Schweiz liegt bei der Nutzung des Smartphones weit vorne. (Bild: PD)

Gerade erst machten Falschmeldungen in der Schweiz die Runde, dass die EU künftig die Nutzung von Baumwolle verbieten wolle.

Das Tamedia-Portal «20 Minuten» zog das «EU-Baumwollverbot» mit mehreren Artikeln immer weiter und holte sogar Meinungen von Politikern ein.

Glaubwürdige Quellen wichtig

Die EU musste letztlich die ganze Sache dementieren – weder direkt noch indirekt gebe es ein solches Ansinnen, hiess es.

Trotzdem verbreiteten sich auf den Smartphones die Hiobsbotschaften in Windeseile, obwohl es alles Fake-News waren.

Glaubwürdige Informationsquellen, wie muula.ch, sind heutzutage von absoluter Wichtigkeit.

Das volle Leben geniessen

Die Menschen sollten sich deshalb gelegentlich daran erinnern, dass das Leben jenseits des Bildschirms weitergeht – mit all seinen Farben, Gerüchen und menschlichen Begegnungen.

Nur dann kann die Welt die Vorteile der digitalen Begleiter voll ausschöpfen, ohne sich ihnen auszuliefern.

11.01.2025/kut.

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